Gute liegt so nah...
Frisierkommode gestanden hatten. Es gab keine Halstücher mehr, keine Pumps, keine Ohrringe auf dem Nachttisch. Das Bett war ordentlich gemacht, und auf Sams Nachtschrank befanden sich eine Lesebrille, ein Taschenbuch und ein Foto von Danny. Das Ganze verriet eine gewisse Einsamkeit, die mich bewegte.
Wie konnte Trish es wagen? Was hatte sie alles aufgegeben – einen Ehemann, den täglichen Umgang mit ihrem Sohn, ein wundervolles Zuhause, die Geborgenheit und Sicherheit einer Ehe … und doch war sie nun unten und zog wieder einmal ihre Show ab. Auch wenn sie es nicht zugeben würde, musste es schlimm für sie sein, sich hier in diesem Haus zu befinden und nicht mehr zu dem Kreis zu gehören, dessen Mittelpunkt sie früher gewesen war.
Na ja, ich musste dringend, also ging ich ins Hauptbadezimmer. Als ich gerade wieder meine Hose hochzog, hörte ich eine Stimme.
„Von diesem Zimmer hat man eine tolle Aussicht“, sagte ein Mann. „Wow!“
Ich zögerte, die Spülung zu betätigen, und hoffte, dass die Leute schnell wieder gehen würden, denn aus irgendeinem Grund war es mir peinlich, hier im Badezimmer überrascht zu werden.
„Man hat von überall in diesem Haus eine fabelhafte Aussicht“, hörte ich eine weibliche Stimme. Trish.
„Was ist es wohl wert?“, fragte der Mann, offenbar ihr Mister Pink Pants.
„Der Wert hat sich in den vergangenen vier Jahren verdoppelt.“
„Na, dann ist es albern, dass er nicht verkaufen will“, meinte Avery.
„Er sagt, er wird es nie verkaufen“, erklärte Trish.
„Zu schade, dass wir Danny nicht dazu bewegen konnten, nach Larchmont zu gehen. Wenn er ausgezogen wäre, hättest du deine Hälfte innerhalb eines Monats bekommen können.“
„Ich hab’s doch versucht, Avery“, fuhr sie ihn an. „Aber Danny will hier nicht weg. Er kennt Eastham und hat hier in der Schule gute Zensuren. Es gibt keinen vernünftigen Grund für ihn, weshalb er wegziehen sollte. Außerdem glaube ich, dass sein Vater ihm leidtut und er ihn nicht allein lassen will.“
Ich knirschte vor Wut mit den Zähnen.
„Ich kann nicht glauben, dass du fünf Jahre auf deinen Anteil warten musst“, sagte Avery. „Dieses Haus ist eine verdammte Goldmine.“
„Hör schon auf. Ich wollte mich möglichst rasch scheiden lassen, und sobald Danny hier nicht mehr wohnt, werde ich meinen Anteil bekommen. Können wir jetzt bitte das Thema wechseln?“
Mein Herz klopfte, mein Gesicht glühte. Deshalb also wollte Trish, dass Danny die Schule wechselte. Sie und die pinkfarbene Hose waren nur am Geld interessiert. Einige Minuten lang war nichts zu hören, deshalb riskierte ich einen Blick. Sie waren fort. Ich spülte, wusch mir die Hände und setzte mich auf die Bettkante. Meine Hände zitterten. Sollte ich Sam von dem Gespräch erzählen, das ich belauscht hatte? Sollte ich ihm erzählen, dass seine Exfrau versucht hatte, ihren Sohn zu benutzen, um an Geld zu kommen?
Natürlich würde ich ihm nichts davon sagen. Es wäre etwas anderes, wenn Danny einen Schulwechsel in Erwägung zöge, aber das war nicht der Fall. Trotzdem blieb ein übler Nach geschmack.
Joe suchte schon nach mir, als ich wieder nach unten kam. „Da bist du ja“, sagte er. „Deine Mom will, dass du jetzt die Geschenke auspackst.“
„Oje“, sagte ich, und er gab mir einen sanften Kuss. Ein warmes Gefühl durchflutete mich, aber dafür war nicht mein Verlangen verantwortlich, sondern die Tatsache, dass mein Dad uns beobachtete.
„Mein Vater“, flüsterte ich.
„Klar.“ Joe grinste und gab mir einen züchtigen Kuss auf die Stirn.
Die meisten Gäste warteten im Wohnzimmer, wo sich auf dem Couchtisch die Geschenke stapelten. Im Allgemeinen mochte ich meine Geburtstage, und dieser war wirklich wunder bar … die Party, das Ende meiner auf die Ausbildung konzentrierten Zwanziger, das Gefühl, die nächste Dekade würde mir fantastische Dinge bringen … eine eigene Praxis, finanzielle Unabhängigkeit, einen Ehemann, Kinder … Sicherheit. Liebe.
Meine Eltern übergaben mir das erste Geschenk, indem Dad ein großes Theater darum machte, dass er den Raum verließ und dann zurückkam … mit einem Fahrrad! Ich fühlte mich, als sei ich wieder zwölf, und hüpfte vor Begeisterung auf und ab.
„Oh Daddy, danke! Es ist super!“ Das Cape war bekannt für seinen Rail Trail, eine ehemalige Bahnlinie, die von Harwich bis Provincetown asphaltiert worden war. Das ganze Jahr über kamen Radfahrer her, um die herrliche Landschaft und die
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