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Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Titel: Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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sagte Carl so leichthin wie möglich.
    Die beiden Liebenden kamen taumelnd auf die Beine und begannen ihre Kleidungsstücke zurechtzurücken, ohne den Blick auch nur eine Sekunde von Carl zu wenden.
    Dieser fühlte, daß er eine kleine Schlange hinter sich hatte.
    Jemand berührte ihn unabsichtlich mit einem eingegipsten Arm, doch er drehte sich nicht um. Der junge Mann vor ihm packte das Mädchen hart am Handgelenk, um das Feld so schnell wie möglich zu räumen. Auf halbem Weg überlegte er es sich anders, machte eine entschuldigende Geste zu Carl, packte seinen halb schlafenden Kameraden am Jackenkragen und schleifte ihn mit dem anderen Arm mit.
    Carl biß sich auf die Lippe, um ernst zu bleiben, als er sich jetzt unter Aufbietung der größtmöglichen Würde auf den gerade erst freigewordenen Sessel aus schwarzem Kunstleder setzte, der am hinteren Ende des Raums stand.
    »Könnte jemand für Licht sorgen?« fragte er, und sofort wurde es hell. Während die anderen sich an der Wand sowie auf den übrigen freien Stühle niederließen und die Tür schlössen, legte Carl seine Aktentasche auf den klapprigen Tisch und öffnete sie. Die Aktentasche enthielt kleine Bündel von Tausend-Kronen-Scheinen.
    »Das hier ist Geld der Streitkräfte«, begann er geschäftsmäßig, »genauer, Geld des Nachrichtendienstes. Es wird ohne Quittung ausgezahlt. Es ist also steuerfreies Geld, das nirgendwo auftaucht. Für euch hier im Raum, und ich habe eine sehr gute Auffassung davon, wer ihr seid, hatte ich mir einen Schadenersatz von fünftausend Kronen pro Mann vorgestellt. Für eure drei Kameraden, die im Krankenhaus liegen, ist ein höherer Betrag vorgesehen. Ich wünsche, daß ihr mir die Adresse gebt. Noch etwas unklar soweit?«
    Er sah sich um, doch in der andächtigen Stimmung fiel es niemanden ein, etwas zu sagen.
    »Wie ihr versteht«, fuhr er in einem etwas entspannteren Tonfall fort, »geht alles zum Teufel, wenn diese Geschichte herauskommt. Ich kann nur darauf vertrauen, daß ihr die schwedischen Streitkräfte tatsächlich so unterstützt, wie ihr es zu tun behauptet. Angesichts des Zerfalls in Rußland brauchen wir mehr denn je einen funktionierenden Nachrichtendienst. Wenn meine Kollegen wegen dieses Zusammenstoßes am Standbild Karls XII. angeklagt und verurteilt werden, haben wir eine Katastrophe am Hals. Nun, wer bist du?«
    Er zeigte auf den ihm am nächsten stehenden Mann mit eingegipstem Arm.
    »Lars-Erik Gustaf Brännström, 690123-1357«, erwiderte der Angesprochene mit nervöser Heiserkeit.
    »Aha, man nennt dich Nunne, nicht wahr? Okay, hier hast du deine fünftausend Kronen.«
    Carl überreichte ihm das Geld und hakte Nunne auf seiner Liste ab. Dann sah er fragend zum nächsten hoch.
    Die Prozedur war schnell erledigt. Carl machte seine Tasche zu und stand auf.
    »Warte. Darf ich noch etwas fragen, bevor du gehst?« sagte Nunne.
    »Ja?« sagte Carl und sah dem nervösen jungen Mann freundlich in die sehr hellen blauen Augen.
    »Es ist so, daß ich Berufssoldat bin, Unterfeldwebel, und…«
    »Das weiß ich. Du bist einer von denen, die durchs Netz geschlüpft sind. Gratuliere. Und?«
    »Ja, also, wir, die wir Schweden lieben, wir lieben unser Land wirklich, warum… ich meine, warum seid ihr bei den Streitkräften so sehr gegen uns?«
    »Weil ihr das Horst-Wessel-Lied spielt, weil ihr gegen die Demokratie seid, die die Streitkräfte verteidigen sollen. So einfach ist das.«
    Nunne senkte den Blick. Karl XII., fast, hatte seine Liebe zurückgewiesen.
    »Aber könntest du vielleicht etwas für uns tun, wenn wir diese Vereinbarung mit dir halten?« fuhr Nunne mit plötzlicher Energie fort, da ihm eine Idee gekommen war.
    »Selbstredend«, erwiderte Carl, ohne auch nur mit einer Miene seine plötzliche Besorgnis zu verraten.
    »Wäre es dir möglich, abends einmal herzukommen und einen Vortrag über den militärischen Nachrichtendienst zu halten?«
    Carl dachte einige Augenblicke nach, bis er die Möglichkeit erkannte.
    »Ja, selbstverständlich. Sobald wir wissen, daß diese Geschichte den schwedischen Streitkräften nicht geschadet hat, nicht zur Polizei durchgesickert und nicht in Expressen erschienen ist. Dann werde ich gern kommen.«
    Er erhob sich langsam und etwas theatralisch, als wollte er die Bedeutung der jetzt noch wichtigeren Übereinkunft unterstreichen, den Vorfall unterm Deckel zu halten. Dann verließ er den Raum. Die anderen wichen wie ein Flüstern vor ihm zurück.
    Auf der Vortreppe genoß er

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