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Gute liegt so nah...

Gute liegt so nah...

Titel: Gute liegt so nah... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Higgins
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unfreiwillige Erektion medizinisch gesehen nicht zu beanstanden.
    „Wollen Sie mal schauen?“, fragte er freundlich, starrte auf meine Brüste und streckte prompt seine arthritischen Finger nach ihnen aus.
    „He! Nein! Aufhören!“ Ich wich rasch zu rück und stieß gegen die Waage. „Sie sollten vielleicht lieber mit Dr. Whitaker reden …“ Manchmal äußert sich Demenz in unangemessenen sexuellen Impulsen , rezitierte mein Verstand das Lehrbuch. Es wäre nett gewesen, wenn Dr. Whitaker Mr Glovers … Eigenheiten in seinen ansonsten gründlichen Notizen erwähnt hätte.
    Plötzlich packte Mr Glover mich an der Taille, zog mich an sich und schlang seine dürren Beine um mich. Dann drückte er meine Arme herunter und legte den Kopf an meine Brust.
    „Nein, Mr Glover! Bitte lassen Sie mich los!“ Ich versuchte medizinische Autorität auszustrahlen, was aber keine Wirkung zeigte. Ich wand mich, um meine Arme zu befreien, doch er seufzte nur zufrieden und rieb sich an mir.
    „He, Schluss!“, befahl ich, diesmal lauter. „Mr Glover, bitte!“ Obwohl er nicht mehr als sechzig Kilo wog, war er drahtig. Und er summte. „Mr Glover, bitte lassen Sie mich los, und zwar auf der Stelle! Dieses Verhalten ist absolut unpassend.“ Ich versuchte mich zu befreien, was ihn nur noch stärker zu erregen schien. Er kicherte. Mist! Ich war Ärztin, was bedeutete, dass ich ihm nicht einfach das Knie in den Unterleib rammen konnte. „Mr Glover!“ Mein Verstand raste, während ich mich verzweifelt zu erinnern versuchte, was man uns im Medizinstudium für einen solchen Fall beigebracht hatte. Ruf den Sicherheitsdienst war alles, was mir einfiel.
    Mein Patient fing unterdessen an, leise zu singen. „ I saw her today at the reception …“
    „Mr Glover, hören Sie sofort auf! Ich meine es ernst!“ Es gelang mir, den linken Arm freizubekommen, sodass ich meinen aufdringlichen Patienten vorsichtig wegstoßen konnte, um mich aus der Umklammerung zu befreien, ohne ihm dabei seine morschen Knochen zu brechen. Er reagierte überhaupt nicht, also entschloss ich mich, an seinem dünnen weißen Haar zu ziehen. Der hippokratische Eid, stets zum Wohle des Patienten zu handeln, hielt mich da von ab. Mr Glover war unbeeindruckt und sang weiter seinen Song: „ At her feet was … a footloose ma-an …“
    Auf meinem neuen Pullover war Sabber. Das reichte. „Entschuldigung“, rief ich, „ich bräuchte hier drinnen Hilfe!“
    Ich hörte quietschende Schritte auf dem Flur, ehe Stephanie hereinkam und mit zufriedener Miene zur Kenntnis nahm, dass ich mich in Mr Glovers Pythonumklammerung befand. Und direkt hinter ihr stand Joe Carpenter. Wer sonst.
    „Gibt es ein Problem, Frau Doktor?“, fragte Stephanie unschuldig.
    „ You can’t always get what you wa-ant “, sang Mr Glover.
    „Helfen Sie mir“, stieß ich hervor.
    „Oh, Mr Glover, Sie wissen doch, dass Sie das nicht tun sollen“, tadelte Stephanie ihn mild und löste seine Arme von mir. Ich wich zurück und versuchte, mich nicht zu schütteln. Dann zupfte ich meinen Pullover zurecht. Mein Gesicht war knallrot. Ich hob mein Stethoskop auf, das bei dieser ungewöhnlichen Untersuchung heruntergefallen war. Joe beobachtete das Ganze amüsiert.
    „Hallo Millie. Ist alles in Ordnung mit dir?“, erkundigte er sich.
    „Klar doch, ich bin nur dabei, die Patienten hier besser kennenzulernen“, plapperte ich drauflos. „Ein bisschen zu gründlich, um genau zu sein.“ Nicht schlecht für eine Frau mit dem Sabber eines Achtzigjährigen auf der Brust. Joe grinste.
    „Es tut mir schrecklich leid, Dr. Barnes“, sagte Stephanie mit einem süffisanten Lächeln, während sie Mr Glover vom Untersuchungstisch herunterhalf. „Sind Sie hier fertig?“
    „Äh, ja, danke, Stephanie.“
    Mit einem boshaften Funkeln in den Augen führte sie den alten Mann hinaus. „Wiedersehen, meine Liebe!“, rief er und winkte. „Vielen Dank!“
    „Ja, Wiedersehen, Mr Glover“, sagte ich und wandte mich an Joe. „Wenn ich mir vorstelle, dass ich das jede Woche machen muss …“
    „Tatsächlich? Arbeitest du hier?“ Joe zeigte sein verkehrsunfallträchtiges Lächeln, sodass mir ganz warm wurde. Du lieber Himmel, hatte er lange goldene Wimpern!
    „Ich vertrete Dr. Whitaker“, erklärte ich und klang dabei ein wenig atemlos. „Heute war mein erster Tag, und da musste ausgerechnet so etwas Verrücktes passieren. Dieser alte Esel.“ Wir gingen zusammen den Flur entlang, und mir fiel ein, dass ich

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