Gute Zeiten mit Hanni und Nanni
geliehen, in dem steht, dass es in Lindenhof spuken soll."
Elli zitterte sehr überzeugend, und Doris fuhr fort: „Ja, genau, und zwar ist es ein Mönch ohne Gesicht, der durch die Flure und Klassenzimmer zieht und heult und ..."
„So ein Unsinn", unterbrach Mamsell sie schon ein bisschen weniger gut gelaunt. „In Lindenhof gibt es keine Mönche, weder mit noch ohne Gesicht. Also, Marianne, bitte lies jetzt vor!"
Marianne begann zu lesen, und Jenny wartete ab, bis sie auf der Mitte der ersten Seite angekommen war. Dann bewegte sie die Geräuschdose in ihrer Hosentasche.
„Mamsell, was war denn das?", quietschte Lissi.
Die Französischlehrerin sah einen Moment lang überrascht umher. Aber dann sammelte sie sich und sagte knapp: „Das war wohl die Katze des Gärtners. Sicher sitzt sie vor dem Fenster. Petra, bitte fahre du jetzt fort."
Als Petra an eine besonders spannende, gruselige Stelle kam, ergriff Bobby den Faden, der in ihrer Nähe lag. Sie zog daran, und die Jalousie kam mit ohrenbetäubendem Lärm herunter.
„ Tiens!“, rief Mamsell aus und griff sich mit der Hand an die Brust. „Himmel, wie habe ich mich geschreckt!“
„Sie meinen erschreckt, Mamsell“, kicherte Hanni. „Aber woher kam das?“
„Ich glaube, das war der Geist von ...“, sagte Doris finster.
„Doris! Noch ein Wort über Mönche ohne Gesichter, und ich schicke dich hinaus!“, schnitt Mamsell ihr das Wort ab. „Das Fenster steht offen. Es muss vom Wind gekommen sein. Petra, lies weiter!“
Nanni wartete jetzt, bis Petra sich versprach. Dann zog sie ihren Faden, und die Tür des Schrankes flog mit Schwung auf. Nanni sprang in die Höhe und rief ängstlich: „Mamsell, mir ist das alles unheimlich!“
Die Lehrerin blickte nun auch ein wenig alarmiert drein. „Türen gehen nicht von selbst auf,“ stellte sie aber unbeirrt fest. „In den hinteren Reihen muss eine von euch die Tür geöffnet haben.“
„Aber Mamsell, wir sitzen doch gar nicht nah genug dran“, bemerkte Jenny. „Und außerdem sehen Sie doch selbst, dass sich keine von uns von ihrem Platz bewegt hat.“ Sie setzte wieder die Geräuschdose in Gang, und Mamsell erstarrte vor Schreck bis in die Haarwurzeln.
Dann geschah alles auf einmal: Die Lampe über der Französischlehrerin begann zu schwanken, neben Raphaela fiel plötzlich ein leerer Stuhl hintenüber, und der Tafelschwamm flog aus seiner Ablage. Und die ganze Zeit lang untermalte ein grauenvolles Stöhnen das Geschehen.
„Mon dieu! Mon dieu!“, schrie Mamsell. „Es stimmt tatsächlich! Im Klassenzimmer spukt ein Mönch ohne Gesicht!"
Das war natürlich zu viel für die Mädchen, und sie begannen haltlos zu lachen. Hanni fiel fast vom Stuhl, und Marianne hielt sich den Bauch. Petra und Mira klammerten sich aneinander. Beiden rannen Lachtränen über die Wangen.
Kein Wunder, dass die armen Mädchen hysterisch werden, dachte Mamsell. Ich muss sofort Hilfe holen.
„Ein Mönch ohne Gesicht!", keuchte Carlotta.
„Mon dieu! Mon dieu!“, rief Doris und imitierte perfekt Mamsells Tonfall. „Ich lach mich krank!"
Sogar Astrid, die eigentlich gegen den Streich gewesen war, konnte nicht mehr vor Lachen. Und Raphaela schüttelte es nur noch.
„Hört mal", sagte Nanni, als sie wieder einigermaßen reden konnte. „Was meint ihr, wohin Mamsell geht?"
„Hoffentlich nicht zu Frau Theobald", sagte Marianne. „Aber selbst wenn wir dafür eine Strafe bekommen - ich finde, das war es wert. Habt ihr Mamsells Gesicht gesehen, als die Lampe zu schwingen begann?"
Das stürzte sie alle in einen neuen Lachkrampf, und die ganze Klasse wieherte.
Die Französischlehrerin war in der Zwischenzeit tatsächlich auf dem Weg zu Frau Theobald. Sie war fest davon überzeugt, dass es in der fünften Klasse spukte.
Als sie ohne anzuklopfen und auffallend blass in ihr Büro stürzte, sah Frau Theobald überrascht auf. „Aber
Mamsell, Sie zittern ja!“, rief sie. „Was ist denn um Himmels willen passiert?“
„Ach, Frau Theobald, Sie werden es nicht für möglich halten“, stöhnte Mamsell und sank auf einen Stuhl. „In der fünften Klasse spukt ein unsichtbarer Mönch!“ Frau Theobald unterdrückte ein Grinsen. Sie kannte Mamsells Erregbarkeit. „Erzählen Sie mir doch bitte einmal ganz genau, was passiert ist“, sagte sie ruhig.
„Es begann mit einem wirklich furchtbaren Geräusch, wie von einer gequälten Seele. Dann begannen Bücher und Möbel ganz von selbst durch den Raum zu fliegen“, steigerte
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