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Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Titel: Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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gearbeitet…
    bevor du nach Santa Barbara zogst?«
    »Kommunistenhure. Zumindest halbe Spionin. Es wußte ja jeder Bescheid. Man hatte alle vernommen, und die, die man nicht verhört hatte, waren auch nicht ohne Informationen. Es gab mehr als nur einen willigen Denunzianten.«
    »Aber davon stimmte doch nichts?«
    »Nein, das ist es ja gerade.«
    »Aber wenn ich die Sache richtig verstanden habe, dann… es muß doch auch in den USA einige Aufmerksamkeit erregt haben, nachdem diese Geschichte… ja, als eine etwas günstigere Version ans Licht kam?«
    Sie lachte laut auf. Das Lachen hatte nichts Hysterisches an sich, obwohl sie sich recht lange Mühe geben mußte, um mit ihrem Lachen zu Ende zu kommen. Carl schossen verschiedene Erinnerungen wie Blitze durch den Kopf. Ihre weißen Zähne, der Sand am Imperial Beach, wo sie sich kennengelernt hatten und wohin sie danach so oft gegangen waren. Und immer ihr Lachen.
    »Du bist unbezahlbar, Carl«, sagte sie, als sie die schlimmste Attacke überwunden hatte, doch dann brach sich das Lachen wieder Bahn. Sie mußte eine Zeitlang warten, bis sie den Faden wieder aufnehmen konnte. »Wirklich unbezahlbar. Ja, eine ›etwas günstigere Version‹ ist einige Zeit später unleugbar ans Licht gekommen, das könnte man sagen. San Diego ertrank in Fotos von dir. Time Magazine brachte dich als ›Man of the Year‹, und jede Fernsehstation brachte Clips von deinen Ausschußverhören hier in Schweden. ›Der Spion, der das Unmögliche tat‹ und all dieses Zeug. Bist du tatsächlich in Moskau gewesen? Hast du all das wirklich getan?«
    Sie war urplötzlich ernst geworden, schneller, als er je einen Stimmungsumschwung an ihr erlebt hatte.
    »Was soll ich sagen«, sagte er verlegen. »Was ich in Moskau getan oder nicht getan habe, ist nämlich ein schwedisches Staatsgeheimnis.«
    »Nicht, wenn man den amerikanischen Massenmedien glauben darf. Die waren nämlich ganz wild auf die Story.«
    »Was möglicherweise daran gelegen hat, daß sie nicht den nötigen Respekt vor schwedischen Staatsgeheimnissen haben. Aber wie auch immer. Als diese Geschichte so nachdrücklich herauskam, hätten wohl alle einsehen müssen, daß diese Sache mit dir, ich meine die Art und Weise, wie sie dich behandelt hatten, ein Fehler gewesen war?«
    »Du neigst heute wirklich sehr zu Untertreibungen. Doch, das kann man sagen. Das Verständnis und die Freundlichkeit, mit denen man mich plötzlich von allen Seiten überschüttete, waren einfach grenzenlos. Sie wollten beispielsweise alles über dich wissen.«
    »Und was hat Burt gesagt?«
    »Der hatte wohl keinen Grund, sich darüber entzückt zu zeigen, daß der Mann, auf den er mal seine Lieblings-Dobermänner hatte hetzen wollen, jetzt so hoch angesehen war. Stimmt es übrigens, daß du die Hunde dann getötet hättest? Du hast es damals gesagt, erinnerst du dich?«
    »Ja, das stimmt.«
    Sie hielt plötzlich inne. Es erinnerte ihn an eine Vollbremsung mit einem amerikanischen Wagen auf trockenem, warmem Asphalt; die Bremsen kreischen, und dann bleibt der Wagen ein paar Sekunden lang schwankend stehen, bevor er zum Stillstand kommt.
    Sie sah ihn forschend an, als wollte sie mit ihrem Blick in sein Innerstes eindringen, an das sie sich erinnerte, als wäre es ihr eigenes Zimmer. Dann erschien ein sachlicher, anwalthafter Ausdruck in ihren Augen. Zumindest kam es Carl so vor.
    » Wie hättest du die Hunde dann getötet?« fragte sie scharf.
    »Geliebte Tessie, du mußt versuchen, etwas einzusehen. Dieser bezaubernde junge skandinavische Student, den du einmal gekannt hast und mit dem du so halb zusammengelebt und den du im lauwarmen kalifornischen Sand geliebt hast, den gibt es nicht mehr. Ich hätte die Hunde totgeschlagen. Ich verstehe mich erstaunlich gut auf so was. Ob es nun um Hunde geht oder Menschen.«
    »Wie viele Menschen hast du getötet, oder ist das möglicherweise ein schwedisches Staatsgeheimnis?«
    »Sie müssen schon entschuldigen, Frau Anwältin, aber das ist tatsächlich ein schwedisches Staatsgeheimnis. Ja.«
    »Was du mir also sagen willst, ist, daß der Carl, den ich einmal geliebt habe, sich in einen Mörder verwandelt hat. Dr. Jekyll ist also heutzutage Mr. Hyde?«
    »Etwa so, ja.«
    »So können wir nicht weitermachen. Versuch bloß nicht, mir was einzureden! Und außerdem habe ich Hunger.«
    »Ich kann nicht mir dir essen gehen, weil… ich soviel Aufmerksamkeit errege«, entgegnete er verlegen, da es den Tatsachen entsprach und trotzdem

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