Gut geküsst ist halb gewonnen: Roman (German Edition)
ihm.
»Karla Thompson haben wir endgültig ausgeschlossen«, verkündete Sergeant Vernon Mitchell, als er hereinkam. »Gerade kam die Bestätigung, dass sie zum Zeitpunkt des zweiten Mordes nicht in der Stadt war.« Auf der Nasenspitze des Sergeant thronte eine Brille, und sein weißer Bürstenschnitt war so kurz geschnitten, dass sein Kopf fast kahl wirkte.
Quinn setzte sich und schlug eine der Mordakten auf. »Mir fällt ein Stein vom Herzen«, murmelte er. Karla Thompson, alias Sweatpea, die Frau, die gerochen hatte wie eine Marlborough-Zigarette und geklungen hatte wie der Marlborough-Mann, hatte ihm in der Kaffeeschlange an den Arsch gegrapscht.
Kurt Weber setzte sich neben Quinn und fing an zu lachen. »Ich dachte schon, ich muss den Laden stürmen und dich vor ihr retten«, witzelte er und meinte damit Quinns Kaffee-Date mit Karla wenige Abende zuvor.
»Ja, das war echt kein Spaß mehr«, grummelte Quinn. Es gab Frauen, die einen gern an den Arsch fassen durften. Und dann gab es Karla.
»Das kommt davon, weil du so ein hübscher Kerl bist.«
»Das kommt davon, weil ich dir erlaubt hab, diese blöden, schmalzigen E-Mails zu schreiben. Du hast ihr den Eindruck
vermittelt, dass ich sie auf der Stelle nackt sehen will.« Unter normalen Umständen hätte Quinn nichts dagegen, eine Frau aus ihren Klamotten zu manövrieren. Frauen nackt zu sehen, stand sogar ganz oben auf seiner Liste, wenn auch nicht bei einigen der Weiber, die er in letzter Zeit getroffen hatte. Die Vorstellung, Lucy nackt zu sehen, hatte durchaus ihren Reiz, aber nicht, wenn jedes Wort aufgezeichnet wurde. Und ja, nicht wenn sie eventuell psychotisch war.
»Quinn, du wirst den Großteil deiner Aufmerksamkeit auf Lucy Rothschild und Maureen Dempsey richten, bis wir sie entweder ausschließen oder anklagen können.« Sergeant Mitchell zeigte auf die zwei Fotos vor Quinn.
Quinn betrachtete die vergrößerten Abzüge der Führerscheinfotos und runzelte die Stirn. Maureen Dempsey, womöglich das dämlichste Weibsstück, das er je getroffen hatte, und Lucy Rothschild, die Frau, die über Serienmörder schrieb. Er verstand, warum Lucy auf der Liste gelandet war. Sie war clever, und wenn irgendjemand wusste, wie man jemanden umbrachte und damit durchkam, dann jemand, der beruflich darüber schrieb. »Ich glaube, wir können Maureen ausschließen. Die ist dumm wie Bohnenstroh.«
»Könnte nur Theater sein«, gab Kurt zu bedenken.
Quinn lachte und schüttelte den Kopf. »Du hast doch gehört, was sie über Außerirdische gesagt hat. Niemand kann so gut schauspielern.«
»Sie ist mit allen drei Opfern ausgegangen, deshalb können wir sie noch nicht ausschließen.« Sergeant Mitchell schlug in der obersten Mordakte diverse Fotos aller drei Opfer auf. Sie lagen ausnahmslos mit ausgestreckten Armen
und Beinen auf ihren Betten, als wären sie so drapiert worden, ihre Schniepel schlaff und jämmerlich, die Münder offen und die Kleiderschutzhüllen tief in die Kehlen geatmet. »Vielleicht hat Kurt Recht. Sie könnte nur Theater spielen, aber nachdem ich mir das Rothschild-Band angehört habe, halte ich diese Lady für weitaus vielversprechender. Sie klingt, als würde sie gern angeben. Als wüsste sie, wie man drei Männer töten und damit durchkommen kann.«
Quinn blätterte ein paar Seiten weiter zu Aufnahmen von Türen, Nachttischchen und Telefonen, die von rußfarbenem Fingerabdruckpulver verschmiert waren.
»Vielleicht fand sie es langweilig, nur über Mord zu schreiben«, fügte Kurt hinzu, als Quinn weiterblätterte. Schwarzer Puder überzog drei verschiedene Waschbecken, Toiletten und Duschkabinen.
»Möglich, dass sie ausleben will, was sie schreibt«, räumte Quinn ein.
Die Techniker hatten auch Fingerabdrücke von den Kleiderschutzhüllen genommen, doch die stimmten alle mit den Abdrücken von Westco-Angestellten überein. Er überblätterte diverse Tatortfotos. Drei tote Männer und keinerlei solide forensische Beweise, die eine bestimmte Person mit allen dreien verband.
»Ich wüsste gern, woran sie gerade arbeitet.« Quinn blickte zum Sergeant auf. »Vielleicht sollten wir sie einfach einkassieren und fragen. Wir müssen sie bloß bei ein paar Lügen ertappen.«
»Noch nicht. Wir können nicht riskieren, dass sie sich hinter einem Anwalt verschanzt.« Sergeant Mitchell kratzte sich im Nacken. »Kurt«, sagte er und zeigte auf den anderen
Detective. Ȇberleg dir noch ein paar romantische E-Mails von Hardluvnman und schick sie an
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