Gut geküsst ist halb gewonnen: Roman (German Edition)
die zwei Frauen.«
Quinn erschauderte. Kurt las Liebesromane und sah sich Weiberfilme an, deshalb glaubten er und der Sergeant, dass Kurt wusste, was für schmalzigen Scheiß Frauen hören wollten. Er war schon über zwanzig Jahre verheiratet, demnach war es vielleicht auch so. »Aber keinen Bockmist mehr darüber, wie heiß sie auf ihren Fotos aussehen«, warnte er. »Oder diesen ›Suche nach einer Seelenverwandten‹-Scheiß.«
Der Sergeant lachte. »Verabrede dich diesmal auf ein paar Cocktails. Mach die Frauen ein bisschen locker. Wenn sie antworten, sag mir Bescheid.« Er wandte sich zum Gehen und sagte über die Schulter: »Ach, und wir müssen die Angestellten bei Westco nochmal befragen.«
»Das wollten Kurt und ich heute Nachmittag machen«, rief Quinn dem Sergeant nach.
Eine Stunde später hatte Kurt die »romantische« E-Mail verfasst. »Ich hab sie gerade fertig«, verkündete er stolz und reichte Quinn einen Ausdruck. »Sergeant Mitchell findet sie gut. Wahrscheinlich bisher mein bestes Werk.«
Quinn warf einen Blick auf Kurts Dichtkunst und spürte förmlich, wie sein Hirn schrumpfte. »Allmächtiger!«
In ihrer Schreibkluft, einem Flanellschlafanzug mit Pudelmuster, schnappte sich Lucy einen Becher Kaffee und begab sich ins Arbeitszimmer. Ihre Pantoffeln schlurften auf dem gefliesten Boden, als sie aus der Küche ging und die geschwungene Treppe hinauftapste. Sie setzte sich an ihren L-förmigen Schreibtisch, kickte die Pantoffeln weg und stützte die Füße auf der Seite ab, die mit Recherchebüchern übersät
war. Die späte Morgensonne ließ Licht über ihre roten Fußnägel, einen Zeitschriftenstapel und zwei Eishockey-Tickets für die Idaho Steelheads strömen, die sie von der Schriftstellervereinigung bekommen hatte. Sie gähnte, bis ihre Augen tränten. Nach dem starken Kaffee, den sie am Abend zuvor getrunken hatte, war sie nach Hause gekommen und hatte bis um drei Uhr morgens gearbeitet. Sie hatte eine Romanfigur ins Jenseits befördert, die sie erfinden und aus den Eigenschaften ihrer Verflossenen zusammensetzen musste. Quinn hatte als Vorlage nicht getaugt. Nicht, nachdem er Klondikemike das Leben gerettet hatte.
Sie führte den Becher an die Lippen und beugte sich über die Armlehne des Schreibtischstuhls, um ihren Computer anzuschalten. Es spielte zwar keine Rolle, aber Quinn hatte sie bei einer Lüge ertappt. Sie war ganz offensichtlich keine Krankenschwester. Daher war sie überzeugt, nie wieder etwas von ihm zu hören. Was okay war. Klar, er hatte super ausgesehen, auf diese dunkle und intensive Art, bei der sich einem die Brust zusammenschnürte und es am ganzen Körper prickelte, aber es war keine richtige Verabredung gewesen. Sie würde niemals ernsthaft mit einem Mann ausgehen, der ihr nicht aktiv den Hof machte, und was noch wichtiger war, sie hatte keine Zeit, überhaupt mit jemandem auszugehen. Sie war erst auf Seite zweihundert von dead.com und musste in den nächsten anderthalb Monaten weitere zweihundert schreiben. Normalerweise reichte eine knappe Deadline allein schon aus, um sie zur Alkoholikerin zu machen. Da brauchte sie nicht noch die Ablenkung durch einen Mann, um den Druck zu erhöhen.
Während Lucys E-Mailprogramm ihre Post herunterlud,
steckte sie Maroon 5 in ihren CD-Player. Sie nahm die kleine Brille mit dem goldenen Gestell aus dem Etui auf ihrem Schreibtisch und setzte sie auf, damit sie sehen konnte, ohne mit der Nase an den Bildschirm zu stoßen. Der Nachteil des Älterwerdens bestand darin, dass sie die Kurzsichtigkeit ihrer Mutter geerbt hatte.
Schnuckel, ihr neun Kilo schwerer, orangefarbener getigerter Kater, den sie ebenfalls geerbt hatte, sprang auf den Schreibtisch und verstreute Zettel und Zeitschriften.
Schnuckel hatte vor fünf Jahren vor Lucys Tür gestanden, ein abgemagerter Streuner, den sie gesund gepflegt und für den sie Tierarztrechnungen von über tausend Dollar geblecht hatte, um ihn vor dem sicheren Tod zu retten. Schnuckel dankte es ihr, indem er launisch und passiv-aggressiv wurde und eine heftige Essstörung entwickelte. Doch abends, wenn sie ins Bett ging, rollte er sich neben ihr zusammen und schnurrte seine eigene Version von reiner Liebe und Zuneigung. Ein ständiges Rasseln, das Lucy sehr beruhigend fand.
Schnuckel rieb sein Gesicht an ihren Füßen, setzte sich und schlang den Schwanz um seine Vorderpfoten. Er starrte sie an, als könnte er sie durch Hypnose dazu bringen, noch mehr Trockenfutter in seine Schüssel zu
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