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Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Titel: Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Verfassungsausschuß hinaus«, fuhr der Staatssekretär angestrengt fort.
    »Ach so, weiter nichts«, lächelte Samuel Ulfsson fröhlich.
    »Dann schicken wir doch Hamilton einfach noch einmal hin, dann regelt sich alles.«
    »Ich fürchte, so einfach ist es nicht. Wir beide dürften diejenigen sein, denen man das Rasiermesser an die Kehle setzt. Hamilton hat ja nur getan, was man ihm befohlen hat. Oder?«
    In der Frage lag ein gewisser Nachdruck. Samuel Ulfsson nickte bestätigend.
    »Also. Die Torpedos, wie die Opposition sagt, haben funktioniert. Die Frage ist, wer sie losgeschickt hat.«
    »Die Regierung«, erwiderte Samuel Ulfsson mit beherrschter Ruhe, während er sich gleichzeitig einbildete, daß es im Raum kälter geworden war.
    »Nun ja, das ist aber noch sehr die Frage. Und genau die Frage wird man im Verfassungsausschuß stellen. Was werdet ihr dann auf eurer Seite antworten?«
    Die Frage verfolgt den Zweck, mich zu einer Art Kapitulation zu zwingen, dachte Samuel Ulfsson. Und beschloß, nicht zu kapitulieren, jedenfalls nicht gleich.
    »Wenn man mich fragt, werde ich natürlich sagen, wie es ist. Wir sind zwar nicht vor dem Parlament vereidigt worden, aber ich gehe davon aus, daß man trotzdem die Wahrheit sagen soll«, sagte Samuel Ulfsson gedehnt und sehr deutlich, wie er meinte.
    »Ja, natürlich. Aber die Frage ist doch, was Wahrheit ist.«
    »Die Wahrheit ist, daß ich schon einmal hier gesessen habe.
    Damals wurde ich angewiesen, militärische Kräfte einzusetzen, um eine verbrecherische oder unsere Sicherheit bedrohende Aktivität in Uppsala zu beenden. Anschließend wurde mir befohlen, das Ergebnis unserer Maßnahme sofort an die normale Polizei zu übergeben. Das habe ich sogar in meinem Tagebuch notiert.«
    »Aha. Wie wahr. Aber ich habe doch nicht gesagt, daß du ein paar Kriminalinspektoren totschlagen sollst.«
    »Nein, aber wir haben auch keine Kriminalinspektoren totgeschlagen. Wir haben sie der Polizei übergeben.«
    »Nun ja, ihr habt sie mißhandelt. Das habe ich auch nie angeordnet.«
    »Das habe ich Hamilton auch nie befohlen.«
    »Was hast du zu Hamilton gesagt?«
    »Daß die Regierung den Wunsch geäußert hätte, wir sollten die Abhöroperation, die in Uppsala immer noch weiterlaufe, beenden. Daß wir sowohl Verbrecher wie Tatwerkzeuge, das heißt die Ausrüstung, an die Polizei übergeben sollten.«
    »Hast du ihm befohlen, die Polizisten zu mißhandeln?«
    Um ein Haar hätte Samuel Ulfsson losgekichert. Er hatte das Gefühl, daß es höchst unpassend gewesen wäre. Zumindest hätte es ihn unnötig verlegen gemacht.
    »Nein«, erwiderte er und räusperte sich. »Ich habe die ungefähren taktischen Anweisungen gegeben, an die wir uns zu halten hätten. Hamilton ist außerordentlich geeignet, an Ort und Stelle zu entscheiden, welche Mittel erforderlich sind, um deinen oder meinen Wünschen nachzukommen.«
    Es entstand eine Pause, etwa wie in der Pause eines Boxkampfs, in der die Kontrahenten sich erholen und für neue Attacken Kräfte sammeln können.
    »So kann das nicht weitergehen«, sagte der Staatssekretär irritiert, als sein Einwegfeuerzeug den Dienst verweigerte. Samuel Ulfsson zog es vor zu glauben, daß dies der Grund für die Irritation der Regierung war und nicht seine mangelnde Bereitschaft, den Kopf hinzuhalten. Denn genau darum ging es ohne jeden Zweifel.
    Er half der Regierung, Feuer unter die Zigarette zu bekommen.
    »Also, so können wir nicht weitermachen«, fuhr der Staatssekretär fort und atmete beim Sprechen Rauch aus. »Wir müssen uns entscheiden.«
    »Wofür?«
    »Zunächst einmal müssen wir entscheiden, wer den Befehl gegeben hat.«
    »Das hast du getan.«
    »Ich habe nicht befohlen, Sicherheitspolizisten zu verprügeln und ihnen Hamilton auf den Hals zu hetzen. Hättet ihr keinen anderen nehmen können?«
    »O nein. Ich habe schon zu erklären versucht, weshalb Hamilton die Verantwortung übernehmen mußte, und im übrigen ist die Operation ja schmerzlos verlaufen.«
    »Eine etwas unglückliche Wortwahl.«
    »Nun ja, sagen wir glatt?«
    »Du wirst also vor dem Verfassungsausschuß behaupten, ich hätte dich angewiesen, Polizisten zu verprügeln?«
    »Nein, aber daß du mich angewiesen hast, die erforderlichen Mittel einzusetzen, um gegen eine verbrecherische Tätigkeit vorzugehen und anschließend eiligst dafür zu sorgen, daß die Sache in den Klauen der Polizei landet.«
    »Können wir uns darauf einigen?«
    »Aber ja, natürlich, es entspricht ja den

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