Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Großstadtvampire (German Edition)

Großstadtvampire (German Edition)

Titel: Großstadtvampire (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Fröhlich
Vom Netzwerk:
geriet immer mehr aus den Fugen und die Vampirgemeinschaft in Berlin stand kurz vor ihrer Entdeckung und Auflösung.
    An diesem Punkt nahm sich der bis dahin unpolitische Arno des Problems an. Die zunehmende Verelendung seines Viertels und der Vampire war ihm mehr und mehr aufgestoßen. So hatte er eine Kampagne unter den Berliner Vampiren losgetreten und am Ende hatte man ihm, dem Hoffnungsträger, einvernehmlich die Aufgabe übertragen, in Berlin aufzuräumen und die Achtung der Regeln durchzusetzen. Arno griff hart durch und scheute nicht davor zurück, unbelehrbare Vampire und Wiederholungstäter auszulöschen. Selbst Jahrzehnte später redeten die alteingesessenen Vampire nicht gerne über die Zeit und die damit verbundenen Vorkommnisse. Manche meinten, es sei mit übertriebener Härte und sogar Brutalität durchgegriffen worden. Einige Kritiker unterstellten Arno sogar, er habe es genossen, endlich wieder als Inquisitor tätig sein zu können. Gleichzeitig hatte er damit seinen Ruf als effektiver und gründlicher, aber zuweilen cholerischen und brutalen Organisator begründet, den er seitdem nicht mehr los wurde.
    Wie dem auch sein, Arno schaffte es auf jeden Fall innerhalb eines knappen Jahres, die Anarchie, die die Existenz der Gemeinschaft in Berlin bedrohte, auszumerzen und wieder für ein friedliches Miteinander von Mensch und Vampir zu sorgen. Gleichzeitig gründete er soziale Einrichtungen, die sich um abhängige und mittellose Vampire kümmerten, um deren Abdriften in die Illegalität zu verhindern. Als das Gleichgewicht wieder hergestellt war, reduzierte er sein Engagement auf administrative Notwendigkeiten und gelegentliche Treffen, die eher dem eines Kaninchenzüchtervereins glichen. Ansonsten kümmerte sich hauptsächlich um seine Bar und die Blutversorgung. Den sozialen Einrichtungen blieb er weiter treu, ging aber damit nicht hausieren.
    Die junge Frau am Ende der Wendeltreppe begrüßte das Pärchen herzlich und tauschte Höflichkeiten mit ihnen aus. Man kannte sich. Dann bekamen die Beiden jeweils ein Reagenzglas voll Blut als Begrüßungsgetränk gereicht. Arno hatte das Begrüßungsgetränk als Ritual für jede Versammlung eingeführt, da er der Meinung war, dass durstige Vampire unfähig seien, gute Entscheidungen zu treffen. Das Pärchen schüttete gierig das Blut hinunter und gab anschließend der jungen Frau die Reagenzgläser zurück. Danach schritten sie durch eine weitere Tür hindurch und betraten die Haupthalle. Der etwa 25 Meter lange Raum wurde links und rechts von zweistöckigen Galerien eingerahmt. Loungemusik durchflutete die schummrig beleuchteten Räume. Insgesamt drängten sich um die tausend Vampire in der Halle und auf den Galerien, unterhielten sich wild gestikulierend mit erhobenen Stimmen, um die Musik zu übertönen. Am hinteren Ende des Raums befand sich eine leere Bühne, zu der links und rechts Stufen hinaufführten.
    Plötzlich betrat Arno die Bühne und sofort ebbten die Gespräche ab. Die Musik verstummte. Dann war es mucksmäuschenstill. Erwartungsvoll blickte Arno zur Seite neben die Bühne.
    Da wurde wie auf Kommando eine Gestalt mit einem Sack über dem Oberkörper vor der Bühne zu Boden geworfen. Langsam befreite sich die Gestalt aus dem Sack und blickte verwirrt um sich. Es war Johannes, der erst einmal einen Moment brauchte, um zu realisieren, wo er war. Von überall fletschten ihn wütende und feindlich gesinnte Vampirgesichter an. Endlich hatten sie jemanden, an dem sie ihre Verunsicherung, Wut und den aufgestauten Druck, der durch das Auftauchen des Vampirmörders in den letzten Monaten entstanden war, loswerden konnten.
    Johannes suchte die Reihen nach einem bekannten Gesicht ab. In unmittelbarer Nähe der Bühne erkannte er Igor, der ihm freundlich zuwinke. Die Handlanger Arnos, die sich Igor an Johannes' Wohnungstür geschnappt hatten, hatten schnell erkannt, dass sie den Falschen erwischt hatten. Igor hatte sich schnell als unschuldig und völlig naiv erwiesen, worauf er wieder freigesetzt wurde. Allerdings hatte Arno darauf bestanden, dass Igor bei der Versammlung zugegen sein sollte, damit er berichten konnte, wie in Berlin mit Regelbrechern umgegangen wurde. Igor hatte nicht wirklich kapiert, um was es ging und wartete nun gespannt, was passieren würde. Dass Johannes offensichtlich im Mittelpunkt dieser Versammlung stand, wunderte ihn zwar, aber in erster Linie war er froh, ihn wiederzusehen. Vielleicht konnte der ihn ja aufklären, was sich hier

Weitere Kostenlose Bücher