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Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Titel: Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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einem Kopfnicken, als wollte er seine unnötige Frage vergessen machen. Im Grunde kannte er die Antwort.
    Carl erwachte bei den Vibrationen des Mißtrauens, die plötzlich in der Luft zu spüren waren. Er schlug vor, sie sollten hineingehen und sich auf das IKEA-Sofa setzen, das sie vorhin gemeinsam zusammengebaut hatten. Die Gäste waren mit der Aufforderung begrüßt worden, sich an einer technischen Hilfsaktion zu beteiligen, die sich selbst für drei SEA-AIR-LAND- Spezialisten als nicht ganz einfach erwiesen hatte. Es war ihnen jedoch gelungen, das Sofa zusammenzusetzen.
    »Also«, sagte Carl und nahm sich eine Handvoll Erdnüsse aus einer Schale, während Joar ihm einen neuen Bourbon einschenkte, »IKEA ist sozusagen die Grundlage, absolut normal schwedisch, könnte man sagen, aber was kommt dann?«
    »Ich hole noch ein paar alte Möbel aus der Wohnung meiner Mutter und mache daraus dann ein normales schwedisches Zuhause, nehme ich an«, antwortete Joar widerwillig.
    »Hm, und ohne irgendwelche militärische Insignien an den Wänden und so weiter«, fuhr Carl fort und ließ den Blick über die noch völlig weißen und leeren Wände schweifen, als versuchte er sich vorzustellen, welche Bilder dort beim nächsten Fest, dem zivilen, zu sehen sein würden.
    »Natürlich abgesehen davon, daß ich im Flur eine Glasvitrine mit den goldenen Schwingen von SEAL und der Tapferkeitsmedaille Gustafs III. aufstellen werde«, erwiderte Joar, als wollte er seine Mißbilligung und zugleich seine Nachgiebigkeit betonen. Åke Stålhandske verhielt sich zurückhaltend und abwartend.
    »Ich glaube, man sollte sehr vorsichtig damit sein, auf eine Art zu wohnen, die nicht zu einem paßt«, sagte Carl nachdenklich. Vermutlich verfolgte er einen ganz anderen Gedankengang, als die beiden anderen erwartet hatten. »Ich habe selbst einmal eine Wohnung eingerichtet, die so etwas wie eine Maskerade war. Sie paßte nicht zu mir, sondern war nur so ein verdammtes Cover. Ich hatte seltsame Ledersessel, wie sie sich ein Autohändler in die Wohnung stellt. Das war absolut weder mein Stil noch mein Geschmack. Ich habe damals versucht, mich mit meinen Möbeln irgendwie zu verkleiden. Heute halte ich das wirklich nicht mehr für gut. Es ist sinnlos, und man fühlt sich nur unwohl darin. Wo hast du deine Waffenschränke?«
    »Im Kleiderschrank im Schlafzimmer. Dort ist viel Platz«, erwiderte Joar abwartend.
    »Na bitte, das ist nicht schlecht. Dort verwahrst du deine EDV-Ausdrucke und Geschäftsgeheimnisse, und dann brauchst du nur noch einen PC, dann klappt alles. Kein Mensch würde auf den Gedanken kommen, daß du Sprengstoff, verbotene Munition, unangenehme Messer, Handfesseln und andere perverse Dinge in den Panzerschränken aufbewahrst.«
    Carl bereute zu spät, von perversen Dingen gesprochen zu haben. Er überlegte, ob er die Worte nachträglich bemänteln sollte, vermutete jedoch, daß das alles nur schlimmer machen würde.
    »Ich meine folgendes«, erklärte er, »ihr sollt genau so wohnen, wie es euch gefällt. Åke ist offenbar ein Tarzan und Reserveoffizier, das braucht man nicht zu verbergen. Es wäre lächerlich, es auch nur zu versuchen. Ihr seid beide Küstenjäger. Wenn ihr euch eine grüne Baskenmütze über den Kamin hängen wollt, tut es ruhig. Ihr solltet zu Hause tun, was euch gefällt. Laßt nur keine geheimen Akten herumliegen, das ist mein einziger Rat. Ich selbst habe es falsch angestellt und fühlte mich, als wohnte ich in einem Museum. Ja, es ist noch nicht einmal vorbei, und es bringt keinerlei Nutzen, so zu wohnen.«
    »Schon, aber bei dir ist es doch etwas anderes«, wandte Åke Stålhandske sanft, aber mit einem Gesichtsausdruck ein, als empfände er doch so etwas wie Erleichterung, »du bist doch verdammt noch mal der öffentlichste geheime Nachrichtenmann der Welt.«
    Carl lachte. Wie wahr. Er war unleugbar der am wenigsten geheime Geheimdienstmann, den man sich denken konnte, sogar mit Touristengruppen vor der Wohnung.
    »Na schön, ich gebe mich geschlagen«, sagte er und stand immer noch lachend auf. »Eins zu Null für dich, Sir. Wenn ich den Grundriß noch richtig in Erinnerung habe, hat die Küche einen Grill, und da dies eine kalifornische Party ist, habe ich den Verdacht, daß es gegrillte T-Bone-Steaks gibt und im schlimmsten Fall Marshmallows oben drauf mit etwas Coke als Getränk. Let’s get on with it.«
    »Was die T-Bones angeht, ja, gegrillte Marshmallows gibt es aber nicht«, lächelte Joar. »Wir

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