Grote, P
war Cabernet Sauvignon, etwas Merlot in der Assemblage und Cabernet Franc, und, soweit ich mich erinnere, auch Petit Verdot . . .«
Martin war überrascht. Der Mann hatte tatsächlich Ahnung. Als Gaston noch lebte und er als Weinhändler nur Einkaufspreise zahlen musste, hatten sie sich mal eine Flasche geleistet, aus reiner Neugier.
Simion sah ihm das Erstaunen an. »Hätten Sie nicht gedacht, dass ich das weiß, nicht wahr? Ha, okay, soll ich Ihnen noch sagen, dass der Wein mehr als vierzig Tage auf der Maische war und dass er nur in französischen Barriques ausgebaut wird?« Simion grinste breit und schaufelte Rührei in sich hinein. »Wein ist mein Hobby«, sagte er kauend, »die letzte Leidenschaft eines alten Mannes. Ich hoffe, auch hier den einen oder anderen Tropfen zu finden, aber leider kenne ich mich nicht aus. Ich weiß nicht, wo ich mit der Suche anfangen soll. Wenn Sie mit Wein zu tun haben, wozu würden Sie mir raten?«
»Lassen Sie mich nachdenken«, antwortete Martin, nahm seinen Teller und ging zum Büfett. Während er sich am Quark, Schafs- und Ziegenkäse bediente, dachte er daran, Simion vielleicht nach Murfatlar mitzunehmen. Er könnte ihn testen, ihm die allgemeinen Fragen überlassen, sich selbst im Hintergrund halten und die Gesprächspartner in Ruhe beobachten. Eingreifen konnte er immer noch. Aber er durfte es Simion nicht zu leicht machen, er musste ihn dazu bringen, ihn darum zu bitten. Gab es einen Grund,weshalb Simion nichts von seinem Auftrag erfahren durfte? Nein, seine Tarnung allerdings musste er ihm gegenüber genauso aufrechterhalten wie gegenüber allen anderen.
»Sprechen Sie Französisch?« Martin musste es wissen, um sich nicht beim Telefonieren überraschen zu lassen, außerdem beunruhigte ihn, dass Simion gefragt hatte, ob er aus Frankreich stamme. Eigentlich merkwürdig, denn Franzosen sprachen Englisch immer mit deutlich erkennbarem Akzent. Hatte er sich den eventuell angewöhnt und merkte es selbst nicht? Das wäre gefährlich.
»Das Vergnügen, diese wunderbare Sprache zu lernen, hatte ich leider nicht, aber ich habe Frankreich bereist, ich war im Burgund, in Bordeaux und in der Champagne, überall mit meiner Frau – und in Paris – da natürlich ohne sie.« Simion grinste anzüglich. »Es hat ihr sehr gefallen, wir waren begeistert.«
Er schwärmte weiter, vom Louvre, den Tuilerien, Versailles, dem Invalidendom und von Napoleon als Vorreiter eines modernen und vereinten Europas.
Martin hielt Bonaparte eher für einen größenwahnsinnigen Massenmörder. Um den Schwärmereien ein Ende zu machen, sprach er davon, dass er vorhabe, den wichtigsten Weinregionen Rumäniens einen Besuch abzustatten.
Simion zeigte sich überaus interessiert, er lächelte verhalten und zierte sich, bevor er sich eine Frage gestattete. »Kann man ... ich meine, unter Umständen vielleicht mitkommen? Sich mal, nur für einen Augenblick, Ihnen anschließen? Vielleicht, ich meine nur, eventuell, es könnte ja sein. Ich will nicht stören, auf keinen Fall, ich will Sie bei Ihrer wichtigen Arbeit nicht belasten, aber mit einem Experten reisen? Das wäre großartig. Nur einen Tag? Sind Sie Önologe oder Winzer?«
Darauf war Martin vorbereitet, man hatte ihm die Frage bereits in Bukarest gestellt. Er hätte es auch gefragt. »Ich bin Agronom und habe mich mit Kellerwirtschaft beschäftigt,ich habe damit eine Art Grundausbildung im Weinbau durchlaufen.« Das ließ sich mit dem Wissen, das er sich als Weinhändler und später als Winzer angeeignet hatte, untermauern. Und auf die Idee, ein Diplom zu verlangen, kam niemand.
Während er sich über den Käse hermachte, sprach Simion von seiner bisherigen Reise, dass er seinen Sohn gebeten habe, ihn zu begleiten, ihm auch angeboten habe, die Reise zu bezahlen, aber der Sohn sei beruflich sehr eingespannt, und seine Tochter wollte ihren Mann und die Kinder nicht allein lassen. So hätte er zu seinem Bedauern allein reisen müssen. Aber wenn es Martin nicht zu viel ausmache – er würde ihn heute sehr gern begleiten, er würde sich ruhig verhalten: »Ich stelle auch keine dummen Fragen.«
Martin versprach, darüber nachzudenken. Jetzt hätte er allerdings dringend etwas zu erledigen. Er wollte Sofia und Harms anrufen, dann seine Liste kopieren und an Sichel schicken. Er musste zur Post. Simion würde bis Mittag von ihm hören. Er würde gegen vierzehn Uhr aufbrechen, bis zum Weingut sei es nicht weit.
»Ich weiß«, sagte Simion, »ich bin daran
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