Gute liegt so nah...
okay“, meinte Sam. „Ich weiß, was du meinst.“
Wir schwiegen einen Moment und dachten alle an die Blödheit meiner Schwester. Sam hielt sich tapfer, und ich versuchte, nicht die Augen zu verdrehen.
„Wer möchte noch Kuchen?“, fragte meine Mutter schließlich.
Nachdem das Geschirr in die Maschine eingeräumt war, fragte Sam, ob ich Lust auf einen Spaziergang hätte, weil Dad, Mom und Danny sich ein Spiel der oft Kummer bereitenden, aber immer toll spielenden Red Sox ansehen wollten.
Wind wehte, als wir in angenehmem Schweigen die Straße entlangschlenderten. Das letzte Abendlicht verschwand allmählich und machte den Himmel dunkelblau, sodass wir kaum noch etwas sehen konnten.
Meine Eltern wohnten in einer hübschen Gegend, in der überwiegend Leute lebten, die das ganze Jahr auf Cape Cod verbrachten, deshalb waren die Fenster der meisten Häuser erleuchtet, und hier und dort wehten fröhlich Flaggen vor den Veranden. Die Straße lag still und verlassen da, sodass wir in der Mitte gehen konnten, denn es gab ohnehin keinen Gehsteig.
„Das mit Trish beim Abendessen tut mir leid“, sagte ich.
„Ach, das ist schon in Ordnung“, entgegnete Sam. „ Mir tut das mit dem Verhör leid.“
„Es war ganz lustig, wie Dad vor sich hin kochte.“
Sam lachte. „Er hat ein bisschen zu stark ausgeprägte Beschützerinstinkte. Was ist dieser Lorenzo denn eigentlich für einer?“
„Na ja“, sagte ich, „er sieht fantastisch aus.“
„Das passt ja, weil du so hübsch bist.“ Der liebe Sam! Seine Worte taten mir gut. „Hat er sonst noch irgendwelche Eigenschaften, außer dass er fantastisch aussieht?“
„Er ist intelligent und riecht wundervoll.“
„Hört sich schon mal gut an“, meinte Sam.
Ich hakte mich bei ihm unter, und wir bogen in eine weitere kleine Straße ein.
Ich fand es immer schade, dass Sam an jemanden wie Trish geraten war. Sicher, er war noch ein Teenager gewesen, als die beiden zusammengekommen waren, aber ich hatte immer den Eindruck, als würden die besten Männer immer an schöne Schreckschrauben mit irrwitzigen Ansprüchen geraten. Und Sam verkörperte alles, was eine Frau sich an einem Mann wünschen konnte, denn er war liebevoll, amüsant, anständig und verlässlich. Trish hatte diese Qualitäten nie zu schätzen gewusst, und Sam verdiente jemanden, der ihn wirklich liebte.
„Bleibt es dabei, dass du am Samstag mit mir und Katie ausgehst?“, fragte ich daher.
„Klar, das wird lustig.“
„Großartig.“ Ich beließ es dabei. „Mann, dein Sohn kann vielleicht essen“, bemerkte ich und kickte einen Stein weg.
Sam lachte erneut. „Wahrscheinlich hat er einen Wachstumsschub. Hat er dir erzählt, dass er am nächsten Wochenende nach New Jersey fährt?“
„Nein, hat er nicht. Wie stehst du dazu?“
„Es ist ein komisches Gefühl. Aber Trish ist nun mal seine Mutter, und er vermisst sie, obwohl er nicht viel darüber spricht. Sie ruft ihn jeden Abend an.“
„Wie nett.“ Ein Auto fuhr an uns vorbei, der Fahrer winkte. Wir winkten zurück.
„Wie kommst du damit klar, dass du jetzt allein bist?“, wagte ich einen kleinen Vorstoß.
Er zuckte die Schultern, aber ich spürte, wie seine Armmuskeln sich anspannten. „Ganz gut, würde ich sagen.“ Nach einer Pause fügte er hinzu: „Abgesehen von Unternehmungen mit Danny und den Besuchen bei seinen Spielen ist es ziemlich ruhig geworden. Vorher hat Trish immer bestimmt, was wir unternahmen.“
„Fehlt sie dir?“
„Ich vermisse es, verheiratet zu sein“, antwortete er ehrlich. „Ich habe keine Ahnung, ob sie mir fehlt. Schließlich hat sie mich betrogen, und ich bin über dieses kleine Detail noch immer nicht hinweg. Bestimmt werde ich sie eines Tages vermissen, wenn ich erst einmal aufgehört habe, sie zu …“
„Hassen?“
Sam grinste. „Nein, ich hasse sie nicht. Ich hasse, was sie getan hat, aber ich habe sie geliebt.“
„Warum?“, platzte ich heraus, und es gelang mir nicht, die Bitterkeit aus meiner Stimme zu verbannen. Trish hatte Sam herumkommandiert, ohne je zu registrieren, wie gutmütig er ihr gegenüber war.
„Du hast schon immer zu hart über sie geurteilt.“ Sam hob einen kleinen Ast auf und warf ihn ins Gebüsch. Ich gab einen verächtlichen Laut von mir. „Es stimmt aber“, beharrte er. „Ich habe nie verstanden, wie ihr zwei so gemein zueinander sein konntet. Ich hätte gern einen Bruder oder eine Schwester gehabt.“
„Ich war nie gemein zu ihr, sondern sie zu mir!“ Ich
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