Grün war die Hoffnung
allem bei Typen ihres Schlags, bei Kiffern, Hippies, Rockern, bei Bräuten . »Wissen Sie, ich hab selbst drei Kinder, der älteste, Robert junior, also Bobby – der geht schon in die zweite Klasse. Und die essen alle nichts als Junkfood, möglichst die süßesten Cornflakes, Schokosachen, Limo ...«
»Ach, also Jasmine«, und hier wurde ihr klar, daß er kein Wort sagen würde, solange sie nur dieses Spielchen mit ihm weiterspielte, »die ist erst eineinhalb, so etwa, wissen Sie, und sie, äh, also, ich möchte nicht, daß sie sich was Schlechtes angewöhnt, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
O ja, das verstand er – sie brauchte ihm da nichts zu sagen. Und ob er also bei den Getreideflocken helfen könne? Diese Hafergrütze hier sei sehr gut, wenn man sie mit Milch anrührte, nicht mit Wasser, und Farina war natürlich das Spitzenprodukt. Übrigens, wohnte sie hier in der Gegend, weil er sie noch nie ...?
Das war’s also. Er machte sie an, genau wie jeder Freak . Für alle Fälle. Nur so, hätte ja sein können.
»Wir sind eben erst hergezogen«, sagte sie. »Mein Mann arbeitet in der Flugzeugbranche.« Und dann dankte sie ihm und stand kurz danach an der Kasse, gegenüber von Reba und Verbie, die Haferflocken immer noch in der Hand. Ihr Herz hüpfte kleine Salti, aber sie legte einen zerknitterten Dollar hin und wühlte etwas Kleingeld aus der Tasche, und dann war sie draußen auf dem Parkplatz und ging auf den Studebaker zu, die absolute Käsekönigin.
Sie brachen an diesem Abend ziemlich spät aus Seattle auf, weil Norm sich Harmonys Käfer genommen hatte, um seinen Onkel zu besuchen, und er war den ganzen Nachmittag und den halben Abend weggeblieben, während die anderen im Bus hockten und sich fragten, ob er sie im Stich gelassen hatte. Norm war bei der ersten Ausfahrt abgebogen und hatte den Bus einfach auf einem verkrauteten Feld an einer schmalen Landstraße abgestellt. Es war ein häßlicher Platz, die Bäume waren nichts als Gestrüpp, eine Fabrik spuckte nicht weit weg ihren Qualm aus, und ringsherum standen die allgegenwärtigen Einfamilienhäuser im Rancho-Stil von Stadtrand-Amerika. Ein paar der Männer sammelten Zweige und brachten ein Feuer in Gang, und die Frauen schafften eine Art Paella, angereichert mit geklautem Thunfisch, Gemüse und allen Gewürzen, die sie im Gepäck auftreiben konnten.
Autos schossen vorüber wie Düsenjäger. Das Geschrei spielender Kinder bildete die Geräuschkulisse. Die Leute aßen hastig, irgendwie schuldbewußt, denn mit so einer Szene hatte keiner gerechnet. Sogar Che und Sunshine wirkten lethargisch und rührten kaum ihre Teller an. Gegen sechs Uhr, mitten beim Abendessen, kamen aus einem weißen Rancho-Haus mit cremefarbenen Zierkanten und einem brandneuen roten Auto in der Einfahrt zwei Männer in Sporthemden über die Straße. »Hier wird nicht gecampt«, hörte Star einen der Männer sagen, und der andere fügte hinzu: »Und Feuer wird auch keins gemacht.« Daraufhin kletterten alle in den Bus zurück, bis Norm endlich auftauchte und die Karawane weiterziehen konnte.
Nach Mitternacht holte Reba die Dosen mit Krabbenfleisch und geräucherten Austern und die übrigen Leckereien hervor, und Star tischte ihren Käse auf. Der Bus donnerte durch die Nacht. Das Armaturenbrett glühte grün, und alle wurden sanft geschaukelt, als lägen sie in einer riesigen Wiege. Norm saß am Lenkrad, das er mit beiden Händen gepackt hielt, Premstar quetschte sich mit ihm auf den Fahrersitz aus rissigem Vinyl. Ronnie war ein Scheinwerferpaar hinter ihnen, jetzt leisteten ihm Mendocino Bill und Verbie und ihre Schwester Gesellschaft, man wechselte sich ab, alles wurde geteilt. Marco, der Norm auf den Besuch bei seinem Onkel begleitet hatte – »Damit er nicht so allein ist und um rauszukriegen, wo der Goldschatz versteckt ist, falls wir mal ein bißchen Kleingeld brauchen« –, saß hinten im Bus und spielte Karten mit Alfredo und ein paar anderen unter einer Lampe, die Bill notdürftig montiert hatte. Die Kinder schliefen. Und die meisten anderen auch.
So kam es, daß Reba, Merry, Maya, Lydia und Star sich auf drei Bänken rekelten, plauderten und Leckereien verkosteten, während der Bus dahinrollte und die vagen Lichter von Häusern, Tankstellen und Farmen in einem nicht zu entziffernden Code vor den Fenstern vorbeiflitzten. »All dieses natürliche Zeug geht einem doch irgendwann auf die Nerven, wißt ihr?« meinte Reba. »Tofu. Tahin. Brauner Reis. Auch wenn’s
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