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Grün war die Hoffnung

Grün war die Hoffnung

Titel: Grün war die Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
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tot?«
    »Hoffentlich. Ich kann nur beten, daß sie’s sind. Denn wenn nicht, werde ich sie umbringen müssen.«
    »Ich spreche hier von ihnen «, sagte Marco, und er mußte einen seiner Handschuhe für den Kessel nehmen, um sich den brühendheißen Kaffee in den Becher zu gießen, »aber es könnte doch auch Bosky allein gewesen sein, stimmt’s?«
    Sess hielt ihm seinen Becher zum Nachfüllen hin. »Fliegen und Schießen zugleich geht nicht.«
    »Also war Ronnie auch da drin? Du glaubst, das war Ronnie?«
    »Dieser Scheißkerl«, sagte Sess. »Dieser Hippie-Scheißkerl. Der ist hoffentlich auch tot.«
    Nach einer Weile, ohne daß sie die Frage wirklich diskutiert oder auch nur gründlich durchdacht hätten, streiften sie ihre Sachen wieder über: die zwei Hemden, den Pullover, den Parka, den Schal (den von Marco hatte Star gestrickt), und Marco schnürte seine Stiefel zu, während Sess seine Mukluks überzog, und dann waren sie wieder draußen in der eisigen Nacht, minus vierundvierzig, Tendenz fallend. Die Hunde rührten sich kurz, einige stießen ein fragendes Kläffen aus, ehe sie sich wieder zur Ruhe legten. Sess hatte die Zweiundzwanziger in der Hand. Der Schnee gab unter ihren Schritten nach.
    Sie kehrten zu der Wiese zurück und wandten sich dann landeinwärts in die Richtung, die das Flugzeug genommen hatte, in ordentlichem Tempo, der Mond schien schräg durch die Bäume und erhellte ihnen den Weg. Das Unterholz war hier recht dicht, abseits des Pfades, aber sie hatten ein Ziel, deshalb bahnten sie sich ihren Weg, als marschierten sie durch einen langen Hotelkorridor mit einer Schwingtür nach der andern. Marco ließ seine Gedanken schweifen, er dachte an Star, an das bevorstehende Weihnachten und daran, was er ihr schenken sollte, in Anbetracht seiner knappen Mittel. Vielleicht könnte er ihr etwas basteln, dachte er. Irgend etwas für ihr Haar – eine Spange, aus Holz oder Knochen geschnitzt, oder vielleicht ein Paar Ohrringe aus Fischbein, etwas in der Art. Und dann mußte er an Ronnie denken. An Pan. Falls Pan in diesem Flugzeug gesessen hatte, und so mußte es gewesen sein, dann war Pan tot, er wäre das erste Opfer von Drop City. Die erste Beerdigung. Norm würde irgendwann zurückkommen. Vielleicht sogar der irre George, Verbie und ein paar von den anderen. Aber Pan kam nie wieder. Der Gedanke ließ ihn frösteln. Andererseits war ihm ohnehin kalt – es deprimierte ihn, hielt ihm die Seltsamkeit des gesamten Unternehmens vor Augen. Da stapfte er in Gesellschaft eines Mannes mit einem Gewehr auf irgendwelchen Hügeln herum, wie man sie entlegener auf diesem Planeten kaum finden konnte, und das in der finstersten Nacht, die er je erlebt hatte. Und wo war sein Vater jetzt? Oder die Einberufungsbehörde und der alte Sack von General dort?
    »Da oben«, sagte Sess, und es klang wie körperlos, als würde die Landschaft selbst ihre Stimme zurückwerfen,die bauchredende Nacht. »Siehst du, da glüht etwas.«
    Sie stiegen einen Hang hinauf und blickten auf das Licht hinab, das hier so fehl am Platze wirkte: ein Feuer, ein Lagerfeuer, das da auf dem numinosen Boden munter an seinen Fesseln zerrte, Farbe an einem farblosen Ort. Zwei Gestalten lagen um das Feuer, die eine dahingestreckt auf dem Schnee, die andere gegen einen Baum gelehnt und auf ein paar Fichtenzweige gebettet, und dahinter sah man zusammengesackt das ausgebrannte Flugzeug. Nichts bewegte sich außer dem Rad des Feuers, das aufflackerte und erstarb, seine Funken in den Himmel spie, loderte und glühte.
    Marco nahm den Abhang im Laufschritt, stapfte durch den verwehten Schnee, zertrat krachend Äste und die schnappenden Zweige von Zwergweide, Erle, Birke und schwarzer Johannisbeere, achtlos rannte er dahin, gepackt von etwas, was er nicht hätte benennen können, und Sess Harder ging wachsam hinter ihm her, das Gewehr schußbereit. Als erstes ging Marco zu Ronnie, zu Pan, und versuchte ihn umzudrehen, aber Pan war am Boden festgefroren, in einem erstarrten Schwall aus Blut und Schleim, und er war völlig regungslos, tot, eindeutig tot, so steif und tot und starr wie der Coyote auf dem Schlitten. Er mochte Pan nicht. Hatte ihn nie gemocht. Aber das hier wünschte er ihm auch nicht.
    Er blickte auf, als er Sess Harders handgenähte Mukluks aus Elchleder auf dem Schnee hörte, das leise Rascheln seiner Schritte. Sess stand inzwischen über Joe Bosky, und Joe Boskys Augen standen offen, er versuchte etwas zu sagen. An ihm war kein Blut zu sehen,

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