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Guido Guerrieri 04 - In ihrer dunkelsten Stunde

Guido Guerrieri 04 - In ihrer dunkelsten Stunde

Titel: Guido Guerrieri 04 - In ihrer dunkelsten Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gianrico Carofiglio
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schlimmstenfalls würde sie mir sagen, dass ich auf dem Holzweg war.
    »Caterina«, sagte ich, »sind hier irgendwie Drogen im Spiel?«
    Sie sah mich überrascht an.
    »Dann wussten Sie es also schon?«
    Natürlich wusste ich nichts. Ich fühlte mich wie einer, der beim Pokerspielen blufft. Ich zuckte die Achseln mit einer gleichgültigen Geste. Ich sagte nichts, jetzt war sie dran.
    »Wenn Sie es sowieso schon wissen, gibt es wenig hinzuzufügen. Er war ganz wild auf Kokain und hatte immer welches bei sich … na ja …«
    »Hat er auch gedealt?«
    »Nein! Ich meine, das weiß ich nicht. Ich kann es nicht sagen.«
    Dann, nach einem weiteren Zögern: »Aber er hatte wirklich immer viel davon.«
    »Hat die Sache mit den Drogen etwas mit der Trennung von Manuela zu tun?«
    Sie schüttelte heftig den Kopf, und ich glaubte, für den Bruchteil einer Sekunde so etwas wie Verzweiflung in dieser Geste zu erkennen. Doch ich sagte mir, dass ich meine Tendenz zur Überinterpretation im Zaum halten musste.
    »Hier darf man sicher nicht rauchen, oder?«
    »Ich hätte nie gedacht, dass du rauchst, du siehst aus wie eine Sportlerin.«
    »Ich rauche wenig, drei, vier Zigaretten. Nach dem Abendessen oder nach einem Glas Wein. Zur Entspannung. Aber manchmal brauche ich das, wenn ich sehr angespannt bin. Wie jetzt.«
    »Es tut mir leid, wenn du durch meine Schuld angespannt bist. Rauch nur, hier ist es nicht verboten.«
    »Es ist nicht so, dass diese Spannung durch Sie käme. Im Gegenteil, Sie sind sehr nett. Es ist die Situation, die … na ja, Sie verstehen schon, was ich meine, nicht wahr?«
    Sie holte ein buntes Etui aus der Tasche, nahm eine Zigarette heraus und steckte sie sich auf sehr männliche Art an. Ich holte einen Aschenbecher aus einer Schublade und stellte ihn vor sie hin.
    »Ich war Sportlerin, damals.«
    »Damals? Was soll das heißen?«
    »Ich war Schwimmerin und auch eine ziemlich gute. Ich habe mehrere regionale Meisterschaften gewonnen und auch ein paar nationale. Aber das war ein zu stressiges Leben. Zweimal Training am Tag, das bedeutete, dass man überhaupt kein Privatleben mehr hatte, wenn man dabei noch studierte. Deshalb habe ich vor ein paar Jahren aufgehört. Und habe es nicht bereut.«
    »Ich habe auch ungefähr in deinem Alter aufgehört mit dem Leistungssport.«
    Natürlich gab es überhaupt keinen Grund, ihr das zu erzählen, außer meiner peinlichen Eitelkeit.
    »Welchen Sport haben Sie denn gemacht?«
    »Boxen.«
    »Boxen? So richtig als Boxkämpfer im Ring?«
    »Ich habe ein paar Jahre lang gekämpft. Als Amateur natürlich. Ich habe eine Regionalmeisterschaft gewonnen und eine Silbermedaille bei den nationalen Universitätsmeisterschaften.«
    Spinnst du?, fragte ich mich. Du flirtest mit einem Kind, als ob ihr Gleichaltrige wäret. Hör auf, du Idiot.
    »Cool. Ich mag männliche Männer. Normalerweise haben Männer Angst vor mir, deshalb gefallen mir die, die keine Angst vor mir haben, besonders gut. Wie alt sind Sie denn?«
    Von meiner Eitelkeit umnebelt, brauchte ich ein paar Minuten, um zu merken, dass sie die Aufmerksamkeit von meiner Frage abgelenkt und so wertvolle Minuten gewonnen hatte, um sich zu sammeln.
    »Vergessen wir mein Alter. Wir sprachen über Cantalupi und die Sache mit den Betäubungsmitteln. Ich fragte dich, ob deiner Meinung nach die Drogenthematik etwas mit der Trennung zwischen Manuela und Michele zu tun hatte.«
    »Ich weiß es nicht. Ich kann es nicht ausschließen. Ich glaube nicht, dass es einen spezifischen Trennungsgrund gab, es war eher die Gesamtsituation. Manuela hatte einfach gemerkt, wer dieser Typ wirklich war, und wollte nicht mehr mit ihm zusammen sein.«
    »Hat Manuela … deines Wissens Kokain genommen, wenn sie mit Michele zusammen war? Zumindest gelegentlich?«
    Sie atmete laut aus und schüttelte den Kopf. Sie sah aus, als bereute sie es, gekommen zu sein. Wahrscheinlich hatte sie geglaubt, sie würde die Situation besser im Griff haben.
    »Was ändert das schon? Was hat das, was Manuela vor einem Jahr mit diesem Scheißtypen getan hat, mit ihrem Verschwinden zu tun?«
    Wahrscheinlich hatte sie recht. Wahrscheinlich hatte das nichts damit zu tun. Aber man konnte es nicht ausschließen, wenn man der Sache nicht nachging. Nicht zuletzt deshalb, weil dieser Scheißtyp offensichtlich Dreck am Stecken hatte, wenn er mich nicht treffen wollte. Er hatte etwas zu verbergen. Ich dachte, es sei an der Zeit, Caterina als Komplizin zu gewinnen.
    »Hör mal zu,

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