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Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Titel: Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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schwedische Englandfreundlichkeit dürfte etwa um diese Zeit eingesetzt haben. Die Rußlandfreundlichkeit natürlich auch.«
    »Wenn ich Sie jetzt erneut frage, Frau af Klintén, nachdem Sie mir so aufrichtig berichtet haben. Das muß Sie übrigens einiges gekostet haben… Wenn ich Sie also jetzt wieder frage: Wer kann Ihren Mann wegen seiner Nazi-Sympathien so grenzenlos gehaßt haben…?«
    Sie sah ihn ruhig an, auch diesmal wieder, als sähe sie irgendwie direkt durch ihn hindurch.
    »Ich kann mir keinen einzigen Menschen vorstellen, der meinen Mann mit Recht hätte hassen können. Er mag während des Zweiten Weltkriegs zwar ein paar nicht gerade hellsichtige politische Sympathien gehabt haben, doch damit stand er nicht allein. Er hat aber nie einem Menschen geschadet. Von diesem Punkt bin ich absolut überzeugt.«
    Rune Jansson machte ein enttäuschtes Gesicht. Ihre Gewißheit hatte etwas Übertriebenes an sich. Es konnte natürlich ebensogut eine Art Reflex einer Ehefrau und Lebensgefährtin sein: Mein Mann war der wunderbarste Mann der Welt, kein Mensch hätte einen solchen Mann je hassen können, und so weiter. Doch Rune Jansson hatte dennoch ein Gefühl, von dem er sich nicht freimachen konnte. Sie verbarg etwas.
    »Ja, Frau af Klintén«, seufzte er, »dann, so fürchte ich, haben wir einen langen und steinigen Weg vor uns. Ich möchte Sie bitten, eine Liste all der Freunde und Bekannten anzufertigen, die Ihr Mann zwischen den Jahren 1938 bis 1946 hatte, etwa in dieser Zeit. Können Sie mir dabei helfen, soweit Sie sich erinnern?«
    Sie riß erstaunt und entrüstet die Augen auf.
    »Sie haben doch wohl nicht die Absicht, in dem Kreis der alten Freunde meines Mannes einen Verdächtigen zu suchen? Ich muß schon sagen, das ist ziemlich stark.«
    Sie machte den Eindruck, als dächte sie nicht im Traum daran, eine derart skandalöse Liste anzufertigen.
    »Nein«, sagte Rune Jansson mit einem gespielt müden Tonfall, »daran habe ich wirklich nicht im Traum gedacht. Aber ein anderer Mensch als Sie selbst könnte vielleicht einen Grund zum Haß finden, und dann müssen wir schon unter den Freunden und Bekannten Ihres Mannes in gerade diesen Jahren suchen.«
    Sie sprach lange Zeit kein Wort. Dann nickte sie kurz.
    Carl hob die Hand, um anzuklopfen, ließ sie aber wieder sinken. Soweit er sich zurückerinnerte, hatte er sich noch nie vor etwas gefürchtet, was möglicherweise hinter einer Tür verbarg, was es auch war, doch jetzt tat er es. Er führte die rechte Hand wie in einem Reflex zur Halsschlagader und zählte, während er gleichzeitig auf seine Armbanduhr sah.
    Er holte tief Luft und klopfte hart und entschlossen an. Dann trat er einen Schritt zurück, legte zögernd die Hände auf den Rücken und wartete. Er hörte keine Schritte und fuhr zusammen, als plötzlich die Tür geöffnet wurde. Er schaffte es gerade noch zu denken, daß sie in Strümpfen auf dem Teppichboden gegangen sein mußte, doch dann hörte er auf zu denken, da die Zeit und die Welt stehenblieben.
    Sie hatte das Haar zu einem dicken Zopf geflochten, der ihr auf die linke Schulter fiel. Diese Frisur unterstrich ihre mexikanische Herkunft.
    Sie sah ihn an, als wäre auch ihre Zeit zu Stille gefroren, doch sie begann zu lächeln. Erst mit den Augen, dann mit dem ganzen Mund, und dann nickte sie auf ihre besondere Weise, wiederholt und mit langsamen Kopfbewegungen.
    »Wow! Wenn das nicht der Superspion persönlich ist«, sagte sie, wobei ihr Lächeln zu einem nervösen Kichern wurde, das ihr nicht ähnlich war.
    »Willst du mich nicht hereinbitten? Ich bin ja nicht hier, um dir einen Staubsauger anzudrehen«, erwiderte er mit leicht kehliger und rauher Stimme.
    »Das ist Bogarts Replik.«
    »Ich weiß. Aus ›Dschungel der Großstadt‹. Das hast du mir in Santa Barbara beigebracht.«
    Sie sahen sich ein paar unentschlossene Augenblick lang unsicher an, doch dann breitete sie die Arme aus und umarmte ihn. Er ließ es geschehen, zunächst zögernd, während er sich in dem Korridor besorgt umsah, doch dann entschlossener, wobei er sie und sich selbst mit einer halben Umdrehung ins Zimmer schob und die Tür mit dem Fuß zuzog.
    Sie hielten einander umarmt, ohne etwas zu sagen, dann wechselte sie den Griff, um ihn enger an sich pressen zu können, und dabei stieß ihr rechter Oberarm gegen seine Pistole. Das brach den Zauber.
    »Komm rein. Komm rein, sieh dir mein neues Zuhause an«, sagte sie und entwand sich ihm dabei behutsam.
    Er folgte ihr in

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