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Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Titel: Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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nicht mit militärischer Gewalt angegriffen werden. Joar und Åke repräsentierten eine Gewaltkapazität, der gegenüber die gesamte Kundschaft der Altstadtwache 1 so erschien, als würde man die Pferdestärken eines Volvo und eines schwedischen Jägers AJ-37 Viggen miteinander vergleichen. Doch genau das war beabsichtigt, das war ja gerade die Pointe. Nein, es war und blieb unverzeihlich. Trotzdem mußte jetzt die Operation Cover-up so eilig wie möglich eingeleitet werden.
    Carl ließ sich vom Sicherheitsdienst drei Kartons mit Material über die Skinheadbewegung in Schweden heraufschicken. Das Militär zeigte ein erstaunlich großes Interesse an diesen Banden, was Carl zunächst verblüffte. Er fand jedoch schnell die Erklärung.
    Die Skinheads bezeichneten sich als Patrioten, Freunde des Vaterlandes, Verteidiger der weißen Rasse und noch so manches andere, waren aber durchgehend extrem militärisch interessiert. Folglich stellten sie ein militärisches Problem dar, weil sie sich hartnäckig bemühten, bei der militärischen Musterung entweder zu den Fallschirmjägern oder den Küstenjägern zu kommen. Das Personal der Kreiswehrersatzämter war angewiesen worden, besonders auf durchtrainierte junge Männer mit rasiertem Schädel und Tätowierungen zu achten, die sich gerade um diese Truppenteile bemühten: Diese Wehrpflichtigen sollten ausnahmslos durch den Rost fallen.
    Carl las voller Interesse ein Memorandum, weshalb diese jungen Kampfhähne so ungeeignet seien. Der Text war logisch und einwandfrei. Die Elitetruppen, so hieß es, könnten die Anwesenheit politischer Extremisten nicht dulden. Man suche Leute mit Urteilsfähigkeit und einem selbständigen Denkvermögen. Bei den Fallschirmtruppen war das eine Selbstverständlichkeit, denn diese hatten hauptsächlich Späheraufgaben mit Kriegsfunktionen hinter den feindlichen Linien. Bei den Küstenjägern ist das allerdings etwas zweifelhafter, dachte Carl und lächelte verlegen über seine beiden Küstenjägeroffiziere. Die saßen jetzt irgendwo weiter hinten im Korridor und schwitzten über einem besonders unangenehmen Bericht.
    Ein Küstenjäger braucht kaum mehr als eine gute körperliche Verfassung, ein starkes Engagement für die Sache und ausreichend Mut, um dann brüllend loszurennen, wenn die Klappe des Landungsboots heruntergeht?
    Joar und Åke würden sicher Einwände vorbringen. Aber trotzdem?
    Carl verstand plötzlich, warum er skeptisch geworden war. Er selbst und die Genossen in der Clarté hatten früher einmal ja auch infiltrieren sollen. Die Wortwahl war selten unglücklich, wenn der Begriff in solchen Berichten landete, was er natürlich tat. In der Absicht, die schwedische Verteidigung zu stärken.
    Folglich hatten Leute wie dieser Borgström von Fst/Säk Leute wie Carl und seine Genossen aussortiert. Trotzdem war es einigen gelungen, durchs Netz zu schlüpfen, wie beispielsweise Carl. Und selbst heute noch gab es einige bei den Streitkräften, nicht nur ihn.
    Die Skinheads brauchten nur dafür zu sorgen, daß sie bei der Musterung nicht mit rasiertem Schädel erschienen. Die Sicherheitspolizei befaßte sich nämlich nicht mit ihnen, weil sie unleugbar keine Kanaken waren, und aus diesem Grund gab es auch keine Säpo-Berichte über sie. So konnte sie nur ihr Auftreten bei der Musterung verraten. Für die Clartéisten war es viel schwieriger gewesen, weil sie damals für die Säpo ein wichtiges Ziel gewesen waren. Vielleicht hatte es Carl geholfen, aus einer sogenannten guten Familie zu kommen. Vielleicht war der damalige Leiter des Kreiswehrersatzamts ein Oberst gewesen, der mit irgendeinem Hamilton die Kriegsschule von Karlberg absolviert hatte. Vielleicht hatte er gesagt, man solle sich einfach nicht um das kümmern, was diese Leute im Affenhaus vorbrächten. Wer aus einer guten Familie mit Vorfahren beim Militär stamme, dürfe sich wie jeder ein paar Jugendsünden leisten, werde am Ende aber doch aus dem richtigen Holz geschnitzt sein: also zur Marine mit Hamilton. Macht ihn zum Marinetaucher, wie er es will. Der Junge hat Mumm in den Knochen, ich habe seinen Vater gekannt!
    Vielleicht war es so einfach gewesen.
    Er würde es herausfinden können. Neuerdings konnte er so gut wie alles herausbekommen. Nur her mit den Akten! Wer war an jenem Tag dort Leiter des Kreiswehrersatzamts gewesen?
    Es war jedenfalls ein Oberst, dem es gelungen war, manches zu beeinflussen, und das nicht nur in Carls Leben.
    Sondern auch im Leben mehrerer hundert

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