Großstadtvampire (German Edition)
abspielte.
Arno stand auf der Bühne und sah sich von oben das Treiben der Vampire und deren Anfeindungen Johannes' eine Weile an. Mittlerweile war seine Wut gegenüber Johannes wieder einigermaßen abgeflaut. Doch die Enttäuschung war geblieben und so wollte er nun die Versammlung und die damit einhergehende Gerichtsverhandlung so schnell und effektiv wie möglich hinter sich bringen. Schließlich streckte er seine Hand Ruhe gebietend aus. Sofort erstarb der Lärm und es wurde ruhig im Saal. Johannes drehte sich zu Arno, stand etwas hilflos da und wartete ab. Auch Arno schien abzuwarten.
Dann donnerte seine Stimme durch den Saal. "Weißt du, weshalb du hier vor der Versammlung stehst?",
"Nein", log Johannes, dem sehr wohl klar war, weshalb man ihn hierher entführt hatte. Wäre er doch gleich zu Arno gegangen, schoss es ihm dabei durch den Kopf. Nun war es zu spät.
Arno atmete tief ein. Johannes konnte nicht sagen, ob aus Mitleid oder weil Arno für seine Ausführungen einen langen Atem benötigen würde. "Seit Wochen redet ganz Berlin von nichts anderem als dem Vampirmörder. Die Menschen verkriechen sich in ihren Wohnungen und haben Angst vor die Tür zu gehen." Aus der Menge schallten beipflichtende Zurufe. "Die Polizei hat nichts Besseres zu tun, als in unseren Lokalen aufzutauchen und uns überall mit ihrer Präsenz zu belästigen!"
"Genau!" und "Jawohl" war nun immer wieder aus der Menge zu hören.
Arnos Tonfall glich mittlerweile immer mehr dem eines Predigers. "Schon fühlen sich die ersten Bürger der Stadt dazu berufen, als Vampirjäger unsere wohlverdiente Ruhe zu stören!" Bei dem Wort Vampirjäger ging ein erschrockenes Raunen durch die Menge. "Auch unsere unauffällige Blutversorgung ist nicht mehr garantiert. Zusammengefasst bedeutet das: Unser aller Existenz in Berlin ist gefährdet!"
"Und was habe ich damit zu tun?", unterbrach ihn Johannes.
"Halts Maul!", "Du bist schuld an allem!", "Natürlich bist du schuld" und "Was fällt dir ein!", beschimpften ihn sofort die Vampire. Die Menge war gereizt und wütend und froh, endlich Dampf ablassen zu können. Johannes begriff, dass er sehr vorsichtig vorgehen musste, wenn er diese Versammlung heil überstehen wollte.
Arno ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.
Er räusperte sich einmal und sofort erstarb die Unruhe wieder.
"Wir glauben, dass du der Vampirmörder bist. Das hast du damit zu tun", antwortete Arno sachlich auf Johannes' Frage. "Möchtest du etwas zu diesen Anschuldigungen sagen?"
"Ich bin nicht der Vampirmörder!", sagte Johannes und versuchte dabei so ruhig und überzeugend wie möglich zu klingen. "Ich habe die Mädchen nicht umgebracht!" Das wütende Brüllen der Menge schlug ihm entgegen.
"Ruhe!" Wieder musste Arno das Publikum zügeln. Erst als in dem Gemäuer wieder Stille eingekehrt war, fuhr er fort. "Wieso hat dann die Polizei ein Bild von dir?" Arno hatte plötzlich eine Zeitung mit Johannes' Bild auf der Titelseite in der Hand.
"Ich kann alles erklären." In Johannes' Kopf rotierte es. Wie kann ich es so erklären, dass sie es mir auch glauben? "Ich war nur zufällig in dem Hinterhof und da hat mich ein Typ gesehen. Das war alles."
Gehässiges Lachen war aus der Menge zu hören. "Das glaubst du doch selber nicht!"
"Aber so war's. Ich bin zufällig über das Mädchen gestolpert. Da war sie schon tot. Oder vielmehr fast. Ich habe sie nicht umgebracht. Ich sage die Wahrheit." Gleichzeitig wusste er, dass er sich nicht wirklich überzeugend anhörte.
"Und wieso hat man dich als Vampir gesehen?" Arno sah sich das Phantombild genauer an. "Ziemlich gut getroffen sogar."
"Ich hatte keine andere Wahl, als mich zu verwandeln. Da waren diese Russen hinter mir her und der Typ blockierte die Tür mit einem Baseballschläger. Ich saß in der Falle. Es war die einzige Möglichkeit ihn loszuwerden." Doch der letzte Satz ging im wütenden Gebrüll der Menge unter. Sie hatten genug gehört und ihr Urteil schon gefällt.
"Er war's!" und "Genug!" schallte es ihm entgegen.
Arno betrachtete die aufgebrachte Menge. Die Gesichter der Vampire waren hassverzerrt. Er erkannte in ihnen die Verzweiflung und Angst, die sie in den letzten Wochen belastet hatte. Man hatte Johannes auf frischer Tat ertappt. Die Gemeinschaft würde keinen langen Prozess dulden. Dafür lagen ihre Nerven zu blank. Zum Wohle der Gemeinschaft musste er das Verfahren schnell und mit einem eindeutigen Ergebnis zu Ende bringen. Das seine Enttäuschung über Johannes
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