Grüne Schnüre mit Apfelgeschmack (German Edition)
Friseurbesuch, Tim! Wie gut er eben wieder aussah in seinem schwarz-weiß geringelten Feinstrickpulli. Ich lasse das Handy mit seinem Bild auf dem Display direkt neben meinem Kopf liegen und schlafe innerhalb weniger Minuten ein.
10. Kapitel
„So langsam könntet ihr euch wieder vertragen. Es nervt langsam.“
„Dich betrifft es ja nicht, also reg dich ab.“
„Natürlich betrifft es mich. Ich habe keinen Bock mehr mich nur mit einem von euch zu treffen. Ich stehe zwischen euch und das kotzt mich an!“
Nina stochert angesäuert in ihrer Eisschokolade. Eine ganze Woche herrscht nun schon Funkstille zwischen Ida und mir. Ich habe Nina alles erzählt, die Geschichte mit Levin und Ida und auch die Sache mit Tim, habe nichts ausgelassen, auch nicht, dass es sich bei Tim um den Bruder von Lilly handelt und was für ein Schreck es war ihn in der Stadthalle zu treffen, wie verwirrt ich seitdem bin.
Nina ist eine echte Perle. Sie saß mir im Eiscafé gegenüber, hörte aufmerksam zu und unterbrach nicht ein einziges Mal, während ich eine Stunde ungebremst quatschte und meinen Seelenmüll loswurde. Sie stellte sich weder auf meine Seite noch verteidigte sie Ida, sie nahm es einfach hin. Dass ich auf Tim stehe, fand sie nicht verwunderlich, denn sie kennt ihn. Sie erzählte, dass er einen ziemlichen Auflauf im Ballettstudio angerichtet hatte, als er Lilly letztens vom Training abholte. Er war ins Studio gehechtet, hatte Lilly Bescheid gegeben, dass seine Mutter im Halteverbot stände und sie sich beeilen müsse. Die halbe Ballettklasse hätte Hitzewallungen bekommen und Lilly wurde beim nächsten Training von einigen Mädchen nach ihrem Bruder ausgefragt. „Er hat eine Freundin“, war Lillys einziger Kommentar.
Was wissen diese rosa Wattebäusche auf zwei Beinen schon von meinem Tim? Niemand hat ihn aus der Ferne so studiert wie ich. Ich bin mir sicher, er ist auch nicht arrogant, sondern einfach nur schüchtern.
„Solche Schönlinge wie Tim vergisst man lieber von vorneherein, da ist die Konkurrenz zu groß und das mit Ida wird sich schon alles wieder einrenken“, meinte Nina ganz trocken.
Garnichts renkte sich ein. Ostermontag aß ich aus Wut den kleinen Schokoladen Hasen, auf dessen Gesicht ich ein Bild von mir geklebt hatte, um ihn Ida zu Ostern zu schenken, selber auf. Immer wieder kontrollierte ich den Nachrichteneingang meines Handys, aber Ida war unsere Freundschaft piep egal. Und Tim? Einfach vergessen nach so einer langen Zeit?
Nina hatte nach der Aufführung Trainingspause und sich die letzte Ferienwoche mit uns ebenfalls anders vorgestellt. Zweimal hatte sie mit Ida inzwischen gesprochen, gab mir aber nur spärlichen Input, war ganz neutral.
„Ida hat total überreagiert. Du hättest sehen sollen, wie sie ausgerastet ist“, beschwere ich mich.
„Sagtest du bereits.“
„Ehrlich, ich konnte doch nichts dafür.“
„Sagtest du bereits.“
„Jetzt bist du genervt.“
„Ja, von eurem blöden Streit.“ Nina schaut mich ernst an. „Ich war gestern bei Lilly und habe mit ihrem Bruder geflirtet. Ich finde ihn nämlich auch süß.“
Jetzt haut es dem Fass den Boden aus. Ich kann nichts mehr sagen und schlucke einen Riesenkloss den Hals hinunter.
Ninas Miene bleibt einige Sekunden emotionslos, bevor sie zu lachen anfängt.
Mir fällt ein Stein vom Herzen. „Oh Mann, das habe ich dir im ersten Moment echt abgenommen.“
„Und wie hast du dich gefühlt?“
„Schlecht, Frau Psychologin. Mensch Nina, man merkt, dass deine Mutter Seelenklempnerin ist. Willst du mich jetzt therapieren?“
Idas Mutter ist Therapeutin, sie versucht zerstrittene Paare wieder zusammenzubringen. Auch kein Aushängeschild für sie, dass ihre eigene Ehe gnadenlos gescheitert ist, während sie anderen Leuten für Geld erklären will, wie man eine gesunde Beziehung führt.
„Nur ein kleiner Denkanstoß, damit du dich vielleicht auch in Ida reinversetzen kannst. Ich will mich ja nicht in euren Streit einmischen, aber übermorgen fängt die Schule wieder an und ich säge die alte Eiche in der Mitte nicht durch, bloß weil zwei Dickschädel sich im Moment nicht riechen können. Also sprecht euch endlich aus.“
„Du verstehst das nicht.“
„Ach ja, richtig. Ich bin ja nur das kleine Tanzmäuschen, was außer Ballett nichts anderes im Kopf hat.“ Jetzt wird Nina grantig.
„Quatsch, so meine ich das nicht“, gebe ich kleinlaut von mir.
„Manchmal nervt mich das Training auch ohne Ende. Alles
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