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GU Liebevolle Gebote fuer ein erfuelltes Leben

GU Liebevolle Gebote fuer ein erfuelltes Leben

Titel: GU Liebevolle Gebote fuer ein erfuelltes Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karoline Angela u Mayer Krumpen
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noch Kinder bekommen!« Weil niemand auf sie hörte, wurde Chominga immer lauter. Irgendwann brüllte sie: »ICH KANN NOCH SCHWANGER WERDEN!«
    Der Schrei der Befreiung
    Das ganze Gesundheitszentrum war zusammengelaufen. Chominga hatte einen richtigen Skandal produziert. Sie war an einem Punkt angekommen, an dem sie nichts mehr erklärte, sondern nur noch schrie, schrie, schrie. Ihr war jetzt alles egal, auch dass man sie vielleicht für verrückt erklären würde.
    Irgendwann hatte sie jemand gepackt, sie auf den gynäkologischen Stuhl gedrückt – und ihr ein neues diu eingesetzt. Hauptsache, sie hörte auf zu schreien!
    Vom staatlichen Gesundheitszentrum bis zu uns waren es dreieinhalb Kilometer. Den ganzen Weg über hatte sie gerufen: »Ich bin über die Brücke gegangen!« Es war ein Schrei der Befreiung – und er wirkt bis zum heutigen Tag.
    Chominga war aufgewacht. Zum ersten Mal in ihrem Leben hatte sie sich getraut, aus Leibeskräften zu schreien. Als Frau einmal etwas einzufordern für ihr Leben. Sie hatte angefangen, eigenständig zu existieren, und von den anderen verlangt, dass sie das anerkannten.
    Die Früchte unserer Arbeit
    Chomingas Kinder sind inzwischen groß. Es war der Beginn ihrer Befreiung als Frau und Mutter. Sie wurde danach tatsächlich eine andere, ohne dass sie ihr Leben äußerlich geändert hätte. So verließ sie ihren alkoholkranken Ehemann nicht, sondern pflegte ihn treu. Doch auf einmal wirkte sie selbstbewusster, setzte sich nicht mehr auf den hintersten Platz und beteiligte sich immer öfter an den Gesprächen der Frauen. Sie lebte ihr Leben nun mit einer anderen Würde. Und sie verlieh weiter ihrem Innersten Ausdruck.
    Sie hatte in einem Weltbild totaler Unterwerfung gelebt. Bis dann eines Tages die ganze Arbeit der Befreiung und des Widerstand-Leistens, aber auch die Kraft der Geschichten, mit denen wir uns beschäftigten, Früchte trug.
    Ich erinnere mich: Wir hatten noch nicht lange die Geschichte vom Auszug aus Ägypten gelesen – wie sich das jüdische Volk gegen die Unterwerfung auflehnte und aus ihr herausgeführt wurde. Jedenfalls hatte Chominga zu jener Zeit auf einmal den Entschluss gefasst: Ich kämpfe für mich, für das, was ich weiß, und ich bin bereit, jeden Preis dafür zu zahlen.
    Frauen müssen sich nicht unterwerfen. Über die Jahre hatte Chominga immer wieder gehört, dass sie eine Würde habe, ein Recht auf ihr eigenes Leben, dass sie ein wertvoller Mensch sei. Nun brach all das heraus, nachdem es lange in ihr gereift war. So viel Angst ihr die Brücke auch gemacht haben mag – jetzt war sie darübergegangen!
    Aber Chominga war nicht nur für sich selbst über diese Brücke gegangen. Was sie geleistet hatte, war für alle Frauen von Bedeutung, und was sie geschafft hat, können alle schaffen.
MEINE EINLADUNG AN DICH: WEHR DICH GEGEN UNRECHT
    Staatlich angeordnete Zwangsuntersuchungen kennen wir hier zum Glück nicht, das Gefühl, in unserer Würde verletzt worden zu sein, ist hingegen vielen sehr wohl bekannt. Aber die Angst hindert uns oft, »über die Brücke zu gehen«, also über unseren Schatten zu springen und aufzubegehren. Wir fragen uns dann vielleicht, was passiert, wenn wir uns wehren, und befürchten, dass alles noch schlimmer werden könnte.
    Fass dir ein Herz, wenn es ungerecht zugeht
Greifen wir noch einmal das eingangs angeführte Beispiel von dem Kollegen auf, der fälschlich für einen Fehler beschuldigt wird. Es ist nett und lobenswert, dem Kollegen später ein paar tröstende Worte zu sagen. Noch besser wäre es aber, in der Situation nicht einfach den Blick auf den Boden zu richten, sondern einen Moment mit der Frage zu verbringen: Wenn ich der Kollege wäre – was würde ich mir jetzt von den anderen wünschen? Was immer du dann in dir als Antwort findest, tu es einfach! Freundlich zu demjenigen, der die Vorwürfe formuliert hat, sagen: »Bitte könnten Sie Ihren Ton mäßigen.« Oder ihm sagen, dass dich dieser Ton verletzen würde. Oder deutlich machen, dass den Kollegen gar nicht die Schuld trifft.
Ein anderes Beispiel: Da ist die gemiedene Nachbarin, die, je unsicherer sie ist, desto mehr redet und redet. Das macht sie zur Zielscheibe von Lästermäulern. Vielleicht lachst du mit, aber dein Bauch verkrampft sich vor lauter Unwohlsein über diese Verletzung von Würde. Fass dir einfach ein Herz – und sag genau das. Oder erzähle stattdessen, dass die Nachbarin, wenngleich sie zugegebenermaßen nicht die beste Zuhörerin sei,

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