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Grün war die Hoffnung

Grün war die Hoffnung

Titel: Grün war die Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
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nicht, das war sicher. Mendocino Bill vielleicht schon, aber der war Pan ehrlich gesagt scheißegal, deshalb spielte es kaum eine Rolle. »Krischna ist die Liebe«, sagte der neue Typ in dem Moment, als der Polizeiwagen auf den leeren Platz vor der Veranda glitt wie ein Fuß in einen Schuh. Zwei Bullen, die reinsten Abziehbilder, stiegen aus.
    Sie blieben kurz stehen und ließen die Blicke schweifen, zwei noch ganz junge Männer, und auf was für Trips mochten die wohl sein? Dünn, schmalhüftig, beinahe haarlos, als wären sie in irgendeinem Polizistenzwinger gezüchtet worden, und Ronnie konnte sich das echt gut vorstellen, wie die schwangeren Frauen da an Ketten gehalten wurden und bullige Kahlköpfe auf sie einbrüllten, bis sie ihren Wurf genau richtig hinkriegten. Wuff-wuff. Er beobachtete ihre Gesichter, aber die gaben nichts her. Ihre Blicke dagegen – die erfaßten jedes Staubpartikel, registrierten jede Geste, jede Nuance, diese Augen konnten durch Wände sehen, durch Kleider und durch Haut, und wer ihren Röntgenblick nicht spürte, der mußte verrückt sein.
    Als die Autotüren unisono zuknallten, huschten die zwei hellbraunen Hunde unter der Veranda hervor, um an den Stiefeln der Bullen zu schnuppern, und Freak, der mit dem abgehackten Schwanz, ergriff die Gelegenheit, das Bein zu heben und gegen den Autoreifen zu pissen. Die Bullen verzogen keine Miene. Sie nahmen sich einen Moment, um die Schultern zu straffen, ihre Gürtel zurechtzurücken und wie nebenbei mit den Händen über die Läufe ihrer Pistolen, die Gummiknüppel oder ihre sonstige schädelbrechende Ausrüstung zu fahren, dann wandten sie die Aufmerksamkeit den Leuten auf der Veranda zu. »Wohnen Sie hier?« fragte der linke und sprach Ronnie an, ließ aber zugleich seine kalten blauen Augen zu Merry, Maya, Mendocino Bill und noch weiter hüpfen, bis in die Tiefen des Hauses, wo stockende Aktivität zu ahnen war.
    Zwar hatte sich die Hälfte von Drop City beim ersten Anblick des Streifenwagens in die Büsche geschlagen, aber Ronnie blieb völlig cool. Er hatte nichts zu befürchten. Er war noch nie mit dem Gesetz in Konflikt geraten – sein Glück hatte bei jeder Transaktion, jedem Zug am Joint und jedem luftleeren Spritzendruck gehalten –, und für den Militärdienst hatte ihn ein Cousin seines Vaters, der Psychologe war, aufgrund seelischen Unvermögens untauglich geschrieben. Was keineswegs hieß, daß er die Schweine nicht als das erkannte, was sie waren. »Ich wohne auf dem grünen Planeten Erde«, sagte er und bleckte die Zähne.
    »Genau, Alter«, kommentierte der neue Typ, »und hergebracht hat uns Brahma – und der große Vischnu beschützt uns.«
    »Stimmt auffallend«, sagte Maya, und dann meinte Merry, die ihr Haar nach hinten warf und dabei die bemalten Brüste freilegte: »Ihr wohnt auch hier. Wir alle wohnen hier. Auf demselben Planeten, capito?« Worauf jeder auf der Veranda, sogar der neue Typ, die Hand zum Peace-Zeichen hob.
    Der Bulle stellte einen blitzblanken Stiefel auf die sonnengebleichte, abgeblätterte Bohle der zweiten Verandastufe und ließ ihn dort stehen, lehnte sich auf sein Knie und wandte sich nun nur noch Pan zu. »Wer ist denn hier der Chef?« wollte er wissen, und er klang halbwegs vernünftig, gutmütig und vernünftig, so als spräche er mit einem Haufen Viertkläßler oder vielleicht dem Trunkenbold der Stadt, der im eigenen Saft duselte. »Wer ist der Vermieter? Der Besitzer?«
    In diesem Moment trat Dale Murray durch die Fliegentür hinaus, gerade rechtzeitig, um die Frage aufzufangen. Dale war ein Freak der alten Schule – kein Augenblick auf dieser Erde ist stark genug, um dafür auf Drogen zu verzichten, so lautete sein Motto –, und er war letzte Woche eines Abends auf einer feigengrünen Honda auf die Ranch gedonnert, die so klang, als hätte er Granatwerfer an den Auspuff montiert. Er trug blau-weiß gestreifte Schlaghosen, und er war ohne Hemd, recht muskulös und gebräunt; vom Hals baumelten ihm Glöckchen, Perlen sowie die gelblichen Zähne irgendeines glücklosen Fleischfressers, und an der Hüfte hatte er eine Gitarre befestigt wie einen großen hölzernen Kummerbund. Er schenkte jedem der Polizisten einen erhabenen Blick und sagte dann: »Hören Sie, ich werde Ihnen keine ausweichenden Antworten geben und sagen, daß Gott hier der Besitzer ist und wir alle auf der Erde im Austausch miteinander leben, Sie und ich und Ihre Frau Loretta und Richard Milhouse Nixon auch – nein, ich

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