GU Liebevolle Gebote fuer ein erfuelltes Leben
liebevolles Leben führen willst, dann streiche diesen Satz ein für alle Mal aus deinem Wortschatz und finde stattdessen einen Weg, die durch welches Unrecht auch immer entstandene Wunde zu heilen. Zum Verzeihen brauchst du nicht den anderen. Verzeihen befreit den, der verletzt worden ist.
Ist es wirklich unverzeihlich?
Ein Freund hatte fest versprochen, beim Bau des Wintergartens zu helfen – aber dann ist er lieber in Urlaub gefahren, spontan. Eine Frau weiß, dass der Mann ihrer besten Freundin fremdgeht, sagt dieser aber nichts. Der ältere Kollege, den der junge Mitarbeiter um Rat gebeten hatte, trägt dessen Idee dem Chef vor und gibt sie als seine eigene aus. Die Schwiegertochter trennt sich vom Sohn, geht eine neue Beziehung ein und unterbindet fast jeden Kontakt zwischen den Enkeln und Oma und Opa. All das ist schmerzlich – aber kann man es wirklich nicht verzeihen?
Wenn man nicht verzeihen will oder kann, bleibt man in der Finsternis der Bitterkeit stecken und schadet auf diese Weise vor allem sich selbst. Verzeihen bedeutet, das Licht wieder ins eigene Herz zu lassen.
Mit dem Mantel des Schweigens ist keinem gedient
Ganz besonders stellt sich die Frage des Verzeihens am Sterbebett. Zu dem Menschen, der geht, bestehen manchmal ambivalente Gefühle. Jemand spürt zum Beispiel eine Verbundenheit, weil dieser Mensch ihm viel Gutes getan hat – aber er war auch an einer Verleumdung beteiligt, in deren Folge der Verleumdete seine Arbeitsstelle verloren hat. Und jetzt, am Sterbebett? Wenn ausschließlich gesagt wird: »Aber er war doch ein guter Mensch«, dann bleibt die Wunde der Verleumdung, vielleicht blutet sie sogar noch und der Knoten in der Kehle drückt weiter die Luft ab.
Nein, was passiert ist, das darf, das soll sogar ausgesprochen werden. Sonst brodelt es weiter. Aber das heißt nicht, dass es nicht verziehen werden könnte!
Damit sich mein Herz wieder öffnet, will ich verzeihen
Ich kann verzeihen, aber ich kann trotzdem mein Recht einforden. Ich kann und werde zeigen, dass ich dem anderen nichts Böses will, dass ich den anderen verstehen kann, dass ich weiß, weshalb er so gehandelt hat. Aber wenn er mir Geld gestohlen hat, werde ich sagen: Bitte gib mir das Geld zurück, mach den Schaden wieder gut.
Wenn ich verleumdet worden bin, was mir in meinem Leben öfter passiert ist und was schrecklich wehgetan hat – nicht nur mir, auch sehr vielen anderen Menschen, darunter meiner Familie –, dann bleibt mir immer noch die Möglichkeit zu sagen: Derjenige, der Dreck geworfen hat, hat dreckige Hände. Ich lasse mich nicht beschmutzen und ich werde darüber nicht verbittern.
Verzichte auf Vergeltung
Rache und Vergeltung, das klingt archaisch, nach Auge um Auge, Zahn um Zahn. Mit dem Leben heutiger Menschen scheint es nicht mehr viel zu tun zu haben, da sind wir doch in unserer zivilisierten Welt schon viel weiter. Oder etwa nicht?
Zwei Schwestern, die beide auch Mütter sind, haben von ihrer Mutter geerbt. Der Vater ist schon vor längerer Zeit gestorben. Eine Tochter hat die Mutter gepflegt, die andere hat sich um den Papierkram gekümmert, sich aber ansonsten nicht sehen lassen. Deren Sohn soll nun ein wertvolles Bild bekommen, das hatten Oma und Enkel so besprochen. Die Mutter der anderen Kinder tobt: Dafür muss ein Ausgleich her! Sie sinnt auf Rache.
Oder ein anderes Beispiel: Ein Sorgerechtsstreit, in dem immer wieder neue Detailfragen vor Gericht geklärt werden müssen. Die Eltern sind schon lange getrennt, die Kinder inzwischen fast im Teenageralter. Die Mutter ist aber darüber, dass sie von ihrem Mann verlassen wurde, immer noch so gekränkt, dass sie jede Gelegenheit nutzt, um Entscheidungen über seinen Kopf hinweg zu treffen. Der Vater will sich das irgendwann nicht mehr bieten lassen – deswegen kommt es zu mehreren Gerichtsverfahren. Die Mutter kann manchen Triumph davontragen, doch der Beigeschmack ist bitter. Trennungen wirken oft besonders lange nach, dafür kennt sicher jeder Beispiele.
Vergeltung vergrößert den eigenen Schmerz
Viele Menschen, die Kränkungen nicht verarbeitet haben, suchen sie heimzuzahlen, sich richtiggehend zu rächen. Ob wir uns das eingestehen oder nicht – Vergeltung ist auch in unserer modernen, aufgeklärten Welt ein Thema. Man ist aus irgendeinem Grund tief verletzt und handelt, als ob der eigene Schmerz kleiner würde, wenn man es dem anderen mit gleicher Münze heimzahlt.
Die Rechnung geht aber gar nicht auf, denn die eigene Wunde
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