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Gründergeschichten

Titel: Gründergeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Campus
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inzwischen die meiste Zeit als Investor durch die Szene ziehe, stets auf Jagd nach vielversprechenden
     Unternehmensgründungen. Da sucht selbst der letzte Zuhörer im Saal den Blickkontakt mit ihm. Als er endlich das Wort erhält,
     verbirgt er seine Selbstsicherheit immer noch geschickt hinter fahrigen Gesten und projiziert |113| zunächst einmal seinen Lebenslauf für zehn Sekunden an die Leinwand. Sein Publikum soll selber lesen.
    »Das geht schneller«, sagt er und grinst, »das ist Web3.0«.
    Er hätte auch sagen können: Kennt ihr ja alles, stand ja hundertmal in der Zeitung oder in irgendwelchen Blogs. Trotzdem überfliegen
     alle noch mal schnell die Fakten: Geboren 1977 im polnischen Prudnik, aufgewachsen in Kassel, Studium in Paderborn, Mannheim
     und an der Handelshochschule Leipzig, schließlich 2002 – noch während des Studiums – die Gründung von Spreadshirt, heute knapp
     300 fest angestellte Mitarbeiter; nebenbei Business-Angel, Investor, Blogger …. Gadowski ist einer der Gründergurus der zweiten
     Internetgeneration.
    »Spreadshirt ist natürlich immer noch ein Fulltime-Job«, betont er, die Wahrnehmung von außen sei in dieser Beziehung »eher
     selektiv«. Vorwiegend sei er selbstverständlich in der Firma, entweder in der Leipziger Zentrale, wo auf mehreren alten Industrieetagen
     inzwischen jährlich eine Million T-Shirts für über 300000 Web-Shops gedruckt, verwaltet und verschickt werden – oder am Standort
     USA, in Pittsburgh. Bis Mitte des Jahres soll es auch in Berlin ein größeres Büro geben.
    »Man spricht überall viel mit Mitarbeitern, führt ständig Interviews mit Bewerbern, betreut die einzelnen Wissens-Units, macht
     natürlich die Reportings, arbeitet an Strategie und Planung – was man als Vorstand halt so macht.« Wenn er nicht gerade in
     Jeans und Beulen-Sakko ein etwa gleich altes Kongresspublikum unterhält, klingt Gadowski wie ein echter Global Player: »National
     ist Leipzig ein sehr guter Standort, international eher schwach. Die Flugverbindungen sind einfach nicht so gut.«
    |114| Dass der smarte T-Shirt-Drucker außerhalb Sachsens vor allem als Prophet und Ikone des Web2.0-Booms wahrgenommen wird, liegt
     vermutlich daran, dass er auch in dieser Sache ständig unterwegs ist, Vorträge hält, und kein Medienbericht über den neuen
     Goldrausch im Internet ohne ihn auskommt. Er wurde mit Auszeichnungen überhäuft, war mit Spreadshirt für den Deutschen Gründerpreis
     2005 nominiert, gewann den Deutschen Internetpreis, den Hewlett Packard Business Innovation Award und etliche andere Preise,
     nachdem sein Unternehmen längst lief. Ein paar Jahre vorher, als er selbst noch händeringend und mit Businessplan an jedem
     Wettbewerb teilnahm, hätte er die damit verbundene Aufmerksamkeit noch besser gebrauchen können. Aber egal: Heute hilft er
     damit eben anderen Gründern als Business-Angel auf die Sprünge, was ihm wiederum noch mehr Anerkennung und Öffentlichkeit
     beschert.
    »Wenn der Produzent wichtiger als das Produkt wird« lautet deshalb sein Thema. Und obwohl das die Story des Studenten-Unternehmers
     Lukasz Gadowski ganz gut trifft, scheint es ihm in dieser Zuspitzung doch nicht mehr so recht zu gefallen: »Noch wichtiger
     ist immer der Consumer«, sagt er, holt tief Luft und macht dann erstmal reinen Tisch mit dem ganzen neuen Internethype – und
     damit auch mit einem Großteil seiner eigenen Legende.
    »Im Grunde ist Web2.0 doch nur ein Modewort für Medien und Marketing, um das Internet nach dem Platzen der Blase wieder hoffähig
     zu machen.« So fängt er an, und die eben noch großen Augen im Publikum werden zu ungläubigen Schlitzen. Wenn man mal ehrlich
     sei, so fährt er fort, sei Web2.0 nichts weiter als ein »Buzzword«, genau wie »user generated content |115| «, »social commerce« oder die angeblich neue Interaktivität, alles Dinge, auf die das Internet schon immer ausgelegt war:
     »Früher hieß es private Homepage, und die war schließlich auch schon user generated. Es gab Communities, Foren, Chats, die
     heute eben social net heißen. Letztlich sei sogar Ikea schon immer social commerce gewesen: »Der Kunde nimmt dem Unternehmen
     einen Teil des Wertschöpfungsprozesses ab, indem er seine Regale selbst aufbaut.«
    Wie jetzt? Ein zögerliches Raunen wird laut: Alles nur Marketing und Wortgeklingel? Der Unterschied zwischen Web1.0 und 2.0
     nur Promotion, wieder nur so ein großer Bluff? Und das sagt ausgerechnet Lukasz

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