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Großer-Tiger und Christian

Großer-Tiger und Christian

Titel: Großer-Tiger und Christian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frritz Mühlenweg
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Schutthügel hinunter bis vor den Eingang zum Schacht und wartete. Das Warten
     dauerte lang. Manchmal meinte er, Großer-Tiger reden zu hören oder ein aufgeregtes Flüstern von Mondschein. Dann war es wieder
     still. Einige Sekunden vergingen, und Christian überlegte, ob er nicht durch die Röhre kriechen sollte, um zu erfahren, was
     es gab, doch rechtzeitig fiel ihm ein, dass Großer-Tiger vielleicht auch gekrochen käme, und sie würden in der Mitte die Köpfe
     zusammenstoßen, und keiner könnte mehr vorwärts und nur sehr schlecht wieder rückwärts.
    Auf einmal ging das Warten zu Ende. Christian hörte, wie jemand die Stiefel, die drüben standen, beiseite rückte, er hörte
     Mondschein fluchen, und die Stimme von Großer-Tiger bat leise und eindringlich: »Bitte, bitte, nicht jetzt, es pressiert ja
     nicht. Der befehlende Herr hat selbst gesagt, dass nur unbesonnene Leute so was tun.«, Mondschein knurrte, und dann kam Großer-Tiger
     gekrochen.
    Christian brauchte erst gar nicht fragen: »Was ist los?«, denn kaum hatte Großer-Tiger den Kopf zum Schacht heraus, als er
     sagte: »Es ist schrecklich, Kwi-Schan, er ist da.«
    »Grünmantel?«, fragte Christian.
    »Auf einem Esel«, sagte Großer-Tiger, »mit hinten was drauf.«
    Er kroch vollends aus dem engen Loch, und dann saßen sie nebeneinander auf dem Grund der Höhle.
    »Warst du draußen?«, fragte Großer-Tiger leise.
    »Nein«, sagte Christian, »ich wollte auf dich warten.«
    Großer-Tiger seufzte erleichtert. »Das bedeutet«, sagte er, »dass man nirgends Spuren sieht?«
    »Nirgends«, sagte Christian, »du sollst aber hinausschauen, was es gibt, denn wir müssen überlegen, was man tun muss.«
    Großer-Tiger kroch auf den Schutthaufen bis dahin, wo es was zu sehen gab, und als er zurückkam, flüsterte er: »Da ist keine
     Hilfe, und wir können nichts unternehmen.«
    »Erzähle«, bat Christian, »wie das mit Grünmantel war, damit ich es erfahre.«
    »Als ich zu Mondschein kam«, begann Großer-Tiger leise, »legte er den Finger auf den Mund und horchte. Da horchte ich auch,
     und dann hörte ich das Getrappel eines Esels. Erst war es weit weg, und nachher war es näher, und dann kam plötzlich einer
     über die Ebene geritten, ganz nah bei dem Graben, durch den wir gekrochen sind. Unten, wo der Festungshügel beginnt, wandte
     der Reiter den Esel, und Mondschein begann zu zittern, weil es Grünmantel war. Grünmantel ritt um die Burg herum, und wahrscheinlich
     ist er zum südlichen Tor hinein, denn, wenn er ins Lager von Ma wäre, müsste man jetzt die Hunde hören.«
    Großer-Tiger schwieg, und Christian fragte: »Hat Mondschein schießen wollen?«
    »Es verlangte ihn danach«, sagte Großer-Tiger, aber dann sagte er nichts mehr, sondern hielt Christian die Hand auf den Mund,
     denn kleine Steine und Lehmbrocken rollten draußen den Schutthügel hinunter, und ein wenig Sand stäubte ins Innere der Höhle.
    »Du oder ich?«, flüsterte Christian Großer-Tiger ins Ohr.
    »Du«, gab Großer-Tiger zurück.
    »Nein«, flüsterte Christian, »du bist geschickter.«
    Da stand Großer-Tiger auf, und kroch noch einmal auf den Schutthaufen, diesmal aber so langsam und vorsichtig, dass Christian
     vor Ungeduld verging und ihm nachkroch. Endlich war Großer-Tiger oben, und Christian sah, wie er den Kopf durch die Öffnung
     steckte, Zoll um Zoll und Fen um Fen. Das dauerte auch eine entsetzlich lange Zeit. Aber kaum konnte Großer-Tiger was sehen,
     als er den Kopf zurückzog, und dasging in Blitzeseile. Wieder rollten Steine den Schutthang draußen hinab, Scherben klirrten und eine Staubwolke verhüllte den
     Ausblick. Als der Staub sich verzog, sah Christian, wie Großer-Tiger den Finger auf den Mund legte, und nachher hielt er ihm
     die geballte Faust vor die Nase. Es war schwer zu begreifen, was Großer-Tiger meinte. Dann aber wurde es auf einmal leicht,
     denn Großer-Tiger ließ zunächst den Daumen springen und gleich darauf den Zeigefinger und dann keinen mehr. Zwei, dachte Christian,
     also ist Ma gekommen, und jetzt sitzen sie auf dem Schutthügel, und wenn wir Glück haben   …
    »Na, da bist du ja«, hörte man Grünmantel ohne Einleitung sagen. Seine Stimme klang rau wie immer, und wenn sie auch ein wenig
     weit weg war und gedämpft, weil er nicht laut sprach, verstanden Christian und Großer-Tiger doch das meiste, und den Rest
     konnten sie sich denken.
    »Ich warte seit einer halben Stunde auf der Mauer«, erwiderte Ma beleidigt,

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