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Grusel auf Campbell Castle

Grusel auf Campbell Castle

Titel: Grusel auf Campbell Castle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Sonnleitner
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schaffen.
    Und auch Miss Davis war noch nicht schlafen gegangen. Sie kam ihnen aus der Küche entgegen, als sie zur Bibliothek liefen. Die Köchin wirkte ungewöhnlich lebendig und hatte sogar rote Bäckchen. Und obwohl sie längst Feierabend hatte, bot sie sich sofort an, den Tee zu machen und ihn in die Bibliothek zu bringen.
    »Scheint ein Nachtmensch zu sein«, flüsterte Peter Bob auf dem Gang zu.
    »Offenbar.«
    In der Bibliothek setzten sie sich an einen großen Tisch, der von einer grünen Leselampe erhellt wurde. Ein Vorhang bauschte sich leicht im Wind, der durch ein gekipptes Fenster wehte, und um sie herum kauerten hunderte von Büchern in ihren dunkeln Regalen und hörten schweigend zu, wie Campbell jetzt das Gedicht auf den Tontafeln vorlas.
     
    Der Anfang grenzenloser Furcht, wo feucht verdarbet frech Gebein,
    liegt tief unter dem Mann begraben, der Großen lehrte groß zu sein.
    Er sieht den bunten Harlekin, den jenseits erzbewährter Wacht,
    ein Mann einst aus Iberien mit seinen Händen hat vollbracht,
    Der Sohn unseres Vatersvaters, gleich neben Keiners Liebe,
    bekam für Davids Müh’n indes nur Spott und vorher Hiebe.
    Doch blieb die Jungfrau ihm erspart, die auf der anderen Seite
    Das Leben grausam zu sich nahm, das man dort drüben weihte.
    Dort wo das höchste Licht erhellt, was meine letzte Gabe.
    Doch nur die Mäßigung kann sehen, was ich zu geben habe.
     
    Campbell sah auf und blickte die drei Jungen an. In allen Gesichtern stand tiefe Ratlosigkeit. Für Minuten sagte niemand etwas, und keiner bewegte sich. Nur das Ticken der großen Standuhr verriet, dass die Zeit verging.
    »Tja«, durchbrach Peter schließlich die Stille. »Da hat sich jemand doch mal klar und verständlich ausgedrückt.«
    »Erinnert mich irgendwie an das Gedicht von diesem Stuart im Steadman-Museum damals. Das war ähnlich vertrackt«, meinte Bob.
    Justus nickte. Er erinnerte sich gut an diesen Fall, den sie vor einiger Zeit bearbeitet hatte. »Ähnlich ja. Aber doch auch … ganz anders.«
    »Die dritte Personifikation war doch eine Frau, oder?«, fragte Campbell.
    »Die Weisheit, ja«, bestätigte Bob. »Und es ist mehr als offensichtlich, dass es nun darum geht. Um zu verstehen, was dieses verrätselte Gedicht bedeuten soll, muss man wohl wirklich sehr klug sein.«
    In diesem Moment ging die Tür der Bibliothek auf, und Miss Davis steckte ihren Kopf herein. »Entschuldigen Sie bitte, Mr Campbell. Aber ich wollte nur fragen, ob ich in der Küche vielleicht noch einen kleinen Imbiss zubereiten soll?« Fröhlich blickte sie von einem zum anderen. »Sie haben ja seit heute Mittag nichts mehr gegessen, und Ihre Gäste haben womöglich auch Hunger.«
    »Ähm … ähm … ich weiß nicht.« Campbell sah irritiert zu den Jungen. Ihn hatte das Angebot seiner Köchin genauso überrascht wie die drei Detektive. Die einst so vergrämte Frau war nicht wiederzuerkennen. »Habt ihr Hunger? Wollt ihr was essen?«
    Peter klopfte sich auf den Bauch. »Wenn ich ehrlich sein soll: Da drin herrscht völlige Ebbe. Seit Stunden.«
    »’n kleiner Bissen wäre wirklich nicht schlecht«, gab auch Bob zu.
    »Sehr gerne.« Erst jetzt merkte Justus, wie heftig sein Magen knurrte.
    »Oder wollen wir morgen weitermachen?«, fragte Campbell. »Es ist ja schon nach neun Uhr. Ihr wollt sicher ins Bett.«
    »Nein!«, schallte es ihm dreifach entgegen.
    Campbell lächelte. »Detektive durch und durch, ich merk’s schon. Also gut, lasst uns was essen. Mit etwas Warmem im Bauch denkt sich’s ohnehin besser.« Er wandte sich zu seiner Köchin um. »Bereiten Sie uns doch gerne ein einfaches Abendbrot, Jenna.«
    »Mit Vergnügen!« Die Köchin strahlte und zog sich zurück.
    »Es geschehen noch Zeichen und Wunder«, murmelte Campbell wie zu sich selbst.
    Die drei Jungen lächelten ihn an. Sie wussten genau, was er meinte.
    Ein paar Minuten später saßen sie alle um den großen, hölzernen Küchentisch versammelt, aßen Brot und Käse und tranken Tee. Nur Campbell hatte sich ein kleines Glas Rotwein eingeschenkt. Die Tontafeln hatten sie in der Bibliothek gelassen. Campbell war der Meinung, dass sie alle erst einmal den Kopf völlig freibekommen sollten, um sich anschließend mit frischen Kräften an die neue Aufgabe zu wagen. Daher kreisten die Gespräche auch nicht um das seltsame Gedicht, sondern um die drei ???. Campbell fragte die Jungen, wie sie zu ihrer Leidenschaft gekommen seien, welche Fälle sie schon gelöst hätten, was ihr

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