GU Liebevolle Gebote fuer ein erfuelltes Leben
selbst immer wieder erfahren, dass sie Hilfe brauchten und Hilfe bekommen hatten. Auch untereinander hatten sie sich oft gegenseitig beigestanden. Und dabei nicht zuletzt gelernt, wie Helfen geht, ohne den anderen zu beschämen.
Nie werde ich die Worte von Juan nach einer Katastrophe vergessen. Wie es leider so oft passiert ist, war eine Hütte im Armenviertel in Brand geraten. Die Familie hatte alles Hab und Gut verloren. Dass die Menschen sofort das Nötigste für diese Familie sammelten – das war selbstverständlich. Aber Juan reichte das nicht. Er trat vor die Gemeinde und trug flehentlich vor: »Freunde, bitte gebt, was ihr entbehren könnt. Aber gebt nicht das, was ihr los werden wollt, das Hässliche, Angeschlagene. Gebt nicht die Tasse ohne Henkel.« Juan hatte den Sinn des Helfens, das aus Liebe geschieht, begriffen.
Unterwegs gen Süden
Nach dem Erdbeben wuchs unter den Menschen im Armenviertel der Wunsch, ihren Geschwistern in dem betroffenen Gebiet zu helfen. Die Männer trugen Bretter und Planen zusammen und trieben unter großen Mühen Dachplatten und Fenster auf. Schließlich machten sie auch einen Lastwagen ausfindig, mit dem sie die von ihnen vorgefertigten Holzwände in den Süden fahren konnten.
Am Freitagmorgen ging es in aller Herrgottsfrühe los. Es waren mehr als 25 Männer, die fuhren. Einer von ihnen sollte den Bau leiten. Im Erbebengebiet gab es natürlich keine Quartiere, um unterzukommen. Zelte hatten wir keine und sie wären in dieser Jahreszeit und unter diesen Bedingungen auch keine Lösung gewesen. So beschlossen die Männer, unterwegs auf dem Lkw zu schlafen. Alles, was sie hatten, um sich wenigstens notdürftig zuzudecken, war eine Plane. Maruja lief noch los, um Jacken und Mäntel für die Helfer zu holen. Aber die Männer winkten ab. Sie wollten fahren und wir sollten sie mit unserer Sorge in Ruhe lassen.
Es ging 430 Kilometer in den Süden Chiles, nach Quirihue. Die Familie, zu der die Männer unterwegs waren, lebte außerhalb dieser Kleinstadt und hatte drei Kinder. Seit dem Erdbeben hausten sie in einer Höhle. Maruja hatte die Familie zuvor gemeinsam mit einer kleinen Gruppe aus der Gemeinde besucht und ausgesucht. Die Familie wusste, dass Leute aus Santiago kommen würden, um ihnen ein Häuschen zu bauen.
Nachdem die Männer losgefahren waren, hörten wir nichts mehr von ihnen. Montags mussten sie wieder arbeiten. Für den Freitag hatten sie unbezahlten Urlaub genommen – umso wichtiger war es, dass sie am Montag wieder bei der Arbeit erschienen. Bis Sonntagabend hatten wir keine Nachricht. Ob etwas passiert war?
Gegen zehn Uhr, es war schon stockfinster, klingelte das Telefon. Ich hörte ein fürchterliches Husten und Krächzen: »Karoline, wir sind fertig mit dem Bau. Die Familie hat mitgeholfen. Und am Ende haben wir es so gemacht, wie du es auch immer tust: Mit der Familie haben wir uns rund um das Haus gestellt und es gesegnet. Und sogar noch ein Fähnchen auf das Haus gesteckt.« Es hustete aus der Leitung.
»Und, Karoline, weißt du was? Gott ist hier, Gott lebt!« Damit war das Gespräch beendet, die Verbindung war zusammengebrochen.
Montagfrüh um halb sieben waren die Männer zurück, gerade noch rechtzeitig, um zur Arbeit gehen zu können.
Am nächsten Sonntag war dann die ganze Gemeinde versammelt und die Männer erzählten, wie dramatisch die Situation vor Ort gewesen war. Es hatte so geregnet, dass der ganze Weg zu der Höhle, in der die Familie Unterschlupf gefunden hatte, verschlammt war. Da es auf den Winter zuging, war es schon kalt geworden. Dabei regnete es ohne Unterlass. So kam es, dass die Männer das ganze Baumaterial über einen Bach tragen mussten, der sich aufgrund der Regenfälle gebildet hatte. Das war nicht nur sehr mühselig und anstrengend, sondern auch zeitraubend: Die Männer brauchten für alles viel länger als ursprünglich vorgesehen.
In ein paar Wochen würden die Männer noch einmal aufbrechen und den Einsatz wiederholen – für eine Familie, die sie bei dieser Fahrt kennengelernt hatten.
Ein Häuschen bauen und Gott finden
Das Glück, das die Männer empfanden, war einfach unbeschreiblich. Und irgendwie leuchtet es bis zum heutigen Tag über ihrem Leben. Die Familie, für die das Häuschen gebaut wurde, möchte zum Dank eine kleine Kapelle errichten. Dabei wollen ihnen die Männer ebenfalls helfen. Sie sagten, es sei so hart gewesen, den ersten Schock über das, was sie bei der Ankunft vorfanden, zu überwinden. Dann
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