Großstadtvampire (German Edition)
man nur vorbei, wenn der einen auch wirklich kannte.
Wolli war es bisher noch nicht gelungen an ihm vorbei zu kommen, aber heute hatte er ein gutes Gefühl. Heute musste es einfach klappen. Der Türsteher kannte ihn zumindest von seinen bisherigen Versuchen und eigentlich gehörte er doch schon fast zur Gemeinschaft. Das fand zumindest Wolli. Es half nichts. Er musste es versuchen. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Langsam ging er auf den Eingang zu. Bloß nicht unsicher wirken, dachte er. Ganz cool, ganz locker, was konnte schon schiefgehen?
Wie aus dem Nichts tauchten zwei junge Frauen vor ihm auf und gingen ebenfalls auf den Eingang zu. Beide waren hochgewachsen, schlank, ein wenig blass mit dezenter schwarzer Schminke um die Augen und in lässigen trendy Outfits. Nicht schlecht, dachte Wolli. Wenn ich mit den beiden Bräuten am Eingang ankomme, könnte der Türsteher vielleicht denken, dass ich sie mitbringe oder wenigstens mit ihnen da bin. Das könnte mir helfen. Auf jeden Fall besser, als wenn man als Typ alleine kommt.
"Hey, lange nicht gesehen", begrüßte der bullige Türsteher in der Fliegerjacke die beiden Frauen und hielt ihnen die Tür weit auf. Doch als Wolli ebenfalls an ihm vorbei wollte, um den beiden Frauen die Wendeltreppe hinab in den Saal zu folgen, versperrte ihm der Türsteher den Weg.
"Wo willst du denn hin?"
"Na rein", versuchte Wolli selbstsicher von sich zu geben.
"Tut mir leid. Heute nur für Mitglieder", kam die lakonische Antwort und schon hatte er Wolli wieder vor die Tür bugsiert.
"Hey Mann. Lass mich doch rein." Jetzt hörte sich Wolli schon fast verzweifelt an.
"Nee, geht nicht. Ich kenn dich nicht."
"Natürlich kennst du mich", verteidigte sich Wolli. "Ich war schon oft hier."
"Ja, aber nicht drinnen. Es kommen nur Leute rein, die schon drin waren." Gelangweilt zündete sich der Türsteher eine Zigarette an.
"Aber wie kann ich jemals reinkommen, wenn ich nie drinnen war", wollte Wolli nun wissen.
"Pech gehabt. Kannst du mal bitte mal Platz machen", verlangte der Türsteher und ließ ein Paar durch, das ebenfalls in den Club wollte.
"Und was haben die, damit die so einfach reinkommen?" Wolli verstand die Logik nicht.
"Hör' mal zu, Wolli", fing der Türsteher an.
"Siehst du. Du kennst mich doch. Du kennst sogar meinen Namen", triumphierte Wolli, "also kannst du mich jetzt reinlassen" und wollte wieder durch die Tür und wurde wieder zurückgehalten.
"Hör’ mal. Wie oft soll ich das noch sagen? Nur für Mitglieder."
"Aber ich bin doch schon fast eins. Ihr müsst mich nur zu einem machen. Ich bin bereit. Ich will einer von euch sein." Wolli stand flehend vor dem Türsteher und seine Verzweiflung war ihm anzusehen. Der schaute Wolli mitleidig an und man konnte für einen Moment den Eindruck bekommen, als wolle er Wolli wirklich helfen. "Ich glaub’, du hast ein total falsches Bild von uns. Die Gemeinschaft ist nichts Cooles. Wir wären alle lieber nicht hier. Wir wären lieber bei unseren Familien und Freunden. Doch wir können es nicht und werden es auch nie wieder können. Wir sind verflucht. Kapierst du das nicht?"
"Du willst mich doch nur abwimmeln. Ich weiß, wie es sein muss und ich möchte dazugehören. Ich habe ein Anrecht darauf. Was muss ich denn noch tun?"
Der Türsteher schüttelte nur den Kopf. "Dir ist wirklich nicht zu helfen."
Wolli stürzte erneut nach vorne und versuchte sich an dem Türsteher vorbeizudrängen. Doch es gab kein Durchkommen und jetzt war der Türsteher wirklich genervt. Er packte Wolli am Kragen und trug ihn einige Schritte vor die Tür bevor er ihn zu Boden warf.
"Wenn du noch einmal versuchst in den Club zu kommen, setzt es Dresche, kapiert?"
"Arschloch", sagte Wolli, aber erst als der Türsteher an seine Tür zurückgekehrt war. "Ich habe einen Anspruch darauf hinein zu dürfen!"
"Mach’ dich vom Acker. Sonst gibt’s die Dresche gleich!"
Wolli stand auf, klopfte sich den Staub von seiner Kleidung und murmelte vor sich hin. "Eines Tages werdet ihr es bereuen, mich nicht reingelassen zu haben. Ihr werdet schon sehen. Aber dann ist es zu spät." Dann reckte er die Faust in Richtung Türsteher und brüllte "Ihr werdet schon sehen!"
"Ja, ja, du Spinner", sagte der Türsteher und ließ die nächsten Gäste in den Club.
Die beiden Neuankömmlinge, ein elegantes Pärchen Ende Dreißig, er im Anzug, sie in einer modischen schwarzen Kombination, stiegen die gusseiserne Wendeltreppe hinunter und wurden unten von einer
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