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Guido Guerrieri 03 - Das Gesetz der Ehre

Guido Guerrieri 03 - Das Gesetz der Ehre

Titel: Guido Guerrieri 03 - Das Gesetz der Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gianrico Carofiglio
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könne, Japaner gewesen; die Mutter Neapolitanerin. Sie heiße eigentlich Maria Natsu, aber so sei sie nie genannt worden. Maria stehe nur in ihrem Pass, sagte sie und hielt einen Moment inne, als habe das eine wichtige Bedeutung, die ihr zum ersten Mal auffiel.
    Dann füllte sie erneut ihr Glas, meins auch, und begann zu erzählen.
    Kindheit und Jugend zwischen Rom und Kyoto. Tod der Eltern durch einen Verkehrsunfall, auf irgendeiner Reise. Beginn ihrer Arbeit als Mannequin und Fotomodell. Begegnung mit Paolicelli in Mailand.
    »Fabio war Mitinhaber eines Showrooms. Als wir uns kennenlernten, war ich dreiundzwanzig. Alle Mädchen waren verrückt nach ihm, und ich empfand es als großes Privileg, dass er ausgerechnet mich auserwählte. Zwölf Monate später haben wir geheiratet.«
    »Ihr seid etliche Jahre auseinander, nicht?«
    »Elf.«
    »Und warum seid ihr von Mailand nach Bari gezogen?«
    »Fabio war in der ersten Zeit sehr erfolgreich. Aber dann ging es beruflich bergab, warum, habe ich nie recht begriffen. Das ist eine ziemlich traurige Geschichte, deshalb mache ich es kurz: Die Firma ging pleite, und wir hatten bald keinen roten Heller mehr. Das ist der Grund, weshalb wir hierher umgezogen sind. Bari ist Fabios Heimatstadt. Er ist hier geboren und hat, bis er neunzehn war, hier gelebt. Diese Wohnung gehört seinen Eltern und stand damals leer. So mussten wir wenigstens keine Miete bezahlen.«
    »Hast du in dieser Zeit angefangen, als Köchin zu arbeiten?«
    »Ja. Das Kochen habe ich schon als Mädchen gelernt. Mein Vater hatte zwei Restaurants in Rom. Als wir nach Bari kamen, mussten wir uns ein neues Leben aufbauen. Fabio wurde Vertreter für ein paar Modedesigner, die er aus Mailand kannte, und ich fand Arbeit im Restaurant Placebo. S ie suchten gerade einen japanischen Koch für zwei Abende in der Woche. Mit der Zeit begann ich auch Abendessen und Empfänge zu organisieren, und inzwischen ist das meine Hauptbeschäftigung. Neben der Arbeit im Restaurant bin ich mindestens acht, neun Abende im Monat beschäftigt.
    In dieser Stadt ist viel Geld im Umlauf. Bei Vernissagen wie der heute Abend zeigen diejenigen, die welches haben, das auch.«
    Ich wollte schon anmerken, dass ein Großteil dieses Geldes zweifelhafter, wenn nicht krimineller Herkunft sei. Dann fiel mir ein, dass genau das auch auf die Finanzen ihres Gatten zutraf, und so hielt ich lieber den Mund.
    »Und du?«
    »Ich, was?«
    »Du lebst alleine, nicht?«
    »Ja.«
    »Immer schon? Nie eine Frau oder eine feste Freundin gehabt?«
    Ich stieß einen Laut aus, so etwas wie den Anflug eines bitteren Lachens. Nach dem Motto » Nobody knows the trouble I’ve seen «.
    »Meine Frau ist schon vor Längerem gegangen. Oder besser, sie hat mich gebeten, zu gehen.«
    »Warum?«
    »Es gab mehrere gute Gründe.« Ich hoffte, Natsu würde mich nicht fragen, welche Gründe das gewesen seien. Sie tat es nicht.
    »Und was ist danach passiert?«
    Tja. Was war passiert? Ich versuchte, es ihr zu erzählen, wobei ich alles ausließ, was ich nicht verstanden hatte und was zu sehr weh tat. Sprich, eine ganze Menge. Als ich meine Geschichte zu Ende erzählt hatte, war Natsu wieder an der Reihe, und auf diese Weise kamen wir irgendwann auf ihren Freund Paolo und das Spiel der Wünsche zu sprechen.
    »Paolo war Maler. Du erinnerst mich irgendwie an ihn. Leider war ich nicht in ihn verliebt.« Sie hielt ein paar Sekunden inne, während ihr Blick suchend in die Ferne schweifte.
    »Er wollte mir zeigen, dass er mich mochte, und dachte sich dafür etwas... Schönes aus.«
    »Was?«
    »Ein Spiel. Das Spiel der farbigen Wünsche. Er meinte, eine Freundin hätte es ihm vor vielen Jahren beigebracht. Aber ich bin mir sicher, dass er es genau zu diesem Zeitpunkt für mich erfunden hat.«
    Sie ließ noch einmal ein paar Sekunden verstreichen, in denen sie sich vermutlich noch an andere Dinge erinnerte, die sie mir jedoch nicht sagte. Stattdessen fragte sie mich, ob ich Lust hätte, dieses Spiel mit ihr zu spielen. Ich meinte, das hätte ich, und sie erklärte mir die Regeln.
    »Man überlegt sich drei Wünsche. Zwei davon müssen laut ausgesprochen werden, der dritte darf geheim bleiben. Damit die Wünsche in Erfüllung gehen, müssen sie eine Farbe haben.«
    Ich kniff die Augen zusammen und reckte den Hals leicht in ihre Richtung. Als hätte ich sie nicht richtig gehört oder verstanden.
    »Eine Farbe?«
    »Ja, das ist eine der Spielregeln. Wünsche müssen, um in Erfüllung zu gehen,

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