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Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Titel: Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Zigarrensorte, die das Tabakmonopol für sie herstellte. Die Zigarre hieß auch ›Gustaf V.‹ Da vorn steht die ›Fylgia‹ und da ein Zerstörer. Er hat ganz einfach alle Schiffe nachgebaut, auf denen er gefahren war.«
    »Und hatte nur noch eins zu erledigen, vielleicht eine Minute lang, bevor er starb«, stellte Carl fest.
    »Ja«, sagte Stålhandske. »Noch eine Minute, und der letzte Geschützturm wäre montiert gewesen. Er ist vielleicht als glücklicher Mann gestorben.«
    Sie betrachteten die Schiffsmodelle schweigend, als hätten sie unfreiwillig eine befohlene Schweigeminute eingelegt. Dann löschten sie das Licht und gingen auf leisen Sohlen durch die Dunkelheit, um die beschlagnahmte Ausrüstung im Flur zu holen.
    Als sie auf dem Kiesweg auf die Straße zugingen, zogen Joar Lundwall und Åke Stålhandske sich die Strickmützen über die Gesichter, und als Carl am Gartentor in beide Richtungen geblickt und ihnen zugewinkt hatte, gingen sie schnell zum Wagen und verstauten alles.
    Åke Stålhandske erklärte Carl die Funktionen des Suchinstruments und äußerte die Vermutung, daß es sich um ein vergleichsweise großes Mikrophon handeln müsse, etwa acht mal zwei Zentimeter. Auch ohne Suchinstrument müsse man einen derart großen Gegenstand in einem Zimmer schnell finden können, wenn man wisse, in welchem Zimmer er sich befinde. Carl nickte und bat die beiden, einen halben Straßenblock weiter auf ihn zu warten. Dann stieg er aus und überquerte die Straße zu der gegenüberliegenden Villa.
    Als er an der Tür läutete, holte ihn Erik Ponti mit einsatzbereitem Tonbandgerät ein.
    »Wie ist es gegangen?« keuchte er.
    Carl antwortete nicht, sondern zeigte nur auf das Tonbandgerät. Erik Ponti schaltete es unwillig ab und wiederholte die Frage.
    »Drei kriminelle Abhörer liegen mit Handschellen gefesselt dort drinnen und werden in etwa einer Viertelstunde von der Polizei abgeholt. Wir haben noch nicht angerufen. Ihre Ausrüstung haben wir beschlagnahmt«, erwiderte Carl schnell, da im Haus Schritte zu hören waren.
    Die Tür wurde von einem älteren Mann mit einem Buch in der Hand und einer Lesebrille auf der Nase aufgemacht. Erik Ponti schaltete blitzschnell wieder sein Tonbandgerät ein.
    »Guten Abend, entschuldigen Sie, daß ich noch so spät störe. Mein Name ist Fregattenkapitän Carl Hamilton vom Generalstab«, grüßte Carl höflich.
    »Jaa… ja, das sehe ich«, keuchte der Mann in der Tür und ließ das Buch zu Boden fallen. Er entschuldigte sich verlegen, als er es aufhob.
    »Und was… was verschafft mir die Ehre, wenn ich so sagen darf?« fuhr er fort, nachdem er sich gefaßt und begriffen hatte, daß er tatsächlich sah, was er sah.
    »Bei Ihnen wohnen im Obergeschoß drei Damen. Ich würde gern kurz mit ihnen sprechen, am liebsten da oben«, fuhr Carl unverändert zuvorkommend fort, als ginge es um einen beliebigen Höflichkeitsbesuch.
    Der alte Mann antwortete gar nicht mehr. Er nickte nur und gab den beiden Männern ein Zeichen, ihm zu folgen. Sie traten ein, zogen die Schuhe aus und gingen dann die Treppe hinauf.
    Aus einem Zimmer war laute Rockmusik zu hören, und Carl grinste bei dem Gedanken, was die bedauernswerten Polizisten beim Lauschen hatten ertragen müssen. Dann klopfte er leise an, natürlich ohne jede Wirkung, und dann etwas lauter.
    »Ja ja ja! Wir machen schon auf!« war von drinnen zu hören. Dann wurde die Tür von einem blonden Mädchen um die Zwanzig geöffnet. Sie hatte obenherum nur einen BH an und sich mit einem Handtuch einen Turban um ihr frischgewaschenes Haar gewickelt.
    Sie wurde vor Erstaunen starr wie ein Standbild, als sie in dem Glauben, die Hauswirtin wolle ihre Meinung zu der Musik äußern, auf Carls Brust starrte. Dann hob sie den Blick und entdeckte, wer vor ihr stand.
    Es lag etwas unwiderstehlich Komisches in der Situation, nicht zuletzt wegen des Mikrophons, das jetzt fast obszön zwischen ihnen aufragte. Carl konnte nicht widerstehen.
    »Mein Name ist Hamilton«, sagte er lächelnd. »Carl Hamilton.«
    Das Mädchen im BH sah aus, als würde es gleich in Ohnmacht fallen.
    »Dürfen wir vielleicht eintreten? Darf ich auch mit den beiden anderen sprechen?« fuhr Carl fort. Die überraschte Gastgeberin entdeckte erst jetzt, daß sie für einen Besuch nicht comme il faut gekleidet war und gab mit einer Handbewegung zu verstehen, sie könnten ruhig eintreten. Dann rief sie ihre Freundinnen und lief weg, um sich anzuziehen.
    Die Rockmusik war plötzlich

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