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Gut zu wissen (German Edition)

Gut zu wissen (German Edition)

Titel: Gut zu wissen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.W. Marchwell
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fassen können.
    „Warum haben sie es dann trotzdem weiter angesehen?“
    „Ich konnte die Augen nicht davon abwenden.“
    Jerry drehte sich wieder zum Mais um und antwortete nicht sofort. „Ich habe es gemalt, direkt nachdem meine Eltern bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kamen.“
    David hörte sich selbst scharf den Atem einsaugen. „Oh mein Gott, es tut mir leid, Jerry. Es tut mir so leid, es war nicht richtig von mir –“
    Jerry drehte sich noch einmal um und schenkte ihm ein ernstes Lächeln. „Schon gut, David. Sie konnten es ja nicht wissen und es ist schon lange her.“ Jerry ging näher zu Spüle und nur noch wenige Zentimeter trennten ihre Körper. David konnte die Hitze spüren, die von Jerrys Brust ausging. Er sah auf, um in Jerrys Augen zu sehen, als er weitersprach. „Niemand hat jemals, ich meine, ich habe zumindest niemals gehört, dass jemand beim Betrachten des Bildes das Gleiche gespürt hat wie Sie.“
    „Es tut mir so leid, Jerry, bitte ...“
    Jerry ging wieder zurück zum Herd, irritiert von den plötzlichen Gefühlen, die durch seinen Körper schossen, wenn er dieses schöne Gesicht betrachtete, diesen Mund, der dafür gemacht war ... „Vor 23 Jahren?“, wechselte Jerry das Thema. „Und damals waren sie schon auf der Universität?“ Er lachte leise. „Haben Sie sich mit zehn Jahren eingeschrieben?“
    „Im Oktober werde ich 42.“ Davids Stimme klang sogar in seinen eigenen Ohren abwehrend. „Ich unterrichte seit fast 20 Jahren.“
    „So sehen Sie gar nicht aus.“ Jerry zwinkerte David zu und lächelte in sich hinein, als David errötete.
    Er flirtet mit mir, obwohl William im Haus ist! „ Hören Sie, Jerry, das ist unglaublich nett, aber ich glaube nicht –“
    „Mach dich locker“, sagte Jerry auf Deutsch. „Ich mache nur Spaß. Es tut mir leid, falls ich Sie beleidigt habe.“ Jerry legte die Maiskolben einen nach dem anderen auf einen Teller, wobei sein Blick zwischen der Zange und David hin und her wanderte. „Wenn ich wollen würde, dass Sie sich ausziehen, hätte ich gesagt, dass Sie einen Arsch wie ein Zwanzigjähriger haben.“ Jerry schenkte ihm sein bestes Lächeln, stellte den Teller mit den Maiskolben auf den Tisch und ging hinaus, um nach dem Fleisch zu sehen.
    David fächelte sich kurz Luft zu und dachte darüber nach, ob es schaden könnte, einen bedeutungslosen Flirt mit Jerry zu haben, um es ein für alle Mal hinter sich zu bringen. Es könnte doch nicht schaden, oder? Ich meine, alle anderen tun es schließlich auch. Ich könnte es als Lückenbüßererfahrung betrachten. „Ein Arsch wie ein Zwanzigjähriger“ V erdammter Charmeur! David war sich ziemlich sicher, dass Jerry ihn unter den richtigen Umständen allein mit Worten dazu bringen könnte, in seiner Hose zu kommen. Ich brauche dringend Hilfe, dachte David bei sich, als er hörte, wie sich die Terrassentür öffnete und schloss. Dass ich überhaupt darüber nachdenke, mich mit einem weiteren Typen einzulassen, dessen Bettpfosten wahrscheinlich völlig abgenutzt und auf die Größe eines Zahnstochers zusammengeschrumpft ist.
    David und Jerry wechselten sich damit ab, William daran zu erinnern, langsamer zu Essen. Er schaufelte sich das Essen in den Mund, als hätte er seit einem Monat nichts mehr gegessen. David fragte sich, wie das Leben in der Schweiz für ihn gewesen war. Hatte er je regelmäßige warme Mahlzeiten gehabt? Jerry hatte recht gut gegrillt, aber trotzdem konnte David nicht anders, als sich ständig zu fragen, was aus diesem kleinen Jungen, diesem armen, zerbrechlichen, kleinen Jungen werden würde, den David in diesen wenigen Stunden bereits so lieb gewonnen hatte. Was an diesem blonden Waisen war es, das so sehr an Davids Herz rührte? Warum war David jedes Mal, wenn der Junge lächelte, den Tränen so nahe? Aber noch viel wichtiger war die Frage, wie viel Zeit David haben würde, dem Jungen dabei zu helfen, dass es ihm besser ging.
    „William?“, begann David. „Schau doch mal in die blaue Tupperdose auf dem Tresen. Da ist eine Überraschung für dich drin.“
    „Für mich?“ Williams Mund war voll und seine Augen groß. Schnell schluckte er sein Essen hinunter und sah zu seinem Onkel hinüber, um sich die Erlaubnis zu holen, aufzustehen. Als es ihm gestattet wurde, schnappte William sich die Tupperdose, aber er konnte sie nicht öffnen.
    Jerry zeigte ihm, wie man die kleine Lasche nach oben zog, um das Vakuum aufzuheben, und ließ den Deckel mit einer geschmeidigen

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