Grün wie die Hoffnung: Roman (German Edition)
und für ihn da ist.«
»Er würde jederzeit dasselbe für mich tun.«
»Für gewöhnlich dauert es lange, bis sich eine solche Freundschaft bildet. So viel Zeit haben wir nicht.«
»Dann sollten wir vermutlich eine Abkürzung nehmen. Alles wieder in Ordnung?«
»Ja, ich würde sagen, es ist alles wieder in Ordnung.«
Er trank das Bier aus und stellte die leere Flasche weg. »Ich gehe nach oben. Du solltest auch schlafen gehen.«
»Ja, das mache ich.«
Aber als er gegangen war, war sie so ruhelos und müde, dass sie doch mit ihrem Glas in der hell erleuchteten Küche sitzen blieb. Sie wusste nicht, wie spät es war, und fragte sich, ob das überhaupt noch eine Rolle spielte.
Sie wurden langsam alle zu Vampiren – verschliefen einen Großteil des Tages und arbeiteten in der Nacht.
Während sie weiter an ihrer Liste schrieb, betastete sie das Kreuz um ihren Hals. Und sie spürte, wie die Nacht mit kalten Händen gegen ihre Schulterblätter drückte.
Ich vermisse die Stadt, dachte sie. Ihr fehlten die Geräusche, die Farben, das ständige Rauschen des Verkehrs, das wie ein Herzschlag war. Sie sehnte sich nach dem Leben dort. Auch in der Stadt gab es Tod, Grausamkeit und Gewalttätigkeit, aber dort waren diese Dinge nur allzu menschlich.
Der Vampir in der Subway ging ihr durch den Kopf.
Na ja, jedenfalls hatte sie früher einmal geglaubt, dass es alles nur menschlich war.
Und doch wollte sie morgens aufstehen und hinunter zum Deli laufen, um sich frische Bagels zu holen. Sie wollte ihre Staffelei im ersten Morgenlicht aufstellen und malen, und sie wollte sich über nichts anderes Gedanken machen müssen als über ihre Kreditkarten-Rechnung.
Ihr ganzes Leben lang war die Magie in ihr gewesen, und sie hatte geglaubt, sie zu achten und zu respektieren. Aber es war nichts gewesen im Vergleich zu dem, was sie jetzt wusste.
Sie verfügte über sie für diesen Zweck, und es konnte durchaus ihren Tod bedeuten.
Sie ergriff ihr Weinglas und zuckte zusammen, als sie Hoyt in der Tür stehen sah.
»Es ist keine besonders gute Idee, in der Dunkelheit herumzuschleichen.«
»Ich war mir nicht sicher, ob ich dich stören könnte.«
»Doch, das kannst du ruhig. Ich feiere meine eigene kleine Selbstmitleid-Party. Es geht schon wieder vorüber«, fügte sie schulterzuckend hinzu. »Ich habe ein wenig Heimweh, aber im Vergleich zu dem, was du fühlst, ist es wahrscheinlich gar nichts.«
»Ich stehe in dem Zimmer, das ich mit Cian geteilt habe, als wir Jungen waren, und fühle zu viel und doch nicht genug.«
Sie stand auf, holte noch ein Glas und schenkte auch ihm einen Wein ein. »Setz dich.« Sie stellte das Glas auf den Tisch und setzte sich ebenfalls wieder. »Ich habe einen Bruder«, sagte sie zu ihm. »Er ist Arzt, gerade erst fertig geworden. Er hat auch magische Kräfte und benutzt sie zum Heilen. Er ist ein guter Arzt, ein guter Mann. Er liebt mich, aber er versteht mich nicht besonders gut. Es ist schwer, nicht verstanden zu werden.«
Warum war eigentlich, abgesehen von seiner Familie, nie eine Frau in seinem Leben gewesen, mit der er über alles reden konnte, was ihm wichtig war, fragte er sich. Jetzt, mit Glenna, war es so einfach. Sie konnten über alles reden.
»Es macht mich traurig, dass wir einander verloren haben.«
»Natürlich, das ist doch ganz normal.«
»Cians Erinnerungen an mich sind alt und verblasst, während meine noch frisch und stark sind.« Hoyt hob sein Glas. »Ja, es ist schwierig, nicht verstanden zu werden.«
»Früher bin ich mit dem, was ich in mir habe, was ich bin, ziemlich selbstgerecht umgegangen, so als handelte es sich dabei um eine Trophäe, die nur mir verliehen worden ist. Natürlich war ich vorsichtig und auch dankbar dafür, aber trotzdem selbstgerecht. Ich glaube nicht, dass das jemals wieder der Fall sein wird.«
»Nach dem, was heute Abend passiert ist, kann wohl keiner von uns jemals wieder selbstgerecht sein.«
»Meine Familie konnte beides nicht so recht verstehen. Und sie werden auch nicht wirklich verstehen, warum ich jetzt diesen Preis dafür zahle. Das können sie nicht.«
Sie legte ihre Hand über Hoyts. »Er kann es auch nicht. Ich weiß, wie du empfindest. Du siehst furchtbar aus«, fügte sie weniger ernst hinzu. »Komm, ich versorge die Prellungen.«
»Du bist müde. Ich kann warten.«
»Das hattest du nicht verdient.«
»Ich habe zugelassen, dass es mir entgeglitten ist.«
»Nein, es ist uns beiden entglitten, und wer weiß schon, ob das nicht so
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