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Guten Morgen, meine Schoene

Guten Morgen, meine Schoene

Titel: Guten Morgen, meine Schoene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grace Green
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Jed und die Kinder Max folgten, der sie mit sichtlichem Eifer durch den Wald zum Atelier führte.
    Der Weg war vom Regen durchweicht und matschig, doch ringsum zwitscherten die Vögel, und schon nach wenigen Minuten erreichten sie eine große Lichtung.
    »Seht doch, da ist es!« rief Vicky.
    Interessiert betrachtete Sarah das schindelgedeckte Blockhaus mit den hohen Glasfenstern. Aus dem flachen Kamin quoll grauer Rauch, der einen würzigen Holzgeruch verbreitete.
    »Ich habe vorhin im Ofen Feuer gemacht, damit es nicht ganz so kalt ist«, sagte Jed.
    Sie folgten ihm ins Haus, und er führte sie in einen hellen, rechteckigen Raum.
    »Das hier ist mein Atelier«, erklärte er, an die Werkbank gelehnt.
    »Sieh doch, Mom, da steht eine nackte Lady!« Vicky musterte die Skulptur mit großen Augen. »Ist sie echt, Onkel Jed?«
    »So echt wie dein Elefant aus Plastilin«, erwiderte er.
    »Hast etwa du sie gemacht?« fragte Vicky in ehrfurchts-vollem Ton.
    »Ja, mein Schätzchen.«
    »Dafür würdest du von unserer Lehrerin eine Eins bekommen.
    Ehrlich, Onkel Jed. Du hast ein echtes Talent zum Modellieren!«
    Sarah, die am Ofen stand und sich den Rücken wärmte, lä-
    chelte, als Jed ihr über den Kopf ihrer Tochter belustigt zuzwinkerte.
    Vicky hatte dieselben Worte wie er benutzt, als er ihren Elefanten lobte.
    »Ja«, stimmte er der Kleinen mit ernster Miene zu. »Das hat man mir schon öfter gesagt.«
    Jamie hatte unter einem Fenster einen Stapel kleiner weißer Steine entdeckt und begann, damit zu spielen.
    »Soll ich dir helfen, Jamie?« Ohne seine Antwort abzuwarten, ließ Vicky sich neben ihrem Bruder auf dem Boden nieder.
    »Komm, wir bauen einen Turm.«
    Inzwischen war Jed zu der Frauenskulptur gegangen und ließ mit einem Ausdruck höchster Konzentration in den Augen eine Hand über die weiße Marmorschulter gleiten.
    Sarah meinte förmlich zu spüren, wie er in sich hinein-horchte und Erinnerungen an seine Arbeit heraufzubesch-wören versuchte.
    Was für schöne Hände er hat! dachte sie. Die Hände eines Künstlers, schlank und sensibel, aber auch stark und zupackend.
    Wie es wohl war, von ihnen berührt zu werden? Der Gedanke jagte ihr lustvolle Schauer über den Rücken. Anders als der kalte Marmor, war ihre Haut weich und warm und…
    »Sarah?«
    Sie riss den Blick von seinen Händen los und bemerkte erst jetzt, dass Jed sie fragend ansah. »Oh, entschuldige, ich war ganz in Gedanken.« Sie hoffte, er würde die plötzliche Röte ihrer Wangen auf die Wärme, die der Ofen ausstrahl-te, zurückführen.
    »Zeigst du mir auch die übrigen Räume?«
    »Sicher.« Er zuckte mit den Schultern. »Allerdings gibt es da nicht viel zu sehen. Es ist ziemlich eng hier.«
    Er hatte Recht. Das Bad war winzig, die Küche nur wenig größer. Das Schlafzimmer maß höchstens zehn Quadratme-ter und war spartanisch mit Bett, Nachttisch und Kleider-schrank möbliert.
    »Anscheinend habe ich hier nicht nur geschlafen, sondern es auch als Abstellraum benutzt«, sagte Jed, als sie im Türrahmen standen. »Hier ist nicht einmal mehr Platz für eine winzige Maus.«
    Sarahs Aufmerksamkeit wurde von einem gerahmten Fo-to auf dem Nachttisch angezogen. Ein konventionell ge-kleidetes Brautpaar war darauf abgebildet. »Bist du das mit deiner Frau?« fragte sie mit Blick auf das Bild.
    »Ich nehme es an. Obwohl ich es lange betrachtet habe, hat es nicht die leiseste Erinnerung bei mir geweckt. So etwas ist verdammt frustrierend!«
    »Darf ich es mir genauer ansehen?«
    »Natürlich.« Er musste sich über einen Karton beugen, um an das Bild zu kommen. Als er es Sarah reichte, streifte er mit dem Daumen ihr Handgelenk, und es war, als hätte sie einen elektrischen Schlag erhalten.
    Ihr Puls begann zu rasen. So etwas war ihr noch nie passiert, nicht einmal mit Chance. Sie fühlte sich sexuell ungeheuer stark zu ihrem Schwager hingezogen – aber diesem Gefühl durfte sie auf keinen Fall nachgeben. Dieser Mann war für sie verboten!
    Sie versuchte, sich ganz auf das Foto zu konzentrieren, doch während sie es betrachtete – Jed sah im schwarzen Anzug wie ein Filmstar aus, Jeralyn war ebenfalls wunderschön in dem weißen Spitzenkleid –, spürte sie mit allen Sinnen die Nähe des Mannes neben ihr, fühlte seinen Atem in ihrem Haar, atmete seinen erregenden Duft ein und geriet immer mehr aus dem Gleichgewicht.
    »Hast du beim Betrachten des Fotos etwas… Besonderes empfunden?« Sarah war entsetzt über ihre atemlose und sexy klingende

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