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Grüne Schnüre mit Apfelgeschmack (German Edition)

Grüne Schnüre mit Apfelgeschmack (German Edition)

Titel: Grüne Schnüre mit Apfelgeschmack (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Hesse
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sein Blick auf meine Wenigkeit, erkennt mich, ich blicke weg. Ihn hier so völlig unvorbereitet zu treffen, so nah, mit seiner Familie, zieht mir den Boden unter den Füssen weg. Mein Magen tanzt Tango. Was ist das nur für ein seltsamer Abend?
     
    Völlig benommen trotte ich Frau Kaiser, Nina und Josh hinterher. Diese komischen Gefühle verselbstständigen sich auf gefährlichste Weise. Wer soll da noch klar denken können? Eben noch habe ich in Levin einen neuen potenziellen Anwärter auf mein Herz gesehen, wegen ihm meine Freundschaft zu Ida aufs Spiel gesetzt und nun ist es wieder Tim, der meine Hormone Achterbahn fahren lässt. Ich habe den Eindruck, ich befinde mich in einem Fußballspiel in dem meine Gefühle von einem Strafraum zum nächsten gedribbelt werden. Kann der Schiedsrichter das Spiel nicht mal für einen Moment abpfeifen? Der Spieler braucht dringend eine Pause, um sich klar zu werden in welches Tor geschossen werden muss.
    „Du bist so still“, flüstert Nina mir in der Pizzeria zu. „Es ist nicht so schlimm, dass du erst später gekommen bist. Hauptsache du warst überhaupt da. Ida hat mir alles erklärt, wegen ihrem Typen und so. Wie lief es denn? Hat sie ihn sich geangelt?“
    Ich schlucke. „Du, ich erzähl dir das morgen mal in Ruhe.“
     
    Zuhause werde ich von meiner Mutter abgefangen. Das kann ich jetzt gerade noch gebrauchen!
„Wie war denn das Ballett? Hat Nina schön getanzt?“
Ich reagiere nicht und versuche so schnell wie möglich an ihr vorbei ins Bad zu gelangen.
„Nun erzähl doch mal. War Frau Zagrowa auch da?“
„Natürlich war sie da, warum sollte sie nicht da sein?“ gebe ich genervt zur Antwort.
„Kannst du nicht vernünftig mit mir reden?“
„War ja auch eine blöde Frage. Der Zagrowa gehört schließlich das Tanzstudio. Sonst noch was?“
„Warum bist du denn so zickig? War der Abend nicht schön?“
„Kannst du nicht mal mit der Fragerei aufhören? Es nervt!“
Es langt mir, heute keine Interviews mehr! Geräuschvoll schmeiße ich die Badezimmertür zu und wasche mich. Fast schon hysterisch schrubbe ich meine Zähne. Draußen beschwert sich Mama lautstark bei Papa über mein unmögliches Verhalten, der was von „Nicht Fisch, nicht Fleisch“, blubbert.
     
    Noch vor wenigen Wochen war mein Leben unkompliziert, ereignislos, aber unkompliziert. Als Kind verkündete ich oft, dass ich ab sofort nicht mehr wachsen und so alt bleiben wolle, wie ich bin. Die Vorstellung nicht mehr mit Stofftieren spielen zu dürfen und eine langweilige Erwachsene zu werden, während meine Mutter zur grauhaarigen Oma mutiert, fand ich gruselig. So in etwa fühlt es sich heute auch an. Es jagt mir Angst ein, dass auf einmal alles anders wird. Streits mit Ida beschränken sich normalerweise auf ein paar Minuten, in denen eine von uns beiden schmollt und der andere dann lachend mit einem „Komm lass es uns vergessen“, einlenkt. Aber diesmal ist es anders. Das hier hat etwas Erwachsenenes. Es geht um verletzte Gefühle und einen Jungen, nicht um die Frage wer das letzte Gummibärchen aus der Tüte genommen hat.
     
    Ob ich ihr eine sms schicke oder sie anchatte? Aber was soll ich ihr schreiben, außer, dass es mir leid tut? Ich habe bereits versucht mich bei ihr zu entschuldigen, ihr alles zu erklären doch sie hat ungerecht und gemein reagiert. Jawohl, sie war mehr als gemein, sie war unmöglich. Was kann ich dafür, dass Levin sich nicht für sie interessiert? Sie hat sich von Anfang an bei Laura und ihren Leuten in den Vordergrund gedrängt, wie sie es immer macht. Ihr gefällt Levin? Klar, dann ist es ihr Levin. Ich wurde nicht gefragt. Ich habe nichts Schlimmes gemacht. Ich habe ihn ihr nicht weggenommen! Außerdem, es war doch überhaupt nichts!
     
    Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr komme ich zu dem Schluss, dass ich nicht diejenige bin, die den ersten Schritt tun muss. Unschuldslamm! Abgebrüht! Miese Nummer abgezogen! Dafür müsste Ida sich erst mal bei mir entschuldigen. Ich schneide meinem Spiegelbild eine Grimasse und stapfe entschlossen ins Zimmer.
     
    Sicherheitshalber lege ich das Handy direkt neben mein Bett, falls sie sich gleich noch per sms bei mir entschuldigen will. Nachdem ich mich zigmal hin und her gewälzt habe, taste ich im Dunkeln nach dem Handy,- keine Nachricht. Ich öffne die Bilddateien: Ida und ich auf dem Schulhof mit Bleistiften in den Nasenlöchern, Nina auf dem Schulhof in einer Ballettpose, mein Selbstporträt nach dem

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