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Großer-Tiger und Christian

Großer-Tiger und Christian

Titel: Großer-Tiger und Christian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frritz Mühlenweg
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     Sie täten es aber gern, versicherte er, und gestern sei Herr Ma da gewesen.
    Während er das sagte, blickte er Christian und Großer-Tiger von der Seite an, aber sie verzogen keine Miene.
    »Dieses ist eine herrliche Burg«, lenkte Christian ab.
    »Der werte Palast überschreitet jede Vorstellung«, sagte Großer-Tiger, und da waren die Pferde auch schon den Hügel hinaufgestampft,
     und Christian schaute nach dem Pudel, ob er da war. Oben begann die eigentliche Festungsmauer aus roh zusammengefügten Steinen.
     Sie war höher als die kleine Mauer des Vorwerks, und es waren schmale Schießscharten darin. Unheimlich viele waren es; eine
     folgte der andern rings um die Burg.
    Auch hier stand das Tor offen, aber die Wachen trugen blanke Säbel in den Fäusten, und sie grüßten damit. Hinter dem Tor war
     der Boden mit Steinplatten belegt, die Hufe der Pferde schlugen hart auf, und das Gepolter hallte von der gegenüberliegenden
     Wand wieder. Es war aber keine Geistermauer mit freiem Ausritt nach beiden Seiten wie in Edsina. In Dampignaks Burg dachte
     man weniger an Geister als an Verteidigung bis aufs Letzte. Der Torweg bog in scharfer Rundung nach links; man ritt durch
     einen Mauerschacht, und als er sich öffnete, sah man breite Rampen, die auf die Mauer führten. Gegen den Torweg zu war eine
     Bastion aufgeschüttet, und oben standen wieder Maschinengewehre und ein leichtes Feldgeschütz. Sonst gab es nichts, und der
     Platz war vom Innenhof der Burg durch eine Zwischenmauer getrennt. Ein schmaler Durchlass schien dahin zu führen, aber wieder
     war ein Viereck abgeteilt. Es war größer und es war belebt. In die Festungsmauer waren eiserne Ringe eingelassen, und an den
     Ringen stand Pferd neben Pferd. Es mochten hundert sein. Über ihren Köpfen lief der Wehrgang, aber es war nur ein Mann als
     Wache oben.
    Er grüßte Dampignak, und er nickte Großer-Tiger und Christian wie alten Bekannten zu.
    »Es ist Mendo«, sagte Donnerkeil, »er hat hinter dem Edsin-Gol auf euch gewartet, doch da war es Nacht, und so wisst ihr nicht,
     wie er aussieht.«
    Fast die ganze Nordseite des Platzes nahm ein Haus ein, das in seiner Mächtigkeit die Festungsmauer übertraf. Die Wändewaren dick, man sah es an den wenigen Fensteröffnungen und an dem Mauerkranz, der zahllose Schießscharten hatte. Aus der Tür
     kamen junge und alte Männer. Alle trugen schwere Reiterstiefel und bunte mongolische Gewänder. Sie umringten die Angekommenen
     und grüßten mit lauten Zurufen.
    Dampignak sprang vom Pferd.
    »Kommt!«, rief Mondschein.
    »Unsere Reisesäcke«, erinnerte Christian.
    »Lasst alles, wie es ist«, sagte Mondschein.
    Er nahm Christian und Großer-Tiger an der Hand und führte sie durch den Kreis der Männer, der immer größer wurde. Von allen
     Seiten kamen sie gelaufen; auf dem Mauerkranz der Kasematte tauchten sie auf, und viele standen auf dem schmalen Rand des
     Lössfelsens, der die Zitadelle und den vierkantigen Wachturm trug.
    »Seht den Hund«, riefen die Einen.
    »So schwarz ist kein Hund«, schrien Andere.
    »Also ein Teufel«, sagten die Dritten.
    Wieder ging es zwischen fensterlosen Mauern aufwärts. Es war kalt und dunkel in der engen Gasse, und es roch scharf nach Pferden.
     Dann öffnete sich ein quadratischer Platz. Er war vollkommen eben und glatt gestampft, und mittendrin standen drei schneeweiße
     Jurten auf runden Sockeln aus Lehmziegeln. Zwei Stufen führten zu den Eingängen. Ohne sich umzublicken, schritt Dampignak
     zu der mittleren Jurte, die als Bekrönung eine blaue Filzdecke trug. Die Tür stand offen. Dampignak verschwand darin, und
     die Leibwachen schlossen die Flügel mit der linken Hand. In der Rechten hielten sie die gleichen schweren Reitersäbel wie
     die Wachen am Tor.
    Vor der ersten Jurte blieb Mondschein stehen.
    »Hier ist das Gästezelt«, sagte er, »nebendran wohnt der Fürst, und die dritte Jurte ist für Donnerkeil, Djamiën-surun und
     für mich.«
    »Wer ist Djamiën-surun?«, fragte Christian.
    »Er führt das Kommando in der Burg, wenn der Fürst und ich auswärts sind. Ihr werdet ihn kennenlernen.«
    Mondschein öffnete die kleinen Flügeltüren. Die zwölf Monatstierewaren darauf geschnitzt, auf jeder Seite sechs. Tiger, Hase und Drache machten den Anfang, dann kam die Schlange.
    »Weiter«, drängte Mondschein, und er schob Christian und Großer-Tiger vor sich her.
    Durch das geöffnete Rauchloch drang

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