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Guido Guerrieri 01 - Reise in die Nacht

Guido Guerrieri 01 - Reise in die Nacht

Titel: Guido Guerrieri 01 - Reise in die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gianrico Carofiglio
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Aussage: Ich kenne keinen Rubino, Francecso; dieser Name sagt mir nichts. «
    »Darf ich erklären? Ich kannte das Kind unter einem anderen Namen. Ciccio. Ich nannte ihn immer Ciccio. Am Strand haben ihn alle so genannt. Als ich Rubino, Francesco hörte, wusste ich nicht, dass er damit gemeint ist. Für mich war er immer Ciccio.«
    »Im weiteren Verlauf dieser Vernehmung haben Sie aber irgendwann zugegeben, das Kind doch zu kennen. Richtig?«
    »Ja, als ich das Foto sah.«
    »Sie meinen, als Ihnen das Foto vorgelegt wurde, das man in Ihrer Wohnung gefunden hat?«
    »Als sie mir das Foto gezeigt haben... ja, das Foto, das ich zu Hause hatte.«
    »Mit anderen Worten, Sie haben erst dann zugegeben, das Kind zu kennen, als Ihnen klar wurde, dass wir dieses Foto gefunden hatten...«
    Das war zu viel.
    »Einspruch. Das ist keine Frage. Der Staatsanwalt versucht bereits, Schlüsse zu ziehen, und das ist hier nicht angebracht.«
    Der Vorsitzende musste mir wohl oder übel Recht geben.
    »Herr Staatsanwalt, beschränken Sie sich bitte darauf, Fragen zu stellen. Die Schlüsse ziehen wir später.«
    Cervellati nahm die Vernehmung wieder auf, aber man sah ihm an, dass er kurz davor war, die Geduld zu verlieren, und nicht nur mit mir.
    »Also, Thiam, sind Sie in der Lage uns mitzuteilen, wo Sie am Nachmittag des 5. August 1999 waren?«
    »Ja.«
    »Dann tun Sie es.«
    »Ich kam mit dem Auto aus Neapel zurück.«
    »Was haben Sie in Neapel gemacht?«
    »Ware besorgt, die ich am Strand verkaufe.«
    »In dem Protokoll, von dem wir es gerade schon mal hatten, klingt das aber etwas anders. Ich zitiere : Ich meine mich zu erinnern, am Nachmittag des 5. August mit meinem Kfz nach Neapel gefahren zu sein. Dort habe ich verschiedene Landsleute getroffen, deren Namen ich aber nicht angeben kann. Wir haben uns, wie andere Male, in der Umgebung des Hauptbahnhofs getroffen. Nützliche Hinweise zur Identifizierung dieser Landsleute kann ich nicht liefern, und ich kann auch niemanden angeben, der bestätigen könnte, dass ich an jenem Nachmittag in Neapel war . Haben Sie verstanden, Thiam? Als Sie im August letzten Jahres vernommen wurden, gaben Sie zu Protokoll, dass Sie in Neapel waren – von Wareneinkäufen und Ähnlichem war keine Rede. Sie sagten lediglich aus, dass Sie Landsleute getroffen hätten, deren Personalien Sie im Übrigen nicht angeben konnten. Was können Sie uns dazu sagen?«
    »Doch, ich bin Ware kaufen gegangen, das stimmt. Und ich bin auch Haschisch kaufen gegangen. Aber ich wollte die Leute, die mir die Ware und das Haschisch verkauft haben, nicht in die Sache hineinziehen, deshalb habe ich das der Polizei nicht erzählt. Auch den Freund, der später die Ware und das Haschisch für mich aufbewahrt hat, wollte ich nicht hineinziehen.«
    »Wer ist dieser Freund?«
    »Das möchte ich nicht sagen.«
    »Aha. Das werden wir natürlich berücksichtigen, wenn es darum geht, die Glaubwürdigkeit ihrer Geschichte zu beurteilen. Was sollte mit dem Haschisch geschehen?«
    »Wir haben es immer zu mehreren gekauft und dann zusammen geraucht, ich und meine afrikanischen Freunde.«
    »Wie viel Haschisch haben Sie an diesem Tag gekauft?«
    »Ein halbes Kilo.«
    »Und Sie meinen, wir glauben diese Geschichte? Wir glauben, dass Sie lieber einen Mordverdacht auf sich genommen als zugegeben haben, im Besitz von Haschisch und gefälschten Markenartikeln gewesen zu sein?«
    »Ich weiß nicht, ob Sie diese Geschichte glauben. Ich weiß nur, dass ich sehr verwirrt war, als ich verhört wurde. Ich hatte gar nicht richtig verstanden, worum es ging, und ich wollte nicht noch mehr Leute in die Sache hineinziehen. Ich wusste gar nicht, was ich tun sollte. Wenn ich einen Anwalt gehabt hätte, hätte ich vielleicht …«
    »Sie hatten während der Vernehmung einen Anwalt!« Cervellati schrie beinahe – er war wirklich drauf und dran, die Nerven zu verlieren. Auch ohne dass ich nachhalf.
    »Ich hatte einen Pflichtverteidiger, mit dem ich vor dem Verhör nicht sprechen konnte und den ich danach nie wieder gesehen habe. Ich könnte Ihnen nicht einmal mehr sagen, wie er aussah.«
    »In Ordnung«, sagte Cervellati um Beherrschung ringend und sah die Richter an, »ich darf mit dem Angeklagten nicht streiten. Hören Sie, Thiam, Sie behaupten, an jenem Nachmittag in Neapel gewesen zu sein. Schildern Sie uns doch bitte einmal den genauen Tagesablauf.«
    »Von dem Tag, an dem ich in Neapel war?«
    »Jawohl.«
    »Ich bin früh am Morgen losgefahren, gegen sechs.

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