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Guido Guerrieri 04 - In ihrer dunkelsten Stunde

Guido Guerrieri 04 - In ihrer dunkelsten Stunde

Titel: Guido Guerrieri 04 - In ihrer dunkelsten Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gianrico Carofiglio
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Caterina seufzte tief, bevor sie antwortete.
    »Bitte versteh mich. Diese Dinge betreffen Nicoletta, und sie ist eine Freundin von mir, auch wenn wir uns nicht mehr so oft sehen. Ich wollte, dass ihr euch trefft und dass sie dir das alles selbst sagt. Das hielt ich für die beste Lösung.«
    »Und wenn Nicoletta mir nichts davon gesagt hätte?«
    »Das kann ich mir nicht vorstellen. Aber dann hätte ich es auf jeden Fall gesagt.«
    Man konnte Caterina nichts vorwerfen: Sie hatte mir geholfen, ohne das Vertrauen der Freundin zu verraten.
    Aber warum verspürte ich dann ein unangenehmes Gefühl, als würde mir eine Regel des Spiels, das wir spielten, vollkommen entgehen?
    Ich musste sie fragen, ob sie Kokain genommen hatte und ob es nicht irgendetwas gab, was sie mir verheimlichte. Ich suchte noch nach den richtigen Worten, als ihr Handy klingelte. Sie holte es aus der Tasche, antwortete jedoch nicht.
    »Nimm ruhig ab, wenn du willst«, sagte ich.
    »Das ist nur eine Freundin. Ich habe jetzt keine Lust, ich will nicht sagen, dass ich in Rom bin. Ich schicke ihr später eine SMS «, sagte sie achselzuckend und schaltete das Klingeln aus. In der Zwischenzeit war ich zu dem Schluss gekommen, dass meine Frage nach dem Kokain ihr peinlich sein würde, vermutlich nichts zur Sache tat und dass ich sie ihr lieber ein anderes Mal stellen sollte.
    »Meinst du, dass Nicoletta alles gesagt hat, was sie weiß?«
    »Vermutlich nicht, aber sie hat das gesagt, was dich interessiert. Ich glaube nicht, dass sie etwas Genaueres über Manuelas Verschwinden weiß.«
    Sie hatte recht, dachte ich, während ich sie ansah.
    Ihre Haut war wunderschön, dachte ich, während ich sie ansah. Dann merkte ich, dass ich mit meinen Gedanken, na, sagen wir mal, ziemlich weit abgeschweift war.
    »Wie siehst du die Lage denn jetzt? Meinst du, dass Manuelas Verschwinden etwas mit dem Thema Kokain zu tun haben könnte?«
    Auch wenn der Taxifahrer konzentriert einer Sportsendung im Radio zu lauschen schien, hatte ich bei meiner Frage instinktiv eine Spur leiser gesprochen.
    »Ich weiß nicht. Wenn Michele an jenem Tag nicht im Ausland gewesen wäre, könnte man schon eher an eine Verbindung denken. Aber so wie die Dinge stehen, kommt mir das Ganze wie ein vertracktes Rätsel vor.«
    Sie unterbrach sich, um sich mit Zeigefinger, Mittelfinger und Daumen die Nase zu massieren, wobei sie einen unsichtbaren Punkt in der Ferne fixierte. Dann schien sie gefunden zu haben, wonach sie suchte, und sprach weiter.
    »Darf ich etwas sagen?«
    »Natürlich«, sagte ich.
    »Warum sind wir so sicher, dass Manuela in Apulien verschwunden ist? Wer sagt denn, dass sie nicht bis nach Rom gekommen ist an jenem Nachmittag oder Abend? Warum schließen wir das aus?«
    Richtig.
    Wir alle waren davon ausgegangen, dass Manuela nicht in Rom angekommen war. Sicher, wir hatten guten Grund zu dieser Annahme. Es war einfach am plausibelsten. Der Mann am Fahrkartenschalter hatte ihr eine Fahrkarte nach Bari verkauft, und Manuela hatte Anita erzählt, dass sie erst nach Bari fahren wolle und später erst nach Rom. Es war also durchaus vernünftig anzunehmen, dass sie während der Reise von Otranto nach Bari verschwunden war oder nach der Ankunft in Bari. Aber es gab keinen Grund, vollkommen auszuschließen, dass Manuela nach Rom aufgebrochen und womöglich auch angekommen war und dass die Umstände ihres Verschwindens in Rom zu suchen waren.
    Falls Manuela von Bari weggefahren und vielleicht sogar in Rom angekommen und hier verschwunden war, sagte ich mir, dann wären meine so genannten Ermittlungen allerdings so gut wie wertlos. Vor allem jedoch hatte ich nicht die leiseste Ahnung, wie und wo ich dann weitermachen sollte.
    Caterina ahnte offensichtlich, was ich dachte.
    »Heute Abend werden wir den Fall nicht lösen. Wir haben unsere Pflicht getan, Nicoletta hat dir die Informationen gegeben, die sie hatte; jetzt geht es darum, das, was wir wissen, zu verarbeiten und zu sehen, ob wir etwas daraus schließen können. Aber das tun wir am besten mit kühlem Kopf, was meinst du?«
    Ich nickte, nicht allzu überzeugt.
    »Warst du schon einmal äthiopisch essen?«
    »Wie bitte?«
    »Ich fragte, ob du die äthiopische Küche kennst.«
    »Ja, vor ein paar Jahren in Mailand habe ich sie probiert.«
    »Schmeckt sie dir?«
    »Ja, es macht Spaß. Ich erinnere mich, dass man mit den Händen isst und das Essen in einen weichen Teig einrollt wie in einen Crêpe.«
    » Injera heißt das. Dann gehen wir

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