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Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder

Titel: Guillou, Jan - Coq Rouge 05 - Der ehrenwerte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Einladungskarte - er hatte die höchst offizielle Karte des Generalstabs verwendet - war als erwünschte Kleidung »Californian leisure dress« angegeben worden, und so hatten sich die Gäste auch eingefunden. Carl erschien in Jeans, Joggingschuhen und einem ausgeblichenen Sweatshirt mit der Aufschrift UCSD auf der Brust und einer Zahl auf dem Rücken, die ihn zumindest für Amerikaner sofort als Quarterback der Footballmannschaft der Universität erkennbar machte, während Joar Lundwall sich entsprechend als Mitglied der Leichtathletikmannschaft zu erkennen gab und Åke Stålhandske, wie immer alles andere als unauffällig, ein dunkelblaues T-Shirt mit einigen auffallenden Zeichen in Gelb und Rot trug. Über einem Emblem, einem sehr amerikanischen Adler, der eine Marinepistole des achtzehnten Jahrhunderts in der linken Klaue und einen Dreizack, einen Trident, in der anderen Klaue hielt und dabei trotzdem noch einen großen Anker zwischen den beiden anderen Symbolen unterbrachte, stand in Versalien NAVAL SPECIAL WARFARE UNIT.
    Unter dem Bild hieß es SEAL TEAM.
    Falls überhaupt, konnten nur wenige schwedische Kollegen wissen, was ein SEAL TEAM ist: »eine besondere Einheit für unkonventionelle und fortschrittliche Kriegführung in kleinen Verbänden«, wie man das zu umschreiben pflegte. Kurz und einfach ausgedrückt bedeutete es, daß die amerikanische Navy etwas hatte erfinden wollen, was besser, härter, schicker war als die sowjetische Legende spetznaz.
    Es war ebenfalls eines dieser ständig wiederkehrenden und vollkommen sinnlosen Diskussionsthemen: Hatte man damit Erfolg gehabt?
    Die drei Männer selbst glaubten es natürlich. Sie waren ja alle SEAL-Spezialisten, und innerhalb von SEAL sogar als die Elite eingestuft, mit dem Recht, in den USA besonders auffallende Uniformabzeichen zu tragen, die sie in Schweden nicht tragen durften. Nur einmal hatte Carl es sich erlauben dürfen, als er vor dem Verfassungsausschuß aussagen sollte und als der damalige Generalstabschef sich in den Kopf gesetzt hatte, Carls Hauptaufgabe bestehe darin, der Allgemeinheit nach Möglichkeit zu imponieren, um nicht als Schurke dazustehen.
    Soweit bekannt, wurden die spet z naz -Einheiten jedoch nur zu Lande eingesetzt. SEAL-Einheiten konnten sowohl zu Lande, in der Luft und zu Wasser sowie unter Wasser operieren, was natürlich weit eindrucksvoller war.
    Doch diese Diskussionen waren seit langem beendet. Carl und Joar lächelten nur über das bekannte Symbol auf Åke Stålhandskes gewaltigem Brustkorb - das Sweatshirt mußte eins der Größe XXXL sein. Mit je einem Willkommens-Bourbon in der Hand traten sie auf den kleinen Balkon, um ein wenig den Frühling und das Licht und die großartige Aussicht über den Riddarfjärden zu genießen, auf dem die ersten kühnen Segler der Saison das Wasser durchpflügten.
    Joars Wohnung war ein vor kurzem ausgebautes Dachgeschoß am Norr Mälarstrand. Alles war weiß und sauber; an der Decke dunkelbraune, frisch imprägnierte Balken, im Bad hellblaue Kacheln. Für einen Junggesellen in Stockholm natürlich eine phantastische Wohnung.
    Joar erzählte auf dem Balkon, er werde zwei Einweihungsfeste geben. Dies sei das erste, das geheime, und in der nächsten Woche, wenn er ein paar Möbel mehr hergeschafft habe, werde das zivile Fest für seine Freunde aus der anderen Welt folgen.
    Es mußte natürlich so sein. Åke Stålhandske wußte nicht sehr viel über Joars privaten Umgang. Carl wußte vermutlich alles, vorausgesetzt, Joar berichtete wahrheitsgemäß, auch über seine sexuellen Kontakte. Was Carl jedoch vermutete.
    Der Wind vom See her war blau und strich fast früh sommerlich über ihre Gesichter. Dort unten wurden die Rasenflächen allmählich grün, und die Bäume begannen auszuschlagen. Carl versank in Gedanken, in weiter Ferne von Freunden, Arbeit und militärischen Geheimnissen.
    »Und was sagst du deinen anderen Kumpeln, den zivilen Kumpeln , meine ich, wenn sie was über deine Arbeit wissen wollen?« fragte Åke Stålhandske plötzlich in einem Tonfall, der die nachdenkliche Stimmung aufbrach und sich daher übertrieben mißtrauisch anhörte.
    »Ich bin natürlich ein einigermaßen kleiner Abteilungschef in dem bekannten internationalen oder multinationalen Unternehmen, in der EDV-Abteilung, wieso?« erwiderte Joar Lundwall wachsam.
    »Na ja, du bist ja so ein Computerfritze, und sie erreichen dich ja über die gleiche Telefonzentrale, wenn sie anrufen«, sagte Åke Stålhandske mit

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