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Gruber Geht

Gruber Geht

Titel: Gruber Geht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Knecht
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wahrscheinlich, das macht sicher die gute, saubere, vollwertige, unversaute Landluft. Geile Luft das, ey.
    Du, Johnny, sagt Kathi und setzt sich mit einer Tasse Kaffee in den Händen neben ihn. Sie müsse ihn was fragen.
    Gruber kennt den Tonfall in ihrer Stimme, es ist der du-hast-du-mal-einen-Hunni-für-mich-Tonfall, der du-könn-test-du-den-Micky-und-mich-mal-schnell-zum-Dealer-fahren-Ton, der du-könnten-der-Daniel-und-ich-heute-bei-dir-übernachten-echt-nur-heute-Ton. Der du-tu-was-für-mich-kleiner-Bruder-Ton. Gruber ist alarmiert, wenngleich ihm auf Anhieb nichts Schlimmes einfällt, das Kathi von ihm wollen könnte, außer, dass er sofort abreist. Aber eigentlich hatte er bislang nicht den Eindruck, dass sie ihn loswerden wollte. Der Spießer, der schon. Aber der Spießer hat in seinem Haus zum Glück nicht das letzte Wort. Etwas Unangenehmes, das Kathi von ihm wollen könnte, hätte höchstens etwas mit Vater und Vaters neuer Trulla und Vaters neuen Trulla-Kindern zu tun, aber Gruber ist vollkommen sicher, dass das nicht der Fall ist. Kathi hasst Vaters neue Trulla noch mehr als er selber, immer schon, und je unneuer sie wird, desto intensiver wird sie gehasst, der Hass hat sich zum Leidwesen von Vater und der Trulla nicht abgewetzt, im Gegenteil. Das Patchworkideal von Wir-können-alle-super-miteinander-Erst-plus-Zweitfamilie hat bei Grubers nicht gegriffen.
    Aha, sagt Gruber und nimmt einen Schluck aus seiner ramponierten Tasse mit dem
Mutti
-Schriftzug, na, solle sie doch fragen!
    Es sei so, sagt Kathi. Sie und Tom seien schon seit Wochen auf die Hochzeit von der Dings eingeladen, am Samstag, also morgen, und sie hätten ja die Mutter gefragt, ob sie die Kinder nehmen würde, aber er wisse vielleicht, dass ausgerechnet dieses Wochenende das Sommerfest der Flüchtlingsorganisation sei, bei der Mutter arbeite (wusste er nicht, egal). Jedenfalls.
    Jedenfalls was, begehrt Gruber zu wissen, während zugleich der intensive Hauch einer Ahnung in ihm aufsteigt. Heiliger. Bitte nicht. Bitte, lieber Gott, mach, dass sie nicht das von mir verlangt.
    Jedenfalls hätten sie und Tom die Hochzeit längst abgeschrieben, sagt Kathi, und trinkt nervös aus ihrer Tasse. Alle Freunde seien auch auf dieser Hochzeit, alle Babysitter in den Ferien, der Ben zum Vergessen, weshalb sie der Dings schon längst gesagt hätten, dass sie leider nicht zu der Hochzeit kommen könnten. Worüber die Dings supertraurig gewesen sei, und immer wieder versucht hatte, sie und Tom doch zum Kommen zu überreden.
    Gruber betet schon nicht mehr, er überlegt sich bereits, was er am Samstag, morgen, für einen unaufschiebbaren Termin hat, einen Termin, den er bis zu diesem Moment einfach vergessen hatte, der ihm aber exakt in dem Augenblick, in dem Kathi das Wort
Samstag
aussprach, wieder eingefallen ist. Irgendwas im Krankenhaus vielleicht. Ach nein, Scheiße, Samstag.
    Und jetzt sei, sagt Kathi, ja zufällig er, Johnny, da. Und er habe ja nicht vor, noch vor dem Wochenende abzureisen, er habe jedenfalls bislang nichts davon gesagt, dass er heute oder morgen abreisen wolle, oder? Sondern er wollte doch mit den Kindern in den Wald gehen, also, gesagt habe er das jedenfalls?
    Scheiße, denkt Gruber, gräbt seine Zehen ins Gras und macht sich im Geiste eine Notiz: Ab nun jeden Morgen die Abreise im Laufe des aktuellen Tages als realistische Möglichkeit formulieren. Nie von Plänen sprechen, schon gar nicht von solchen, die Kinder einbeziehen.
    Und er könne ja nun, sagt Kathi, überraschend gut mit den Kindern, selbst Tom habe lobend bemerkt, wie gut er mit den Kindern könne, und die Kinder, die hätten ihn sowieso total lieb gewonnen, jetzt wo er sich so toll, ja richtiggehend idealonkelhaft mit ihnen beschäftige.
    Das ist nun stark übertrieben. Gruber hat mit den Kindern herumgealbert, einmal den Kurzen auf der Schaukel gehutscht (was Gruber im Übrigen grauenhaft langweilig fand, der Kurze dagegen hatte gequietscht und höherhöherhöher geschrien, ganz vorschriftsmäßig nach Schaukeljauchzlehrbuch, Kinder überraschen einen eigentlich selten) und zwei Mal mit ihnen und den beiden Bauernkindern von nebenan Fußball gespielt, auf dem frisch gemähten Rasen, seinem Rasen, zwei der Ribisel-Sträucher hatten das Tor markiert. Er hatte die größeren Kinder (die Große, Ida, war gut und spielte offenbar in einem Verein) gnadenlos ausgedribbelt und nur dem plärrenden Kurzen ein paar Mal den Ball zugeschubst und dann vor den Ribiselbüschen einen

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