Gruenkohl und Curry
Ausländerbehörde und den Gerichten vorzulegen und darin noch einmal auf die gelungene Integration hinzuweisen. Dort heißt es:
Hasnain (...) wurde von seinen Spielkameraden
[im Kindergarten]
akzeptiert und hat nie Ablehnung erfahren, die zu Schwierigkeiten führte. In der Grundschule in Hollern setzt sich die gleiche problemlose Entwicklung und Integration des Jungen fort. Hasnain nimmt dort auch am evangelischen Religionsunterricht teil, da die Eltern keine strenggläubigen Moslems sind.
Hasnain hat altersgleiche Spielkameraden, er besucht den örtlichen Spiel- und Bastelkreis, ist aktiv im Sportverein Hollern und erfährt eine Ausbildung in musikalischer Früherziehung.
Zahra, jetzt 4 Jahre alt, hat ebenfalls deutsche Spielgefährten. Sie besuchte zunächst den Spielkreis und anschließend fortlaufend den Evangelischen Kindergarten in Hollern-Twielenfleth.
Beide Kinder sprechen nur Deutsch. Ihre bisher positive Entwicklung wird einzig gestört durch den ständigen psychischen Druck, der – bewußt oder unbewußt – aus der Angst resultiert, die vertraute Umgebung und alle Freunde zu verlieren. Bei beiden Kindern soll sich dieser Tatbestand krankheitsfördernd ausgewirkt haben – bei Hasnain äußert sich das in Nervosität, bei Zahra durch Magenüberempfindlichkeit.
Wenn im Falle von Ehescheidungen viele Überlegungen darauf verwandt werden, wie und bei wem das Wohl von Kindern am besten gesichert werden kann, sollte im übertragenen Sinne auch
hier das Wohl der Kinder als vorrangig eingestuft und betrachtet werden.
Die sonst häufig einer Integration von Ausländern entgegenstehenden Barrieren – Sprache, Religion und wirtschaftliche Abhängigkeit – entfallen hier alle. Sowohl Eltern als auch Kinder sprechen gut Deutsch. Die Kinder nehmen an evangelisch-religiöser Unterweisung teil. Herr Kazim verdient durch seine gesicherte Arbeit den Lebensunterhalt für seine Familie. Die deutschen Nachbarn der Kazims in Hollern haben die Familie akzeptiert und pflegen gesellschaftlichen Umgang mit ihr.
Diese gelungene Integration würde – mit unabsehbaren Folgen besonders für die Kinder, deren Heimat Deutschland ist – zerstört. Es wird dringend empfohlen, das Wohl der beiden betroffenen Kinder bei jeder zukünftigen Entscheidung primär zu bedenken.
Dieses Gutachten habe ich erst jetzt in den Unterlagen meiner Eltern entdeckt, ich wusste nichts von seiner Existenz.
Als Kind sah ich mein Wohl tatsächlich gefährdet, aber nicht durch die deutschen Behörden, sondern durch meine Tante Zahra, die für drei Wochen aus Pakistan zu Besuch kam. Es war jene Tante, die meiner Mutter Jahre zuvor angeboten hatte, mich in Karatschi aufzuziehen. Seitdem war ich ihr nicht wieder begegnet. Für mich war sie nur noch ein Name aus den Erzählungen meiner Eltern, ein Name ohne Gesicht.
Jetzt stand sie im Wohnzimmer unserer Dreizimmerwohnung mit dem grünen Teppich. Sie trug einen Sari, ihre Kleidung roch fremd und ständig kaute sie
Paan
, ein mit Betelnuss, Kalkpaste und Gewürzen gerolltes Blatt des Betelpfeffers. Mein Vater hatte mir erzählt, dass fast jeder Erwachsene in Südasien dieses Zeug kaut, nun sah ich es zum ersten Mal bewusst mit eigenen Augen: wie meine Tante aus ihrer Handtasche eine silberne Dose nahm, in der sich, in ein feuchtes Stofftuch gewickelt, saftig grüne Paanblätter befanden; wie sie ein Blatt aus dem Bündel hervorzog, aus einem weiteren Silberdöschen mit einem kleinen Spachtel eine weiße Paste draufstrich, zerhackte Betelnussstücke und Gewürze wie Kardamom, Anis, Kokosraspel und Koriandersamen aus weiteren Döschen darüberstreute und das Blatt anschließend, zu einem Dreieck gerollt und gefaltet, in den Mund schob. Dort beließ sie es ein paar Minuten im Ganzen, was sie aber nicht hinderte, weiter mit uns zu reden. Dann begann sie, das gefüllte Blatt genüsslich zu zerkauen.
Besuch der pakistanischen Verwandtschaft in der norddeutschen Provinz
Paan wird in Pakistan und Indien als Munderfrischer und zur Anregung der Verdauung nach dem Essen genossen. Manche sagen ihm auch eine Wirkung als Heilmittel gegen Kopf-, Zahn- und Gelenkschmerzen und sogar als Aphrodisiakum nach. Was die Zahnschmerzen betrifft, so mag es die Qualen lindern – den Zähnen schadet es aber ganz bestimmt: Die Betelnuss verfärbt Speichel, Zähne und Zahnfleisch rot. Auf Dauer lässt sich die Verfärbung nicht mehr wegbürsten. Viele alte Inder und Pakistaner haben nur noch rote Stummel im Mund. Rote
Weitere Kostenlose Bücher