Gründergeschichten
schon in fünf Jahren Millionen von Turboladern
in Autos und Lastern auf der Welt mit unserer Luftlager-Technologie funktionieren. Oder dass die sperrige Ausbuchtung in Kühlschränken
wegfällt oder ein Unternehmen unseren Computertomografen serienreif macht. Als Unternehmer bin ich über mich selbst hinausgewachsen,
weiter als ich das jemals für möglich gehalten hätte. Das ist eine sehr befriedigende Erfahrung. Ich muss mich wundern, wie
gut ich in den ganzen Jahren des drohenden Bankrotts schlafen konnte. Das lag bestimmt daran, dass ich von unseren Luftlagern
absolut überzeugt bin. Ich denke heute sogar, dass ein junges Unternehmen Finanzkrisen durchlaufen muss, um später erfolgreich
zu sein. Nur mit dem Rücken gegen die Wand lernt man zu kämpfen. Bis zur letzten Sekunde. Der Beleg für diese These sind die
vielen Nullnummern der Start-ups aus der New Economy. Die wurden mit Geld aufgepumpt und gingen doch Bankrott. All die finanziellen
Airbags haben nichts genützt. Ich hätte nicht zum xten Mal den wichtigen Entwicklungsleiter angerufen, wenn es |110| nicht absolut notwendig gewesen wäre. Die Fähigkeit, im richtigen Moment das Richtige zu tun, kann man sich nicht in »Wie
werde ich Unternehmer«-Ratgebern anlesen. Da bringt auch ein ganzes BWL-Studium nichts. Diese Fähigkeit kommt aus dem Bauch.
Erfolg stellt sich ein, wenn Menschen mit Leidenschaft eine straffe Führung übernehmen. Das sagt mir mein Bauch. Und der hat
mich in den acht Jahren von AeroLas nie im Stich gelassen.
Aufgezeichnet von
Tilman Wörtz
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|111| »Ja, wir sind eine T-Shirt-Bude«
Spreadshirt
Die Internet-Szene in Deutschland ist zu neuem Leben erwacht: Es
wird wieder gegründet, gewagt und auch geträumt. Die Web2.0-Generation
hat sich dazu neue Idole gesucht. Gründer wie Lukasz
Gadowski, der mit seiner Firma Spreadshirt individualisierte T-Shirts
im Internet anbietet, haben technische Visionen, aber auch den Willen
, Geld damit zu verdienen. Das Portrait einer Leitfigur.
P lötzlich drängen mehrere Hundert Leute in den kleinen Saal. Es wird eng, die Luft, der Platz, die meisten müssen stehen. Knapp
600 Euro haben sie dafür bezahlt und schon den ganzen Tag auf vier ähnliche Räume eines Hamburger Kaispeichers verteilt über
die Zukunft des Internets diskutiert, gepitcht und geworkshopt. Sie sind müde, es ist Nachmittag und eigentlich nur einer
von vielen Vorträgen auf dem Kongress »Next07«. Doch diesen »speaker« wollen alle sehen, seine Visionen hören und hinter sein
Geheimnis kommen, was »Me-Business« betrifft, so verspricht es das Programm.
Lukasz Gadowski platziert seinen Laptop auf dem Rednerpult und filmt erst einmal sein Auditorium: In der Mehrheit sind es
lauter junge Menschen mit glühenden Gesichtern, trotz allem begeistert und voller Hoffnung, so wie ihm das gefällt. Sie tragen
T-Shirts, auf denen sie für den eigenen Blog oder ihre junge Internetfirma werben, manche auch Anzüge |112| mit kleinen Rucksäcken dazu, als hätten sie sich für ihr erstes Vorstellungsgespräch nach dem Studium verkleidet. Nur wenige
sind älter als er. Alle sprechen die gleiche Sprache aus Web-Anglizismen und Marketingschlagwörtern, in der Kunden nur noch
»user« oder »consumer« heißen, die über »social commerce« für möglichst viel »value« im »long tail« sorgen. Nur hat er von
alldem schon reichlich, während die anderen große Augen machen und die Ohren spitzen.
Man sieht es ihm nicht an und er bemüht sich redlich, es nicht ständig heraushängen zu lassen, aber Gadowski, 30, ist ein
echter Star unter den Start-ups der zweiten Internetgeneration, fast ein Veteran, und das genießt er. Jeder in dieser Welt
aus Bloggern, Netzwerkern und vielleicht auch künftigen Internetmillionären kennt seinen Namen und die Erfolgsgeschichte seiner
Firma Spreadshirt. Jeder Zweite hat eine Idee im Laptop, die auch nur darauf wartet, Investoren zu finden oder schon online
ist. Wie er glauben hier alle daran, dass man auf der neuen Internetwelle noch lange surfen kann, und nur wenige haben etwas
dagegen, eines Tages auch ordentlich Geld damit zu verdienen oder ihre Plattform einfach an einen großen Medienkonzern zu
verkaufen, deren Spürnasen natürlich auch alle da sind.
Der Moderator stellt Lukasz Gadowski als einen der Strippenzieher des sogenannten Web2.0 vor. Als einen, der seine Firma »nur
noch im Nebenjob« führe, weil er
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