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Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Titel: Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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seien viel krimineller als sie selber. Wenn Polizei oder Staatsanwaltschaft nicht sofort alle weiteren Ermittlungsversuche einstellten, werde die Bande sich rächen, nämlich durch Enthüllung dessen, was die Sicherheitspolizei so treibe. Dadurch werde Schweden unermeßlicher Schaden entstehen. Weshalb man sie laufen lassen müsse, was mit anderen Worten für Schweden das Beste sei.
    Diese Taktik funktionierte jedoch nicht. Möglicherweise deshalb nicht, weil ein paar der Bandenmitglieder ihren verbündeten Journalisten nicht ohne Stolz mitteilten, auf was für eine clevere Idee sie gekommen waren, um sich zu wehren. Und in diesem Zusammenhang wählten sie den etwas unglücklichen Begriff »Erpressung« als Beleg für ihre Cleverness.
    Das konnte nur ein Ergebnis haben. Die Regierung erklärte »mit aller Entschiedenheit«, daß alle illegalen Lauschangriffe von der Staatsanwaltschaft untersucht werden würden. Diese Arbeit wurde wegen der offenherzigen Bandenmitglieder bedeutend umfassender, als irgendjemand hatte ahnen können.
    Und dabei kamen die kurdischen, »des Terrorismus verdächtigten« Familien ins Bild. Da die meisten von ihnen illegalen Lauschangriffen ausgesetzt worden waren, würden sie peinlicherweise bei kommenden Prozessen als Nebenkläger gegen die Sicherheitspolizei auftreten.
    Das war schon schlimm genug. Noch schlimmer aber war, daß die Wanzen in ihren Wohnungen und Häusern noch nicht entfernt worden waren. Diese versteckten Mikrophone mußten demontiert oder irgendwie abgeholt werden, die Frage war jedoch, wie.
    Die Polizei konnte nicht einfach anklopfen und sagen, Verzeihung, wir kommen von der Säpo und möchten nur unsere Mikros abholen. Denn wenn einer oder mehrere der hartgesottensten Kurden sich weigerten, die Beamten einzulassen, gab es keinen gesetzlichen Grund, in die Wohnung oder das Haus einzudringen. Eine solche mißlungene Expedition brachte überdies die Gefahr mit sich, daß in der linken Presse Fotos solcher Mikrophone erscheinen würden. Das würde nicht nur auf Beamte beim Sicherheitsdienst des Reiches eine demoralisierende Wirkung haben, sondern auch bei der Öffentlichkeit, was möglicherweise noch schlimmer war.
    So brütete die Säpo-Führung schließlich die geniale Idee aus, bei den Verdächtigen Hausdurchsuchungen vornehmen zu lassen und diese Leute zumindest in Expressen verurteilen zu lassen, da die ordentlichen Gerichte bedauerlicherweise selbst im Falle von Kurden Beweise verlangten. Bei diesen Hausdurchsuchungen konnten auch besondere technische Teams mitgeschickt werden, die sich um die Mikrophone kümmern sollten. So wurden mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen.
    Die Mikros wurden auf eine pfiffige Weise entfernt und entgingen damit der Gefahr, in falsche Hände zu geraten (denn es ließ sich leicht ausrechnen, wozu solche Dinge in den falschen Händen verwendet werden konnten).
    Ferner entging man der Gefahr, daß die Terroristen in einem künftigen Prozeß gegen den Sicherheitsdienst des Reiches als Märtyrer dastanden. Überdies entstand eine winzige Chance, etwas Verdächtiges zu finden, wenn man in zwanzig Wohnungen oder Häusern alles auf den Kopf stellte. Die meisten Menschen haben mindestens etwas Anrüchiges zu Hause. Selbstgebrannten Schnaps oder peinliche erotische Spielzeuge, wenn schon nichts anderes.
    Die letztgenannte Hoffnung gehörte wohl eher in die Kategorie Wunschdenken. Die muslimischen Kurden waren keine Schwarzbrenner, und ihre dem Westen fremde Sexualmoral kennt weder Penis-Attrappen noch aufblasbare Puppen, deren Hohlräume mit Wasser gefüllt sind.
    Als der gesamte Zusammenhang offenbar wurde, richtete die liberale Presse ihre Kritik erneut gegen die Sicherheitspolizei, weil diese ihre Razzien nicht etwas geschickter durchgeführt hatte.
    Irgendwann, so hatte es den Anschein, würde die Kurdenspur II im Sand verlaufen, wenn nicht neue belastende Umstände bekannt wurden. Was, wie der Polizeisprecher behauptete, sehr bald geschehen werde, obwohl er aus ermittlungstechnischen Gründen gerade jetzt nicht enthüllen könne, worin die polizeilichen Ermittlungen bestünden oder gegen wen sie sich richteten.
    Carl und seine beiden Mitarbeiter interessierten sich schon lange nicht mehr für die Kurdenjagd der Massenmedien, denn ihre Nachforschungen galten hauptsächlich einer Zeit, in der noch keiner der verdächtigen Terroristen auch nur geboren war.
    Alle drei befanden sich auf dem Einweihungsfest in Joar Lundwalls Wohnung. Auf der

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