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Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Titel: Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Und das hier schien schwerer zu sein als je ein Fall zuvor, und seine Quellen machten überdies den Eindruck, verschlossener zu sein als je zuvor. Obwohl niemand direkt dementiert hatte.
    Er versuchte eine Zusammenfassung. Zunächst war es ihm eher albern als spannend erschienen. Zwei Säpo-Leute hatten ihn unabhängig voneinander bei verschiedenen Anlässen angerufen und dunkel von etwas gesprochen, was sie »eine A 1- Akte über die Justizministerin« nannten. Die Regierung habe Order gegeben, die Angelegenheit nicht weiter zu verfolgen. Er solle etwas dagegen unternehmen.
    Einer der Säpo-Leute hatte ihm die Nummer seines Anschlusses genannt, so daß er zur Kontrolle zurückrufen konnte, ohne jedoch sehr viel mehr zu erfahren. Er bekam aber immerhin heraus, daß es sich um ein Säpo-Ding ganz ungewöhnlicher Art handelte. Sonst pflegten die Säpo-Leute mit ihrem Material offener und direkter umzugehen.
    Aber diese Geschichte war für ein solches Vorgehen offenbar zu gefährlich.
    Er hatte anschließend einen seiner normalen Säpo-Kontakte angerufen und gefragt, was eine A 1-Akte sei. Den Leuten war der Begriff zwar bekannt, aber sie sagten, derlei bekomme das gewöhnliche Fußvolk selten zu sehen, da A 1-Akten nur für die ganz hohen Tiere im Staat gedacht seien.
    Ob es möglich sei, daß es so eine A 1-Akte über die Justizministerin gebe?
    Selbstredend. Wenn es in einer sensiblen Angelegenheit eine Akte über die Justizministerin gebe, könne sie nur als A 1 klassifiziert werden.
    Und jetzt hatte er von der Säpo einen anonymen Brief erhalten, einen braunen Umschlag mit dem Aufdruck Sicherheitsabteilung der Reichspolizeiführung. Der Brief war überdies mit ihrer Frankiermaschine abgestempelt. Das war entweder dumm oder aber clever. Wennström entschied, daß es clever war, denn so war es einfach, Material aus dem Haus zu schicken. Es war schließlich nicht ungewöhnlich, daß er von der Säpo Briefe erhielt, und das mußte vielen Leuten bekannt sein. Also war es clever. Aber frech.
    Der Umschlag enthielt eine Fotokopie mit einem roten Geheimhaltungsstempel im Original. Die Seite sah aus wie eine Art täglicher Umlaufliste, auf der sogar Näslund persönlich an einem bestimmten Tag der Vorwoche operative Vorschläge unter Hinweis auf die verschiedenen aufgeführten Berichte gelesen sowie gebilligt oder abgelehnt hatte. Das ließ sich dem Blatt ohne Mühe entnehmen.
    Am äußersten linken Rand waren die verschiedenen Akten notiert und mit verschiedenen Buchstabenbezeichnungen klassifiziert, die Wennström nicht bekannt sein konnten.
    Entscheidend war aber natürlich, daß es dort eine A 1-Akte gab. Und in die nächste Zeile hatte Näslund eigenhändig geschrieben, keine Maßnahmen veranlassen aufgrund besonderer Anweisung der Regierung. Und im Kasten weiter rechts stand, worum es in der Sache ging, in diesem Fall kurz umschrieben: Justizmin.
    Näslund hatte entschieden, daß eine bestimmte Angelegenheit, eine A 1-Akte also, nicht weiter verfolgt werden sollte, da die Regierung es so verfügt hatte. Das ließ sich dem Blatt entnehmen. Zumindest, wenn man etwas Ahnung davon hatte, wie die Säpo arbeitete, und das hatte Wennström schließlich.
    Die Umlaufliste war mit Datum und allem versehen, was dazugehörte. Natürlich konnte er jetzt nicht herumtelefonieren und sich nach der Justizministerin erkundigen, bevor er wußte, worum es tatsächlich ging.
    Er rief jedoch ein paar Leute an und fragte nach Angelegenheiten, die am selben Tag bearbeitet worden waren und etwas banaler zu sein schienen. Und in drei Fällen erhielt er die Bestätigung dafür, daß Näslund die Sachen gerade an diesem Tag entschieden hatte. Wennström erhielt kein Dementi.
    Als er wieder den Anschluß bei der Säpo anrief, unter dem er einen seiner Gewährsleute erreicht hatte, nahm diesmal eine ganz andere Person ab, ein Mann, der ziemlich irritiert erklärte, er wisse von nichts, was die Justizministerin betreffe. Er wolle nicht in die Sache verwickelt werden, und es müsse sich um ein Mißverständnis handeln.
    Warum hatten alle solche Angst?
    Weil es um die Justizministerin ging und die Regierung alles unter dem Deckel halten wollte, natürlich.
    Kein Wunder, daß einige der Säpo-Leute trotzdem so wütend wurden, daß sie die Sache nach außen durchsickern ließen.
    Die Frage war jetzt, wie er weiter vorgehen sollte. Irgendwo am Ende dieses Jobs wartete ein Riesenscoop, das stand jedenfalls fest. Vielleicht der größte Scoop aller

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