Gute Maedchen tuns im Bett, boese ueberall
Der eine vermag seine Partnerin heiß zu machen, aber läßt sie leer ausgehen. Der andere kann zwar lange und weiß genau, wie er in ihr den Orgasmus auslö sen kann, aber dieses Paar tut es trotzdem selten, weil sie irgendwie keine Lust auf ihn bekommt.
Deswegen haben Männersprüche wie »der werde ich es mal richtig besorgen« einfach keinen Sinn. Es ist ja lobenswert, so edle Ziele zu verfolgen, eine Frau zu befriedigen, aber es hat keinen Sinn, eine lustlose Frau zufriedenzustellen. Es hat auch keinen Sinn, alles mit einer gewissen Routine anzugehen. Wenn Sie schon Jahre miteinander befreundet sind, wird es früher oder später darauf hinauslaufen, daß Sie sich zwar noch lieben, aber immer weniger zusammen schlafen. Beide wissen ganz genau, was sie vom anderen erwarten können. Es hat sich eingependelt, man weiß, welche Stellung man bevorzugt und ob sie es während ihrer Periode mag oder nicht.
Mir ist mal was Erschreckendes passiert. Nachdem ich mich aus einer Beziehung gelöst hatte, kamen wir doch noch mal zwei Jahre später zusammen ins Bett. Danach sagte er zu mir: »Ja, es war verdammt gut, aber irgendwie bist du routiniert geworden.« Seitdem habe ich mir geschworen, jeden Sex als etwas Einzigartiges zu betrachten. Auch in meinen nachfolgenden längeren Beziehungen wollte ich immer wieder das bekannte Terrain erforschen, als ob es unbekannt ist. Das heißt nicht, daß wir uns immer neue Spiele ausdachten oder ausgefallene Hilfsmittel benutzten. Nein, diese Erkundungstour fängt im Kopf an. Man muß die Bereitschaft entwickeln, den Körper des anderen als eine Art Versuchsballon zu betrachten. Jahrelang drückt man die gleichen Knöpfe, und er geht hoch. Aber vielleicht gibt es noch andere Knöpfe, oder die alten haben sich abgenutzt, oder manchmal ist einfach die Luft raus.
Tut man jedoch so, als ob man immer noch am Experimentieren ist, dann bleibt die Illusion des Neuen, Unbekannten, Aufregenden erhalten. Und wie wir alle wissen, ist das am aufregendsten, was wir nicht kennen, aber unbedingt haben wollen, weil es neu ist, anders, besitzenswert.
Und so benimmt sich ein guter Liebhaber. Er behandelt seine Partnerin, als ob sie etwas Neues, Besitzenswertes ist. Und er verhält sich so, daß er immer wieder besitzenswert wirkt. Ein guter Liebhaber überrennt eine Frau nicht mit seinem Können, sondern vermittelt das Gefühl, daß er sich nur mit ihr so verhält. Eine Frau will nicht spüren, daß er sich mit Frauen auskennt, sondern daß er sich ganz speziell mit ihr auskennt. Eine Frau möchte lieber hören: »Ich habe Lust auf dich« als »Ich habe Lust auf Sex«.
Diese Tatsachen sind einleuchtend, doch sie gehören nicht zum Allgemeinwissen der männlichen Hälfte der Menschheit. Niemand nimmt die Jungs etwa in der Zeit der 10. Klasse beiseite und sagt: »Hey, so geht's.« Deswegen kann man als Frau wohl kaum einem Mann verübeln, wenn er sich nicht als der Held im Bett beweist. Woher soll er es denn auch haben? Natürlich läuft auch viel über die Intuition, den Instinkt und die Erfahrung ab, aber manchmal geben sich Frauen tatsächlich wie ein Buch mit sieben Siegeln. Und was der Mann auch alles hinein- und herausinterpretiert - es bleibt eine Ungewißheit wie angesichts der Büchse der Pandora, wo man nicht weiß, ob man sie öffnen soll oder nicht.
Kleine Zwischenbilanzen wie: »Das war ziemlich gut gestern abend« oder »Könntest du es dir vorstellen, wenn wir mal nur Petting machen - wie Teenager, die noch gar nichts wissen«, tragen dazu bei, daß der Mann weiß, wo er steht. Denn was eine Frau will, was ihr gefällt, kann ein Mann ihr leider nicht an der Nasenspitze ansehen. So kommen immer wieder Mißverständnisse auf, die Männer etwas ganz anderes zum Thema »guter Liebhaber« vermuten lassen. Es wäre schön, wenn Männer sich mal ein Gespräch unter Freundinnen anhören oder sich in der Damentoilette einschließen würden. Da könnten sie einiges erfahren. Wie sie für Dinge gelobt werden, die ihnen nicht so wichtig erscheinen, und wie Handlungen in spitzen Worten vernichtet und herabgewürdigt werden, die ihnen sonst am Herzen liegen:
»Lange können - na und? Er läßt seine Hemmungen nicht fallen.«
»Gefühl zeigen - na und? Ich will einen Mann, keinen Weichspüler.«
»Aktiver Stellungswechsel - na und? Darauf kann ich verzichten, wenn er es in einer bringt.«
»Zärtlichkeit - na und? Seine Finger kitzeln mich wie lästige Fliegen.«
»Er wartet immer auf mich, bis ich
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