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Gruppenbild mit Dame: Roman (German Edition)

Gruppenbild mit Dame: Roman (German Edition)

Titel: Gruppenbild mit Dame: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Böll
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dreizehn, »und dabei ist sie so irrsinnig, die Küchen- und Badanteile für sich doppelt zu berechnen, weil sie Lev,
     der ja nun vorübergehend kostenlos untergebracht ist, das Zimmer freihält«. Und was das Faß zum Überlaufen bringe, sei die
     Tatsache, daß sie Leermiete für möblierte Wohnungen berechne; das sei nun nicht etwa etwas so Harmloses wie ein anarchistisch-kommunistisches
     Experiment, das sei Marktzersetzung; man könne aus der Wohnung, ohne allzu unfair zu sein, gut und gerne pro Zimmer mit Bad
     und Küchenbenutzung 300,– bis 400,– Mark herausschlagen. Etc. Etc. Selbst Kurt Hoyser schien es peinlich zu sein, auf etwas
     zu kommen, »das ich aber um der Sachlichkeit willen ansprechen muß«, es gehörten nämlich |421| von den zehn Betten tatsächlich nur sieben Leni, eins gehöre noch dem Großvater, ein zweites dem sehr gekränkten Heinrich
     Pfeiffer und das dritte dessen Eltern Pfeiffer, »denen sich die Haare sträuben, wenn sie daran denken, was in den Betten möglicherweise
     getrieben wird«. Leni verletze also nicht nur eklatant wirtschaftliche Gesetze, Nutzungsrechte, auch Besitzrechte, und die
     Pfeiffers hätten, da es ihnen inzwischen einfach unmöglich sei, mit Leni direkt zu verhandeln, ihre Bettenbesitzrechte treuhänderisch
     der Hoyser-GmbH KG zur Wahrnehmung übergeben: es seien also nicht nur eigene, auch anwaltlich anvertraute Rechte zu wahren,
     und damit bekäme die Sache eine zusätzliche Dimension, bei der Grundsätzliches auf dem Spiel stünde. Das Bett, das Heinrich
     Pfeiffer gehöre, sei jenem zwar während des Krieges, »als er dort auf seinen Einsatz wartete«, von Tante Lenis Mutter geschenkt
     worden, aber geschenkt sei nun einmal geschenkt, und eine Schenkung sei eine endgültige Besitzübertragung im Sinne des Gesetzgebers.
     Und – der Verf. möge das getrost verwenden – es sei nicht einzusehen, daß nun alle Mieter bzw. Untermieter bei der Müllabfuhr
     bzw. Straßenreinigung beschäftigt seien. Hier erhob der Verf. Einspruch, indem er darauf hinwies, daß die beiden Helzen nicht bei der Müllabfuhr beschäftigt seien, Herr Helzen sei städtischer Angestellter in mittlerer-gehobener Position, Frau Helzen
     gehe dem ehrenwerten Beruf einer Kosmetikerin nach und die Portugiesin Anna-Maria Pinto sei im Selbstbedienungsrestaurant
     eines angesehenen Kaufhauses an der Theke beschäftigt; er habe selbst bei ihr schon Klopse, Käsekuchen und Kaffee geholt und
     mit ihr darüber abgerechnet, wobei es korrekt zugegangen sei. Nickend bestätigte Kurt Hoyser diese Korrektur, fügte aber hinzu,
     in einem weiteren Punkt verhalte sich Tante Leni nicht wirtschaftskorrekt, sie sei vollkommen gesund und noch für |422| etwa siebzehn Jahre arbeitsfähig, habe aber auf törichte Einflüsterungen ihres verworrenen Sohnes ihre Arbeit aufgegeben,
     um die drei portugiesischen Kinder zu betreuen, denen sie vorsänge, Deutsch beibringe, die sie an ihrem »Malgeschmiere« mitwirken
     lasse, die sie – das sei aktenkundig – allzu häufig der Erfüllung der Schulpflicht entziehe, wie sie es auch schon bei ihrem
     Sohn getan habe. Es liege eben eine ganze »Latte« von Verfehlungen vor, und es sei nun einmal so, jemand, der mit dem Gesetz
     in Konflikt gerate, werde von der Umwelt als obskur empfunden, und es sei ebenfalls nun einmal so, daß Müllabfuhr und Straßenreinigung
     als die niedrigsten Beschäftigungen angesehen würden und damit die gesellschaftliche Attraktion des Hauses und mit jener die
     Mietpreise sänken.
    Das alles wurde in ruhigem Ton, mit vernünftiger Argumentation vorgetragen, wirkte einleuchtend. Der Jackenärger war längst
     vergessen, schwelte nur im Verf. nach, der, unwillkürlich sein geliebtes Kleidungsstück abtastend, eine erhebliche Verletzung
     des Innenfutters feststellte, außerdem spürte, wie der von einem italienischen Jungen verursachte Riß im Hemd sich erweiterte.
     Immerhin gabs guten Tee, Käsegebäck, Zigaretten, blieb der herrliche Blick durchs geschweifte Fenster, entstand eine Beruhigung
     durch die Tatsache, daß Werner Hoyser seines Bruders Ausführungen durch rhythmisches Kopfnicken permanent bestätigte, indem
     er fast exakt Punkte, Kommas, Bindestriche, Semikolons skandierte – so entstand eine Mischung aus psychedelischem und Jazzeffekt,
     die durchaus harmonisierend wirkte.
    Es muß hier auch der Sensibilität des Werner Hoyser ein Kompliment gemacht werden, der gespürt haben muß, daß der Verf., ganz
     und gar von

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