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GU Liebevolle Gebote fuer ein erfuelltes Leben

GU Liebevolle Gebote fuer ein erfuelltes Leben

Titel: GU Liebevolle Gebote fuer ein erfuelltes Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karoline Angela u Mayer Krumpen
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Ärzten und Schwestern, soweit deren Arbeit das zuließ, und konnte im hellen Innenhof die in den Armenvierteln so seltenen Schatten spendenden Bäume genießen.
    Auf den Wegen zwischen den Stationen hatten wir Gelegenheit, viele von Lisas Fragen zu beantworten, die sich aus den Besuchen in den einzelnen Einrichtungen ergaben. Sie staunte, wie viele Menschen winkten, mich mit »Hola Hermana!« oder »Hola Madre!« begrüßten – mal mit Schwester, mal mit Mutter – und sich ihr dabei freundlich vorstellten. Beim Einkauf für das Abendessen kam ein mir unbekannter Obdachloser zu uns, zeigte auf Lisas Handy und bat darum, dass sie ein Foto von ihm und mir machte. Lisa erfüllte diese Bitte und wunderte sich: »Niemals werde ich ihm das Foto schicken können …«
    »Ich glaube, er wollte einfach einen Moment mit uns verbringen, einen Moment der Freude.«
    Es war ein schöner Tag gewesen und unser Leben hatte sich Lisa auf eine natürliche Weise so offenbart, wie es in Wirklichkeit auch ist.
    Jetzt saß Lisa in Deutschland vor mir und sagte: »Ach, Karoline, seitdem ich bei dir war, schaue ich unsere Welt mit anderen Augen an. Manchmal macht es mich so wütend, was ich sehe und höre, dass ich nicht an mich halten kann.«
    Ich kannte Lisa ein wenig – cholerisch wirkte sie nun nicht gerade.
    »Wütend? Was macht dich denn so wütend?«, fragte ich nach.
    Grund, sich zu beklagen?
    »Lass mich dir ein Beispiel erzählen. Mein kleiner Sohn Jonas war krank und ich bin mit ihm vormittags zum Arzt gegangen anstatt zur Arbeit. Du weißt ja, wir wohnen auf dem Land. Wir haben einen sehr fähigen Arzt für Allgemeinmedizin, da gehen wir alle hin, auch die Kinder. In der Regel brauche ich wegen der Kinder gar nicht den Kinderarzt aufzusuchen, unser Hausarzt kann das sehr gut.
    So saß ich also mit Jonas im Wartezimmer. Es ist eine alteingesessene Praxis, die Menschen kommen schon seit Generationen dorthin. Der Vater des jetzigen Arztes war ein Landarzt im besten Sinn.
    An dem Vormittag war das Wartezimmer voll und es dauerte ziemlich lange. Die Menschen waren missmutig, sie schimpften und jammerten. Am meisten darüber, dass sie nun auch noch eine Praxisgebühr bezahlen sollten, wo doch alles sowieso schon so teuer sei. Karoline, das sind zehn Euro im Vierteljahr, mehr nicht! Und überhaupt werde uns alles vorenthalten, wenn man nicht gerade ein Privatpatient sei, und so weiter und so fort. Und als sie damit durch waren, ging es darum, wie lange man immer bei diesem Arzt warten müsse. Es sei aber auch zu furchtbar.« Lisa verdrehte die Augen.
    Die Welt in düsteren Farben
    »Nun, das mit den Privatpatienten ist so falsch nicht – einige Privilegien haben Privatversicherte in Deutschland leider schon«, ergriff ich Partei für die nörgelnden Menschen im Wartezimmer.
    »Ja, aber darum ging es mir nicht. Ich saß da und merkte, dass die Welt immer grauer wurde. Es war schwer, sich gegen dieses Dauergeschimpfe innerlich zu behaupten. Weißt du, mir ging es gut. Ich war nicht sehr in Sorge um Jonas, er hatte Fieber, das wollte ich abklären lassen, weil er immer so leicht eine Mittelohrentzündung bekommt, aber ich sorgte mich nicht, dass er ernstlich krank war.
    Doch je länger ich da saß, desto düsterer wurde die Welt. Schlecht und schlimm, ein furchtbarer Ort musste das sein, an dem wir da waren. Ich merkte, wie sich in mir der Zorn zusammenballte. Was machten diese zumeist älteren Herrschaften denn da? Wie dunkel redeten sie sich die Welt?!«
    »Und was hast du gemacht?«
    »Ach, ich bin auf einmal explodiert. Und habe dann selbst geschimpft wie ein Rohrspatz. Ich glaube, ich bin richtig laut geworden.«
    »Du? Laut geworden? Was hast du denn gesagt?«
    »Na, einfach die Wahrheit: ›Wissen Sie eigentlich, wie gut wir es hier haben? Ich sitze hier mit meinem Kleinen. Bei der Arbeit bin ich heute entschuldigt, weil mein Kind krank ist. Geld bekomme ich trotzdem. Und wenn mit dem Kleinen etwas Ernsthaftes sein sollte – dann wird er von hier noch ins Krankenhaus überwiesen. Bezahlen muss ich dafür gar nichts. Falls das Kind ganz lange krank ist und ich darüber meine Arbeit verlieren sollte, dann bekomme ich Arbeitslosengeld.
    Wissen Sie, ich war gerade in den Armenvierteln in Chile. Wenn mein Kind da krank würde, dann hätten wir keine Krankenversicherung. Ich wüsste nicht, wovon ich den Arzt bezahlen sollte. Wenn es länger krank wäre und ich würde die Arbeit verlieren, dann hätte ich gar nichts mehr, wovon wir

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