Gute Zeiten mit Hanni und Nanni
schuld, wenn du nicht reiten lernen willst“, antwortete Wim leicht sauer. „Du benimmst dich wie ein Kleinkind und kreischst und rennst davon, sobald ein Pferd dich nur anwiehert.“
Carlotta rechnete damit, dass Astrid jetzt in Tränen ausbrach. Aber in diesem Moment wies Frau Baumann Wim schon zurecht: „Das war sehr unhöflich von dir, Wim! Astrid kann nichts dafür, wenn sie zu Pferden keinen Draht hat.“
„’tschuldigung“, murmelte Wim und wurde ein wenig rot.
„Wir können doch zu Fuß gehen“, schlug Carlotta vor. „Es ist überhaupt nicht weit, und dann kann Astrid mitkommen.“
Das war wirklich ein großzügiges Angebot, denn natürlich wäre Carlotta viel lieber geritten. Aber ihr war klar, dass Astrid sich bei ihren pferdenärrischen Verwandten vollkommen ausgeschlossen fühlen musste. Allerdings zeigte Astrid sich über diesen Vorschlag nicht besonders erfreut, sondern warf Carlotta nur einen sauren Blick zu.
Auf dem ganzen Weg nach Lindenhof war sie ungewöhnlich still, was die anderen aber nicht bemerkten, weil sie fröhlich miteinander schwatzten. Als sie schließlich das Schultor erreichten, war Carlotta ziemlich müde.
„Also bis Montag", verabschiedete sich Lissi.
„Vielen Dank für den wunderbaren Tag", sagte Car- lotta. „Auf Wiedersehen. Auf Wiedersehen, Astrid."
„Komm doch bald mal wieder", meinte Wim mit einem frechen Grinsen. „Für ein Mädchen bist du nämlich ganz okay."
„Du bist für einen Jungen auch ganz passabel", antwortete Carlotta schlagfertig.
Das war wirklich ein wunderschöner Tag, überlegte sie, als sie sich auf die Suche nach ihren Klassenkameradinnen machte. Sie konnte es gar nicht erwarten, ihnen alles zu erzählen. Und dass sie sogar mit Wim Freundschaft geschlossen hatte, war auch super. Car- lotta war überhaupt nicht klar, dass sie sich damit Astrid zur Feindin gemacht hatte, denn die war extrem eifersüchtig auf sie. Als verwöhntes Einzelkind war Astrid daran gewöhnt, die ungeteilte Aufmerksamkeit ihrer stolzen Eltern zu genießen. Und wenn es vorkam, dass jemand, den sie mochte, auch nur das leiseste Interesse an jemand anderem zeigte, konnte sie das kaum ertragen.
Den ganzen Weg nach Hause dachte Astrid über Carlotta nach. Wim hatte das fremde Mädchen fast wie eine Schwester behandelt, während er sie selbst kaum beachtet hatte. Genau wie Onkel Tom, der mit ihr noch nie so viel Spaß gemacht hatte wie mit Carlotta. Und sogar Tante Ruth hatte so getan, als gehörte diese Zirkusreiterin schon zur Familie. Sie musste sich unbedingt etwas gegen Carlotta einfallen lassen! Und auch
gegen diese grauenvolle Raphaela, die ihr Elli wegnehmen wollte.
Das beste Theaterstück
Im Aufenthaltsraum der fünften Klasse brummte es vor Aufregung. Carlotta hatte eine Versammlung einberufen, auf der sie verkünden wollte, welches Theaterstück zur Aufführung am Ende des Schuljahres ausgesucht worden war.
Es hatten sich tatsächlich einige Mädchen die Mühe gemacht und mit dem Schreiben begonnen. Aber die meisten mussten bald feststellen, dass es gar nicht so einfach war, wie es sich angehört hatte. Auch Hanni und Nanni hatten auf halber Strecke aufgegeben und nach vielem Stöhnen, Kopfzerbrechen und Durchstreichen ihre Ergebnisse dem Papierkorb überlassen.
„Für ein Theaterstück sind wir leider zu unbegabt“, hatte Nanni kleinlaut zugegeben.
Schließlich waren drei Manuskripte eingereicht worden, und Frau Adams und Carlotta hatten sie sorgfaltig gelesen. Obwohl die Autorinnen ihre Namen nicht darauf geschrieben hatten, hatte Carlotta das Stück von Doris auf Anhieb erkannt. Jeder Vers sprühte vor Humor, und Carlotta musste ständig kichern, als sie den Text las.
Das zweite Manuskript war ein Trauerspiel und ohne Zweifel eine preiswürdige Leistung. Das dritte aber war mit Abstand das beste.
„Die Schülerin, die das geschrieben hat, hat noch eine große Zukunft vor sich“, prophezeite Frau Adams. „Es ist wirklich ganz ausgezeichnet.“
„Ja, weil es gleichzeitig komisch und ernst ist“, stimmte Carlotta zu. „Das müsste eigentlich jedem gefallen." Sie las den Titel des Stücks: Prinzessin Do- rindas Diamanten. Ob Marianne dieses Stück geschrieben hatte? Wenn ja, dann hatte sie bisher ihr Licht unter den Scheffel gestellt.
Aber Marianne war nicht die Autorin. Sondern es war das Mädchen, von dem Carlotta es zuallerletzt erwartet hätte.
Carlotta betrat mit dem Text unter dem Arm den Aufenthaltsraum.
„Zuerst einmal möchte ich
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