Guter Sex Ohne Stress
Menschen, bei denen Ärzte einfach keine genaue Ursache für den unerfüllten Kinderwunsch finden. Der Irrglaube, dass die Betroffenen es häufiger »im Kopf haben« und deshalb keine Kinder bekämen, konnte in vielen wissenschaftlichen Studien widerlegt werden.
Seit der Geburt des ersten »Retorten-Babys« Ende der 70er Jahre entwickelten Ärzte die Methoden der Fruchtbarkeitsbehandlung kontinuierlich weiter. Zentren für Reproduktionsmedizin schossen wie Pilze aus dem Boden und in ihren Kliniklaboren nahm in Schälchen mit keimfreier Nährlösung eine neue Generation künstlich gezeugter Menschen ihren Anfang – drei Millionen sind es weltweit und 100 000 davon wurden allein in Deutschland geboren. Je nachdem, wie schwer die Fruchtbarkeit eingeschränkt ist, können Ärzte Betroffenen individuell angepasste Behandlungen anbieten. Das reicht von der Hormonoptimierung, über das Einspülen der gereinigten Spermien direkt in die Gebärmutter bis hin zur künstlichen Befruchtung in der Laborschale. Die Verfahren der Ei- und Samenzellenspende sowie der Leihmutterschaft sind in Deutschland gesetzlich nicht erlaubt. Immerhin jede fünfte Fruchtbarkeits-Behandlung an deutschen Kliniken führt zur Geburt eines Kindes. Damit sind die Erfolgsaussichten, auf künstlichem Weg ein Baby zu bekommen, vergleichbar mit denen bei einer natürlichen Zeugung.
Die medizinisch-technische Seite der »Fruchtbarkeits-Medaille« funkelt verführerisch. Deshalb scheint es vielen auch ein einfaches Unterfangen, das Wunschkind zu bekommen. Aber was bedeutet es seelisch für Paare, die Monat für Monat (vergeblich) auf Nachwuchs hoffen? Viele von ihnen erleben eine Gefühls-Achterbahn: »Das kann nicht wahr sein! Das klappt schon noch! Alle bekommen Kinder. Dann schaffen wir das auch! Warum musst ausgerechnet du unfruchtbar sein? Es ist doch alles sinnlos. Wir können nicht mal Kinder machen! Die Ärzte behandeln uns bestimmt falsch!«
Wenn der sehnliche Wunsch nach einem Kind nicht in Erfüllung geht, betrachten nicht wenige Frauen und Männer ihre Umwelt mit Scheuklappen. Sie sehen nur noch Schwangere, frischgebackene Eltern und glückliche Familien. Häufig entstehen Gefühle, keine ganze Frau oder kein ganzer Mann zu sein – seiner »Uraufgabe« nicht nachzukommen. Das kann selbst starke Gemüter auf seelisches Minimal-Format schrumpfen lassen. Um sich nicht den immer gleichen Fragen und Vorurteilen stellen zu müssen, gehen betroffene Paare oft in den sozialen Rückzug. Eine fatale Spirale. Denn zu Hause sind sie noch mehr auf sich allein und auf ihr Problem gestellt. Wenn die ganze Aufmerksamkeit beim Sex nur noch auf der biologischen Funktion liegt, kommt dem größten Genießer auf Dauer die Lust abhanden. Immer auf Abruf stehen, wenn der Kalender, die Blutprobe, der Ultraschall den Eisprung zeigt, oder der Arzt den Akt verordnet – ganz egal, ob Mann oder Frau Lust verspürt, bedeutet Funktion pur! Sie muss ihren Schoß bereithalten und er befruchten. Je länger die Sehnsucht nach dem Kind unerfüllt bleibt, desto häufiger treten sexuelle Probleme wie Lustlosigkeit, Erektionsschwäche, Schmerzen beim Verkehr oder Orgasmusstörung auf. Studien deutscher Wissenschaftler zeigen außerdem, dass die Diagnose Unfruchtbarkeit für Frauen als auch für Männer schlimmer ist als eine Scheidung oder der Tod einer geliebten Person. Seelische Probleme bis hin zur Depression stellen deshalb bei den Betroffenen keine Seltenheit dar.
Damit der Kinderwunsch unabhängig von der Art der Familienplanung nicht ungewollt zur Feuerprobe für die Beziehung gerät, kann jedes Paar für eine (sexuell) erfüllte Partnerschaft vorsorgen. Dass Mann und Frau ihr Kind als selbständiges Wesen betrachten, das ihre intakte Beziehung zu einer Familie ergänzt, bildet die wichtigste Voraussetzung für eine gemeinsame glückliche Zukunft. Wenn allerdings wie bei Kathrin und Daniel der Nachwuchs als Aufwertung eines »kleinen inneren Ichs« oder als »Beziehungs-Kitt« dient, dann gilt es, zuerst die Partnerschaft in all ihren Facetten auf Vordermann zu bringen. »Sex mit allen Sinnen« kann ein Beziehungs-Baustein sein, damit werdende Eltern auch begehrenswerte Partner füreinander bleiben.
… bis Eltern-Sex
Egal, ob langersehntes Wunschkind oder nicht – wenn die lieben Kleinen erst mal Mamas sicheren Bauch gegen die große weite Außenwelt getauscht haben, stellen sie das Leben ihrer Eltern ordentlich auf den Kopf. Nichts ist mehr so wie früher.
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