Gute Zeiten mit Hanni und Nanni
kann.“
„Hoffen wir’s wenigstens“, pflichtete Carlotta lachend bei. „Übrigens, wo sind denn deine Eltern und Wim überhaupt?“
„Die besuchen Bekannte“, erklärte Lissi. „Astrid und ich, wir waren auch eingeladen, aber dann hätten wir ja das Vorsprechen verpasst.“
„Hast du dir eine Hauptrolle ausgesucht?“, fragte Carlotta.
„Himmel, bloß nicht!“, rief Lissi. „Mir reicht es, wenn ich einmal quer über die Bühne laufen muss. Ich hab doch überhaupt keine Lust, meine Freizeit mit Proben zu verbringen. Lieber gehe ich reiten. Du als Regisseurin tust mir ja wirklich Leid. Du wirst kaum noch Zeit haben vorbeizukommen.“
„Das stimmt“, sagte Carlotta. „Daran hatte ich noch gar nicht gedacht. Vielleicht hätte ich doch besser Jenny den Job überlassen sollen? Aber na ja, ich werde einfach die Zeit nutzen, die mir jetzt zum Reiten bleibt. Also, wie wäre es mit einem Rennen?“
Die beiden Mädchen ritten etwa eine Stunde lang. Danach gingen sie in die Küche und verzehrten mit Heißhunger ein köstliches Mahl: frisches Brot, Käse und Salat und zum Nachtisch Apfelkuchen mit Sahne. Astrid gesellte sich zu ihnen, stand aber gleich nach
dem Essen vom Tisch auf und sagte knapp: „Ich gehe jetzt hinüber nach Lindenhof."
„Warum das denn?", fragte Lissi überrascht. „Die Sprechproben beginnen doch erst viel später."
„Ich weiß. Aber ich habe mich auf die Rolle der Prinzessin Dorinda vorbereitet", erklärte Astrid. „Und Elli hat mir versprochen, vorher das Stück noch mal mit mir durchzugehen."
„Na dann toi, toi, toi", sagte Carlotta. „Lissi", wandte sie sich dann an ihre Freundin, „wir müssen aber auch auf die Zeit achten. Ich darf auf keinen Fall zu spät kommen."
„Die Stalluhr geht auf die Minute genau", erwiderte Lissi. „Komm, wir räumen schnell auf. Dann können wir wieder zu den Pferden gehen."
Unterdessen machte Astrid sich auf den Weg. Sie grübelte. Wenn Carlotta heute Nachmittag zu spät kam, würde ihr die ganze Klasse Dampf machen. Die Mädchen hatten alle ein starkes Gefühl für Verantwortung, und sie betrachteten die Klassensprecherin als Vorbild.
Mit einem Mal fasste Astrid einen Entschluss. Sie lief schnell zu den Ställen hinüber, holte eine kleine Trittleiter heraus und stellte sie unter die Stalluhr. Die Uhr hing über dem Torbogen, und selbst auf der obersten Stufe der Leiter musste Astrid sich noch auf die Zehenspitzen stellen und ihre Arme recken, um an die Zeiger zu kommen.
Aber sie schaffte es und drehte die Uhr eine ganze Stunde zurück. Mit einem triumphierenden Grinsen stellte sie die Leiter wieder an ihren Platz. Dann lief sie über den Hof zur Straße. Selbst wenn sie die Rolle der Prinzessin Dorinda nicht bekam, so würde sie beim Vorsprechen doch noch ihren Spaß haben!
„Wo um alles in der Welt steckt Carlotta bloß?“, fragte Nanni ungeduldig und sah auf ihre Uhr. „Jetzt ist es schon fast Viertel nach zwei, und von ihr fehlt immer noch jede Spur.“
„Ich finde das wirklich nicht gut. Alle anderen waren pünktlich hier“, sagte Jenny gereizt. „Astrid, hast du vielleicht eine Ahnung, wo sie und Lissi stecken?“
„Na, du kennst doch Carlotta!“, antwortete Astrid grinsend. „Wenn sie einmal im Sattel sitzt, ist ihr alles andere egal. Es würde mich kein bisschen wundem, wenn sie das Vorsprechen einfach vergessen hätte.“ „Also, ich bin dafür, dass wir jetzt einfach ohne sie anfangen“, sagte Marianne.
„Richtig!“, stimmte Jenny zu. „Ich schlage vor, wir beginnen mit der Rolle der Prinzessin Dorinda. Sie ist ja auch die Hauptfigur des Stücks. Astrid, du beginnst, dann kommt Petra dran.“
Astrid raste auf der Bühne hin und her, ratterte ihren Text herunter und untermalte ihn mit überzogenen Gesten. Als sie zu sprechen begann, mussten einige Mädchen ein Kichern unterdrücken.
Schließlich hielt Jenny es nicht mehr aus und stand auf. „Vielen Dank, Astrid. Ich glaube, wir haben genug gehört“, rief sie. „Petra, du bist jetzt dran.“
Wer hätte das gedacht! Petra spielte nicht nur die Prinzessin Dorinda, sie wurde zu ihr, und ihre Stimme und ihre Gesten wirkten ganz natürlich. Als sie fertig war, applaudierten die Mädchen und lobten sie.
„Petra, du hast wirklich Talent!", rief Raphaela total beeindruckt.
Mira, die groß und schlank war, bekam die Rolle des zerstreuten Ehemannes, und Doris brillierte in der komischen Figur eines tollpatschigen Polizisten.
Trotz Carlottas Abwesenheit
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