Guardian Angelinos (03) – Sekunden der Angst
dir deine Golfhemden und Khakihosen auszuziehen.«
Aber er wollte nicht sechstausend bessere Versionen. Er wollte sie.
»Ich brauche eine Sonnenbrille. Hast du eine dabei?«
»Nein.«
»Was bist du denn für ein Bodyguard, ohne Sonnenbrille? Hast du den Film nicht gesehen? Mit Kevin Costner?« Sie beugte sich nach rechts und schaute in den Seitenspiegel. »Verdammt. Ich sehe immer noch aus wie sie, oder?« Sie zeigte mit den Fingern auf ihr Gesicht. »Komm schon, wirf einen objektiven Blick auf mich.«
»Kann ich nicht«, gestand er.
»Warum nicht?«
»Ich bin nicht mehr objektiv, was dich betrifft.« Seine Stimme klang rauer, als es ihm lieb war, wahrscheinlich, weil sein Brustkorb in einer Schraubzwinge zu stecken schien.
»Du hast ja noch ein bisschen Zeit, um drüber nachzudenken.«
»Ich weiß.« Er drehte sich zu ihr um, sicher, dass sich weder Emmanuel noch der Verkehr fortbewegen würden. »Der Lipgloss muss weg.«
Sie kam ihm auf halbem Weg entgegen, legte ihm die Hand in den Nacken und zog sein Gesicht an ihres. »Mach deinen Job, Lang.«
Er küsste sie, so lange und heftig, dass die klebrige Farbe an seinem Mund hängen blieb. Er machte seinen Job gründlich, nahm die Zunge dazu, schmeckte, leckte und saugte ihre Lippen. »Und diese Wimpern solltest du auch abmachen.«
Sie schlug die Augen nieder, fasste das Ende der falschen Wimpern und zog sie ab, dann die am anderen Auge.
»Autsch«, murmelte sie, bewarf ihn mit dem spinnenartigen Etwas und rubbelte über die verbleibende Schminke, bis sie ganz verschmiert war.
Er musterte sie. »Irgendwas stimmt immer noch nicht.«
Sie schnitt ihm eine Grimasse und zog frustriert die Nase kraus.
»Genau, das ist es«, sagte er und tippte ihr an den Nasenflügel. »Dein Nasendings. Diamant. Stecher. Dingsbums.«
»Gute Idee.« Sie griff nach ihrer Tasche, wühlte in der geheimen Innentasche herum und kramte einen kleinen seidenen Beutel heraus, den sie in Chinatown gekauft hatte, und ließ den Diamantsplitter in ihre Hand gleiten. »Mein Stecher bist du, Lang. Das hier ist mein Nasenstecker.«
Er zuckte unwillkürlich zusammen, als sie ihn reinsteckte und befestigte. »Ich habe mich immer gefragt, ob es wehtut, so was gemacht zu bekommen.«
Sie hob leicht die Schultern, dann fuhr sie sich abermals flüchtig mit der Hand durch das kurz gestutzte Haar. »Aaah. Ich liebe es, in meinem Körper zu stecken.«
Ich auch.
Er verbarg den Ruck, der ihm bei diesem Gedanken durch den Körper ging, indem er ihr das Haar zauste, das hart wie Dünengras war und in der Nähe ihrer Kopfhaut voller Knötchen von den Haarverlängerungen. »In deinem eigenen Körper siehst du am besten aus, Vivi.« Er ließ seine Hand sinken und streifte ihr mit den Fingerknöcheln über die Wange.
Er konnte sehen, wie sie schluckte und gegen eine Reaktion ankämpfte. »Ich muss einfach nur stinknormal aussehen.«
»An dir ist nichts normal, aber du siehst nicht ansatzweise aus wie die Frau, die ich gerade in der Bank gesehen habe, versprochen. Bist du bewaffnet?«
Sie strich vielsagend über den winzigen Rock und das knappe Shirt. »Eine Waffe an der Hüfte könnte etwas zu viel unerwünschte Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Aber ich habe das hier.« Sie griff sich das Board vom Beifahrersitz. »Und das.« Holte ihr Handy heraus. »Und das.« Tippte sich an die Schläfe.
»Benutz alle drei, und ich gebe dir Rückendeckung. Wie sieht dein Plan aus?«
»Plan. Sehr witzig, Lang.« Sie zeigte auf das Board, wo in wilden Graffitibuchstaben »Plan B« zu lesen war. »Hier ist mein Plan.« Sie warf das Board auf den Boden und kickte es auf den Teil des Bürgersteigs ohne Kopfsteinpflaster, dann beugte sie sich zurück, um ihm noch eine letzte Bemerkung zuzurufen. »Denk einfach daran, Lang, wir legen diesem Typ das Handwerk, und du wirst der King des FBI sein. Sie werden dich anflehen, dass du kommst, um der Special Obermacker in Charge für Arschtritte in L . A. zu werden.«
»Ja«, sagte er sanft und blickte ihr hinterher, als sie davonrollte wie ein kleiner Ninjakämpfer.
Nur dass L . A. ihm jetzt viel, viel zu weit weg schien …
Bei jeder Welle kämpfte sie gegen die aufsteigende Übelkeit an. Unmöglich, es ohne Kotzen durch diese Meerenge zu schaffen, sann Cara milde verzweifelt.
Sie lehnte ihren Kopf an die kühle Glasscheibe des Bootsfensters, den Blick auf den gedrungenen Leuchtturm am Rand von Nantucket in der Ferne geheftet. Was wenig gegen das Grollen in ihrem Magen
Weitere Kostenlose Bücher