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Grün wie ein Augustapfel

Grün wie ein Augustapfel

Titel: Grün wie ein Augustapfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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auf ihre Hände, als befürchte er, an einem Engel plötzlich Krallen zu entdecken.
    »Ist das auch Ihre Meinung, Herr Guntram?«
    »Natürlich ist das auch Berts Meinung«, fauchte Manuela.
    »Du bist jetzt nicht gefragt, mein Kind«, sagte Viktoria leise, aber ihre Finger trommelten einen kleinen Wirbel auf den Tisch. Sie sah Guntram fragend an.
    »Ich möchte mein Urteil nicht so scharf formulieren wie Manuela«, antwortete Guntram vorsichtig. »Freytags Verlust kann ein Zufall gewesen sein. Vielleicht hat er den Tisch eine Stunde später mit einem hohen Gewinn verlassen. Aber er ist ein Spieler. Und wenn er in der Bank, mit der ich arbeite, nur als Nachtwächter angestellt wäre, würde ich mein Geld woanders hintragen. Spieler; Trinker, Morphinisten — da ist kein großer Unterschied.«
    »...in der Zuverlässigkeit, ich verstehe. Aber Sie haben meine Frage damit nicht beantwortet, Herr Guntram: Ob Sie wie Manuela der Meinung sind, daß Freytag mich betrügt?«
    »Ich halte es nicht für ausgeschlossen.«
    »Na also«, rief Manuela, es klang, als ob Guntrams Entscheidung sie außerordentlich erleichtere und zufriedenstelle. »Und sich vorzustellen, daß dieser Gangster dir...«
    »Halt den Mund«, befahl Viktoria scharf, und eine Welle des Zorns oder der Scham flutete bis in ihre Stirn empor.
    »Ich habe es Bert doch schon erzählt«, stammelte Manuela verlegen, »aber ich habe ihm auch erzählt, daß du ihn natürlich mit einem Donnerschlag abblitzen ließest!«
    Viktoria hob den Schwenker empor, aber sie trank nicht daraus. Guntram hatte das Gefühl, daß sie ihr Gesicht hinter dem Glas verstecken wollte.
    »Vielleicht war der Donner nicht laut genug«, murmelte sie und vermied, Guntrams Blick zu begegnen.
    »Verzeihen Sie die Frage, gnädige Frau«, sagte er ein wenig befangen, »ich frage wirklich nicht aus Neugier: Wann hat Herr Freytag sich Ihnen offeriert?«
    »Vor etwa zehn Tagen.«
    »Und nun erlauben Sie mir noch eine Frage, ob es sein erster Antrag war, oder eine Wiederholung?«
    Viktoria zögerte sekundenlang mit der Antwort.
    »Aber, ich bitte dich, Bert«, rief Manuela, »dann hätte Vicky ihn doch schon beim erstenmal 'rausgeschmissen!«
    »Es war das zweitemal«, sagte Viktoria leise.
    »Davon hast du mir kein Wort erzählt«, rief Manuela empört.
    Guntram drückte ihre Hand sanft auf den Tisch nieder und sah Viktoria an.
    »... aber es gelang mir damals«, fuhr Viktoria fort, »die Geschichte abzubiegen, ehe sie peinlich wurde.«
    »Ich verstehe«, nickte Guntram, »Sie wollten den Mann nicht für das Geschäft verlieren, und eine Zusammenarbeit wäre für die Zukunft ziemlich unmöglich gewesen, wenn Sie ihm einen Korb gegeben hätten.«
    »Ja, genauso war es.«
    »Und wann machte er Ihnen den ersten Antrag?«
    »Es dürfte ein gutes halbes Jahr her sein.«
    Guntram zündete sich eine Zigarette an, er tat es, ohne Viktoria um Erlaubnis zu fragen, und er starrte lange und gedankenvoll in die Flamme seines Feuerzeugs, ehe er sie ausblies.
    »Was haben Sie?« fragte Viktoria ein wenig ängstlich.
    »Um ehrlich zu sein: ich habe ein unangenehmes Gefühl.«
    »Das habe ich schon lange«, sagte Manuela ironisch, aber weder Guntram noch Viktoria beachteten sie.
    »Der Spieler hat gegen die Bank auf die Dauer keine Chance«, sagte Guntram trocken, es klang, als ziehe er das nüchterne Fazit einer einfachen Rechnung. »Es kann ihm eine Weile gut gehen. Aber eines Tages kommt er unweigerlich ins Rutschen, und wenn es erst einmal soweit ist, geht es mit ihm in zunehmender Geschwindigkeit bergab.«
    »Und Sie meinen, daß es bei Freytag so weit gekommen ist?«
    »Das befürchte ich. Ich möchte fast als sicher annehmen, daß er seit längerer Zeit mit Verlust spielt und daß er sich an die Hoffnung klammert, eines Tages den großen Schlag zu landen, der ihn aus seinen Schwierigkeiten befreien soll.« Er zögerte weiterzusprechen, er wollte es Viktoria in Manuelas Gegenwart ersparen, die peinliche Linie von Freytags finanziellen Schwierigkeiten zu seinen Anträgen deutlicher aufzuzeichnen. Sie schien ihn nicht sogleich zu begreifen, aber dann bemerkte er, daß sie erblaßte, und wußte, daß sie ihn verstanden hatte. Manuelas Gedanken waren glücklicherweise auf den eingefahrenen Geleisen weitergewandert.
    »Man müßte Herrn Balzer ins Vertrauen ziehen«, sagte sie eifrig, »wenn jemand Freytag hinter seine Schliche kommen kann, dann ist es Balzer!« Sie sah Guntram und Viktoria an, als erwarte sie für

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